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Der Duft von Safran - Holeman, L: Duft von Safran - The Saffron Gate

Der Duft von Safran - Holeman, L: Duft von Safran - The Saffron Gate

Titel: Der Duft von Safran - Holeman, L: Duft von Safran - The Saffron Gate Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Holeman
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Kaftan im Dunkeln auf dem Bett, als ich aus dem Innenhof männliche Stimmen hörte. Ich machte die Stimme von Menas Mann aus, die seiner beiden Söhne und … die von Aszulay. Ich sprang auf und eilte zum Fenster.
    Sie saßen zusammen um den kleinen Tisch und tranken Tee. Ihre Unterhaltung hörte sich an, als handelte es sich einfach nur um einen zwanglosen Besuch. Als sie ihre Tassen geleert hatten, standen der Mann und seine zwei Söhne auf.
    Aszulay sagte noch etwas, und der Mann blickte zu meinem Fenster hoch. Schnell zog ich den Kopf zurück, und kurz darauf klopfte es leise an meine Tür.
    Ich öffnete sie. Es war Mena. » Aszulay ist hier«, sagte sie. » Er will mit dir reden. Leg deinen Gesichtsschleier um, Sidonie«, sagte sie ernst. » Mein Mann ist zu Hause.«
    Ich kam ihrer Aufforderung nach und ging dann über die Hintertreppe nach unten, die Treppe, die die Frauen benutzten, wenn sich ein Mann im Innenhof aufhielt und sie ihm nicht begegnen wollten.
    » Geht es dir gut?«, fragte er.
    » Ja.«
    »Aber du hast Etienne getroffen.« Es war eine Feststellung. »Ich war vorhin in der Sharia Zitoun. Manon sagte mir, du seist da gewesen. Sie meinte …« Er hielt inne, und ich sah ihn an. »Verstehst du nun, warum ich dir nicht gleich gesagt habe, dass Etienne wieder hier ist? Verstehst du nun, warum ich dich beschützen wollte? Ich wusste, ich hätte nicht verhindern können, dass du die Wahrheit entdeckst – Manon hätte schon dafür gesorgt, dass du jedes Detail erfährst –, aber ich wollte … es tut mir leid. Es war egoistisch von mir. Ich wollte, dass du noch ein paar Tage …«
    Ich setzte mich auf die Bank. Er sagte nichts mehr, sondern ließ sich ebenfalls wieder auf seinen Platz sinken.
    Schließlich ergriff ich das Wort. » Ich verstehe dich, Aszulay. Mein Besuch in der Sharia Zitoun war auch alles andere als erfreulich.« Während ich die Worte sprach, musste ich mit einem Mal an Badou denken. Das Letzte, was er mitbekommen hatte, ehe er hinausgeschickt wurde, war, wie ich Etienne ohrfeigte. Ich schlug die Hände vors Gesicht und vergegenwärtigte mir seinen ängstlichen und sorgenvollen Blick, als er bei Falida Zuflucht suchte, und den Ausdruck auf den Gesichtern der beiden Kinder, als sie aus dem Innenhof flüchteten.
    Bestimmt hielten sie mich für keinen Deut besser als Manon. Eine Frau, die schrie und schlug.
    » Sidonie?«, sagte Aszulay, und ich ließ die Hände sinken.
    » Ich musste gerade an Badou denken. Das arme Kind.«
    » Es war sicher nicht besonders schön für ihn«, sagte er. » Aber wenn man bedenkt, dass viele Kinder in Marokko … Er hat wenigstens ein Dach über dem Kopf und bekommt zu essen. Und ich versuche, ihm das Leben ein bisschen angenehmer zu machen.«
    Ich nickte. » Ich bin froh, dass er dich hat. Der Gedanke, dass er bei Manon aufwächst, ist mir unerträglich. Aber was mir wirklich das Herz zerbricht …« – ich zog den Gesichtsschleier herunter, mochte Menas Mann doch von mir denken, was er wollte –, » ist der Gedanke an das Erbe, das er möglicherweise in sich trägt.«
    » Was für ein Erbe?«
    » Du weißt schon. Die Krankheit, Huntington-Chorea. Manon ist es egal, denn sie denkt gewiss, dass er zu dem Zeitpunkt, da die Krankheit bei ihm ausbrechen könnte, längst ein erwachsener Mann ist. Warum also sollte sie sich Sorgen um ihn machen?«
    » Ich verstehe nicht, wovon du sprichst.«
    Ich sah ihn ungläubig an. » Was verstehst du nicht?«
    » Manon scheint die Krankheit nicht zu haben, also warum sollte Badou sie in sich tragen?«
    » Aber … Etienne. Etienne hat sie.«
    » Ja. Er ist sein Halbonkel, aber nur ein erkrankter Elternteil kann sie vererben. Stimmt das nicht? Das hat mir Manon erzählt.«
    Ich schüttelte den Kopf. » Aszulay. Weißt du es nicht? Hat dir Manon etwa nicht erzählt, dass Badou Etiennes Kind ist?«
    Aszulay lehnte sich zurück. » Manon weiß nicht mit Sicherheit, wer sein Vater ist.«
    Ich schluckte. » Doch. Sie hat mir gesagt, es sei Etienne. Badou sei das Ergebnis ihrer Beziehung mit Etienne. Heute Nachmittag erst hat sie mir das erzählt.«
    Aszulay stand auf, durchquerte mit langen Schritten den Innenhof, als wollte er seine Wut bezähmen, und kam wieder zurück. Dann nahm er erneut mir gegenüber Platz. Kopfschüttelnd starrte er die Mauer in meinem Rücken an. Ich kannte ihn inzwischen gut genug, um zu erkennen, dass er sich um Fassung bemühte. Er sah mich wieder an.
    » Manon war mit Etienne zusammen, bevor er

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