Der Duft von Orangen (German Edition)
schüttelst … und schüttelst …“
Ich schwanke, als würde eine unsichtbare Hand mich packen und mich vor und zurück schieben.
„Emm!“ Johnny klingt alarmiert.
„Schüttel mich“, flüstere ich heiser, dann lauter. „Schüttel mich und hol mich hier raus.“
„Wo raus?“, ruft Johnny und greift nach mir. „Emm, du machst mir Angst.“
„Ich will raus aus der Dunkelheit … bring mich zurück.“ Ich schiebe mich an ihm vorbei. „Ich gehe.“
„Wohin gehst du?“, ruft er mir von der Tür aus nach, während ich mich zwinge, mit stetigen Schritten durch das Schlafzimmer zu gehen, ohne zu wissen, wohin.
Weil ich weiß, dass es egal ist.
„Kommst du zurück?“ Er weint fast. „Emm! Sag mir, dass du zurückkommst.“
„Ich weiß es nicht“, sage ich über meine Schulter und öffne die Schlafzimmertür. „Ich weiß es nie.“
18. KAPITEL
I ch blinzelte, meine Sicht war leicht verschwommen, und Johnnys Hand lag auf meiner Schulter.
„Emm“, sagte er leise. „Du musst mir glauben, wenn ich dir sage, dass es mir leidtut.“
„Was tut dir leid?“, frage ich dümmlich. Ich habe irgendetwas Wichtiges verpasst. Als ich seine Hand anschaue, zieht er sie fort.
Er hält einen Moment inne, bevor er mir antwortet. „Du warst … wieder weg?“
Mein Kinn hob sich ein wenig. „Keine große Sache.“
„Natürlich ist das eine große Sache.“ Doch bevor er mehr sagen konnte, klingelte sein Handy.
Er griff danach, und während er den Anruf annahm, nutzte ich die Chance, aufzustehen. Er bedeutete mir, zu warten, doch das tat ich nicht. Ich schnappte mir meinen Mantel und meine Tasche und eilte vom Tisch, ohne mein Geschirr wegzubringen. Sollte er sich doch darum kümmern. Ich musste hier raus.
Ich nahm den langen Weg nach Hause. Die kalte Luft fühlte sich auf meinem erhitzten Gesicht gut an, obwohl ich, als ich endlich zu Hause ankam, meine Nase nicht mehr fühlte. Oder meine Zehen. Der Himmel war noch dunkler geworden, eine dicke, geschlossene Wolkendecke. Bald würde es schneien.
Mein Telefon klingelte in dem Augenblick, in dem ich meinen Hausflur betrat. Unbekannte Nummer. „Wer ist da?“
„Meldest du dich immer so?“
„Nur wenn du dran bist. Woher hast du überhaupt meine Nummer?“, fauchte ich.
Er lachte und ignorierte meine Frage. Ich hasste es, dass er meiner Wut etwas Lustiges abgewinnen konnte. „Ich weiß, ich habe dich bisher noch nie angerufen.“
„Vielleicht hättest du es auch dieses Mal sein lassen sollen.“
„Emm, es tut mir leid. Ich musste mit dir reden.“
Ich ballte meine Hände zu Fäusten, eine nach der anderen, die Blutzirkulation anzuregen. „Warum?“
„Du weißt, warum.“
„Nein.“ Ich füllte den Kessel mit Wasser, überlegte erst, mir einen Tee zu machen, entschied mich dann aber für Kakao. Dann fiel mir das letzte Mal ein, als ich heißen Kakao gemacht hatte, und ich entschied mich noch mal um.
„Was an dem Abend vor Kurzem passiert ist … Das war falsch.“
„Verdammt richtig, was du gemacht hast, war falsch.“ Ich stellte den Herd an, und langsam war mir warm genug, dass ich den Mantel ausziehen konnte.
„Es tut mir leid“, sagte Johnny. „Ich hätte es nicht so weit kommen lassen dürfen.“
„Nein, du solltest dir viel mehr Gedanken darüber machen, dass du danach einfach so hier rausmarschiert bist, als wäre ich irgendeine billige Nutte.“
Johnny schwieg ein paar Sekunden. „Das Gefühl wollte ich dir nicht vermitteln, Emmaline.“
Es war das erste Mal, dass er meinen vollen Namen benutzte, dabei war ich nicht einmal sicher, ob ich ihm den je verraten hatte. Ich stellte den Herd ab und goss mir eine Tasse Teewasser ein.
„Tja, das hast du aber“, sagte ich nur.
Sein Seufzen kitzelte mir durch die Telefonleitung in den Ohren. „Es tut mir leid.“
„Mach es wieder gut.“
Manchmal kann man aus dem Schweigen eines Menschen eine Menge herauslesen, doch dieses Mal gelang es mir nicht. Lächelte er wieder? Runzelte er die Stirn, sodass sich diese steile Falte zwischen den Brauen bildete, die ich mit meinem Daumen wegstreichen wollte? Oder schaute er das Telefon mit diesem abwägenden Blick an, den er mir schon ein paarmal geschenkt hatte?“
„Wie?“
„Für den Anfang könntest du mich zum Essen einladen.“ Meine Kühnheit überraschte mich selber, und doch spürte ich, dass es zwischen uns schon immer genauso hatte sein sollen. „Ich mag italienisches Essen.“
„Okay, für den Anfang ein Abendessen.
Weitere Kostenlose Bücher