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Der Duft von Safran - Holeman, L: Duft von Safran - The Saffron Gate

Der Duft von Safran - Holeman, L: Duft von Safran - The Saffron Gate

Titel: Der Duft von Safran - Holeman, L: Duft von Safran - The Saffron Gate Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Holeman
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in Empfang, die das Hotel verkauft hatte.
    » Schon nach kurzer Zeit herrscht eine große Nachfrage nach Ihren Werken, Mademoiselle«, sagte er. » Der Inhaber einer Galerie in der Rue de la Fontaine würde gern mit Ihnen sprechen.« Er reichte mir eine Visitenkarte. » Wenn Sie mögen, nehmen Sie Kontakt mit ihm auf.«
    Ich setzte mich in einen Sessel in der kühlen Hotelhalle und betrachtete den Umschlag mit dem Geld und das Kärtchen. Durfte ich zu denken wagen, dass ich in Albany mit meiner Malerei meinen Lebensunterhalt bestreiten konnte? Würden meine Werke dort auf das gleiche Interesse stoßen wie hier?
    Aber der Gedanke an Albany und die Juniper Road war mir unerträglich.
    Langsam ging ich zur Medina zurück, gefolgt wie immer von Najeeb. Als wir die Sharia Zitoun kreuzten, blickte ich instinktiv zu der Mauernische.
    Seit meinem ersten Besuch in dieser Straße hatte ich Badou und Falida nie wieder dort gesehen. Doch nun konnte ich eine schattenhafte Gestalt ausmachen.
    Ich ging näher hin. Es war Falida mit einem kleinen grauen Kätzchen im Schoß.
    » Falida«, sagte ich, und sie sprang auf. Mit ihren Augen, die in dem schmalen Gesicht viel zu groß waren, sah sie zu mir empor. Sie wirkte verstört. » Was ist los, Falida? Ist etwas passiert?«
    In ihren Augen glitzerten Tränen. Zwar hatte ich einige Mal erlebt, wie Manon sie misshandelte, aber noch nie hatte ich Falida weinen sehen. » Ich lebe wieder auf der Straße, Mademoiselle«, sagte sie.
    » Hat Manon dich rausgeworfen?«
    » Sie sind alle weg.«
    » Weg? Was meinst du damit?«
    » Meine Herrin und der Mann. Und Badou. Sie sind weggegangen. Ich will nicht mehr auf Straße leben, ich bin zu alt dafür. Nicht gut für ein Mädchen, auf Straße. Schlimme Sachen passieren. Ich habe Angst, Mademoiselle.« Sie hob das Kätzchen an ihr Gesicht, als wollte sie die Tränen vor mir verbergen. Doch ich sah, wie ihre schmalen Schultern zuckten.
    Ich beugte mich zu ihr hinab und legte ihr eine Hand auf den Unterarm. » Falida, sag mir, was passiert ist.«
    Sie hob den Kopf. Ihre Lippen waren trocken und rissig. Ich fragte mich, wann sie zuletzt etwas gegessen hatte. » Meine Herrin und der Mann haben gestritten.«
    » Etienne? Hat sie mit Monsieur Duverger gestritten?«
    » Mit allen Männern, Mademoiselle. Monsieur Olivier und Aszulay und Monsieur Etienne. Immer streiten. Badou sehr traurig. Hat Angst. Er weinen und weinen.«
    Ich fuhr mit der Zungenspitze über die Lippen, die sich plötzlich ebenfalls trocken anfühlten. » Aber … wohin sind sie gegangen? Und wer? Manon mit Etienne und Badou? Weißt du, wohin sie gingen?«
    Falida schüttelte den Kopf. » Nein, der andere, Monsieur Olivier. Er sagen, er nehmen meine Herrin, aber nicht Badou. Er will Badou nicht. Mein Herrin sagen, sie Badou lassen bei Monsieur Etienne, dann Monsieur Etienne streiten mit meine Herrin und weggehen, nicht mehr wiederkommen. Meine Herrin … sie so wütend. Badou und ich uns verstecken. Wir haben Angst. Sie böse, wenn wütend; sie uns schlagen. Wir uns hier verstecken, aber als es dunkel, ich nicht mehr wissen, was tun. Badou hungrig, immer nur weinen. Ich gehen mit ihm zu meiner Herrin zurück, sie mir geben ein Papier und Tasche mit Sachen von Badou. Sie mir sagen, Badou zu Aszulay bringen und geben ihm Papier.«
    » Und, hast du das getan?«
    Falida nickte. » Aszulay nicht dort. Ich lassen Badou bei Dienerin. Sie mir sagen, ich soll gehen.« Falida schmiegte erneut das Gesicht an das Kätzchen, und wieder rollten ihr Tränen über die Wangen.
    » Wann ist das passiert?«
    » Ich jetzt zwei Nächte auf Straße.«
    » Weißt du, wie lange Manon diesmal wegbleibt? Mit Monsieur Olivier?«
    Falida schüttelte den Kopf.
    » Komm mit mir«, sagte ich.
    Sie setzte das Kätzchen in die Mauernische zurück und stand auf, und ich ergriff ihre Hand.
    In der Sharia Soura angekommen, nahm ich sie mit in den Innenhof und gab ihr Hühnchen mit Couscous zu essen, während ich Nawars misstrauische Blicke ignorierte. Ich hieß die Dienerin, Wasser heiß zu machen, und ließ Falida in meinem Zimmer ein Bad nehmen. Dann reichte ich ihr einen meiner Kaftane zum Anziehen. Als ich wieder nach ihr sah, lag sie schlafend auf der Matratze und atmete tief und seufzend. Während es in meinem Zimmer dunkel wurde, ließ ich mich neben sie sinken und schloss die Augen.
    Mitten in der Nacht wachte ich auf. Falida schlief friedlich an mich gekuschelt. Ich legte den Arm um sie und schlief ebenfalls wieder

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