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Der Duft von Safran - Holeman, L: Duft von Safran - The Saffron Gate

Der Duft von Safran - Holeman, L: Duft von Safran - The Saffron Gate

Titel: Der Duft von Safran - Holeman, L: Duft von Safran - The Saffron Gate Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Holeman
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Mannes bedarf.« Die Erinnerung ließ sie lächeln, ein hässliches Lächeln. » Eine zufällige Berührung, ein Blick, der etwas zu lange verweilt … für mich war es einfach nur ein Spiel.« Sie nahm wieder einen Zug aus der Pfeife und senkte die Augenlider. » Es war so einfach, Sidonie. Es brauchte so wenig, bis er anbiss.« Sie schnippte mit den Fingern. » Wie ein Fisch, den man mit einem fetten Köder lockt. Als ich ihn bei der Beerdigung seines Vaters sah, beschloss ich, ihn endlich zu bestrafen, so wie er es verdient hatte: Ich würde ihn dazu bringen, mich zu begehren, mich zu berühren, und ihn von mir kosten lassen, und dann … Paff!« Wieder schnippte sie mit den Fingern. » Würde ich ihn wieder wegschicken. Ich würde ihn verrückt machen. So wie ich es schon mit anderen Männern getan hatte. Es bereitet mir Vergnügen zuzusehen, wie sie sich winden und zappeln, ehe ich sie vom Haken lasse. Doch danach können sie nicht mehr so gut schwimmen. Sie haben Schaden genommen.« Ihr Gesicht glühte. » Sie sind vergiftet von der Begierde nach mir.«
    Ich dachte an die gruselige Friedhofsszene, an den Knochen und den Zahn, die Falida ausgebuddelt hatte. Und daran, wie Manon mich mit einem Knochensplitter verletzt hatte.
    » Natürlich habe ich ihn auf die Folter gespannt. Ich sorgte dafür, dass er verrückt vor Begierde nach mir war und den Verstand verlor. Und schließlich gab ich nach, wohl wissend, dass er wiederkommen würde. Und das tat er, er kam immer wieder. Nie zuvor hat er eine Frau wie mich gekannt. Er konnte nicht genug von mir kriegen.«
    Ich bemühte mich, keinen Vergleich anzustellen, verscheuchte den Gedanken, wie es war, als Etienne und ich zusammen im Bett waren. War da auch dieses Feuer gewesen, von dem Manon sprach?
    » Die Geschichte zwischen unserem Vater und meiner Mutter wiederholte sich. Unser Vater war hypnotisiert von meiner Mutter. Er hat ihr Liebesbriefe geschrieben. Nach ihrem Tod habe ich sie aufbewahrt. Ich las, welche Vorlieben er hatte, dass er es liebte, sie zu nehmen, während im Zimmer daneben seine Frau saß und las oder Freunde empfing. Es verschaffte ihm Befriedigung zu wissen, dass seine Frau in Hörweite war; der Reiz des Verbotenen fachte seine Lust an. Und so war es auch mit Etienne. Ich brachte ihn dazu, mich an Orten zu nehmen, wo die Gefahr des Entdecktwerdens bestand und er der Demütigung preisgegeben wäre, würde man ihn mit der Tochter einer Dienerin erwischen.«
    » Hör auf«, sagte ich leise. Die Bilder, die sie vor meinem geistigen Auge heraufbeschwor, verursachten mir Übelkeit.
    » Nachdem ich ihn zu meinem Liebhaber gemacht hatte, brachte ich ihn dazu, dieses Haus für mich zu kaufen und es auf meinen Namen einzutragen. Ich ließ ihn ein Dokument unterschreiben, mit dem er mir eine großzügige monatliche Unterhaltszahlung garantierte, für immer wohlgemerkt. Für immer. Er wird mich immer unterstützen müssen. Natürlich habe ich ihn damals noch in dem Glauben gelassen, dass ich ihn liebe, dass ich nur ihn wollte, dass wir immer zusammenbleiben würden. Dass kein anderer Mann mich so befriedigen kann wie er. Er war mir ganz und gar verfallen. Er versprach mir, in Marrakesch zu bleiben und als Arzt in der Ville Nouvelle zu arbeiten. Und wir kamen überein, dass es keine Kinder geben würde.
    Er hat mir keinen Heiratsantrag gemacht. Natürlich nicht. Hätte er, ein angesehener französischer Arzt, eine marokkanische Dienerin heiraten sollen? O nein. Ich wusste, dass ich immer nur seine Mätresse bleiben würde. Im Grunde seines Herzens glaubte er wohl, dass keine Frau würdig war, von ihm geheiratet zu werden. Eine Frau zum Zeitvertreib, für den Sex, oui. Für die Ehe, non.«
    Und ich hatte gedacht, dass er mich heiraten würde.
    » Doch als ich dann das Haus hatte und finanziell abgesichert war, sagte ich es ihm. Als ich wusste, dass ich einen festen Platz in seinem Kopf hatte, dass er keinen anderen Gedanken mehr fassen konnte, sagte ich es ihm. Ich wartete den perfekten Moment ab, als sein Gesicht über meinem und er tief in mir drin war.«
    » Manon, bitte.« Warum stand ich nicht auf und ging? Warum saß ich noch immer da, wie einem Hexenzauber erlegen, und hörte mir ihre schmutzige Geschichte an?
    » Wir sahen einander in die Augen, sein Blick so voller Leidenschaft, voller Liebe, und da sagte ich es ihm. Ich bin deine Schwester. Ich musste es wiederholen. Er verstand zunächst nicht, was ich meinte.« Wieder hatte sie dieses grässliche,

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