Der Duft von Orangen (German Edition)
mich tropfend zu ihm um. „Was ist das, Johnny?“
„Was ist was?“ Er nimmt ein Handtuch vom Haken und tupft mir zärtlich das Gesicht ab. Dann umfasst er mit einer Hand mein Kinn und schaut mir in die Augen, bevor er mir einen Kuss auf die Stirn gibt. Er zieht mich an seine Brust, schlingt die Arme um mich.
Mir ist es egal, dass es zum Kuscheln zu heiß ist oder dass seine nackte Brust unter meiner Wange vor Schweiß klebt. Ich drücke meine Lippen auf seine Haut und schmecke Salz und Sex.
„Das hier. Wir.“
Er lacht. „Ich weiß es nicht. Was möchtest du denn, dass es ist?“
„Ich will, dass es alles ist, Johnny.“ Meine Stimme klingt ängstlich.
„Hey“, sagt er leise. „Hey, pst.“
Ich weine nicht, zittere aber vor Anspannung, und Johnny muss denken, dass ich heule. Es ist beruhigend, so von ihm umarmt zu werden. Wie vor einigen Tagen in seinem Büro, aber viel besser. Denn ich weiß, wenn ich ihn jetzt küssen würde, würde er es zulassen.
„Warum kann es das nicht sein?“, fragt er nach einer Minute.
Die Hitze im Badezimmer ist unerträglich. Das Atmen fällt mir schwer. Das Sprechen auch.
„Weil nichts hiervon real ist.“
„Hey.“ Er schiebt mich sanft von sich, ohne meine Oberarme loszulassen. Er hält mich fest. „Sag das nicht. Ich bin doch hier, du bist hier …“
„Nein.“ Ich schüttle den Kopf, lasse meine Hände über seine Brust zu seinem Bauch gleiten. „Du bist nicht hier. Ich bin nicht hier. Das hier ist überhaupt nicht real.“
„Was ist es dann?“ Er neigt den Kopf und schenkt mir ein schwaches Lächeln. „Für mich fühlt es sich echt an.“
Seine Hand gleitet unter meine Bluse und umfasst meine Brust. „Die auch.“
Er nimmt meine Hand und führt sie an seinen halb erigierten Schwanz. „Und der ist auch real.“
Ich löse mich von ihm, drehe mich weg. Das Waschbeckenin meinem Rücken beraubt mich jeglicher Fluchtmöglichkeit. „Natürlich fühlt es sich für dich real an. Du bist für dich immer echt. Das Problem ist jedoch, Johnny, dass sich das hier alles nur in meinem Kopf abspielt. Ich denke mir das aus. Alles geschieht nur in meinem Gehirn.“
Er lacht nicht. Er versucht nicht, mich an sich zu ziehen, rührt sich aber auch nicht, um mir den Weg frei zu machen. „Emm. Sieh mich an.“
Ich tue es. Er ist so schön, so jung. Weiches Gesicht, keine Falten. Ist es falsch, eine solche Schönheit in seiner Jugend zu sehen, vor allem wo ich die Erinnerung an sein echtes Gesicht in mir trage? Die Falten in den Augenwinkeln, die silbernen Strähnen an den Schläfen, das alles gehört zu dem echten Johnny, den ich umwerfend finde. Aber ich kann nicht abstreiten, dass der Mann vor mir auf der Höhe seine Knackigkeit ist.
„Was stört dich denn? Ich weiß, wir kennen uns noch nicht so lange, aber …“
„Das ist es nicht.“ Ich schüttle den Kopf. Mein Haar löst sich aus der Spange, die es am Hinterkopf zu einem Knoten festhält.
Ich löse die Spange und halte sie Johnny auf der ausgestreckten Hand hin. „Die ist echt. Ich habe sie wegen etwas gekauft, das du mir hier gesagt hast. Dass ich sie hier habe liegen lassen. Dass sie mir gehört.“
Er wirkt verwirrt. „Hast du? Wann?“
„Du hast es mir gesagt. Erinnerst du dich, in der Küche? Dass sie mir gehört, obwohl ich sie nie zuvor gesehen hatte. Dann sah ich sie in der Einkaufspassage und kaufte sie, weil sie mich an dich erinnert hat. Das ist verrückt, Johnny. Vielleicht bin ich verrückt.“
„Wir sind alle ein wenig verrückt. Das ist in Ordnung.“ Er lächelt.
Nein! Ich werfe die Spange ins Waschbecken, wo die Feuchtigkeit das Leder dunkel färbt. Wieder schaue ich Johnny an.
„Alles ist nur ein Traum. Nichts davon wird bleiben.“
„Scheiße.“ Er runzelt die Stirn. „Es gibt aber Sachen, die halten. Beende es nicht, bevor es begonnen hat.“
„Aber es ist schon vorbei!“, rufe ich.
Er tritt ein paar Schritte zurück, die Augen verengt, die Fäuste geballt, nur ein wenig, als wenn er fürchtet, dass ich ihn schlagen könnte. Er war mit Sandy verheiratet, einer Frau, von der ich mir sehr gut vorstellen kann, dass sie einem nackten Mann in die Eier tritt. Ich hingegen bin nicht so.
„Es ist vorbei“, flüstere ich. „Weil es nie angefangen hat. Verstehst du das nicht?“
„Nein. Ich verstehe das nicht.“
„Alles ist nur Fantasie.“ Ich mache eine Geste, die das gesamte Badezimmer einschließt. „In der Realität schüttelst du mich grade … und
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