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Der Duft von Safran - Holeman, L: Duft von Safran - The Saffron Gate

Der Duft von Safran - Holeman, L: Duft von Safran - The Saffron Gate

Titel: Der Duft von Safran - Holeman, L: Duft von Safran - The Saffron Gate Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Holeman
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denn nachts, wenn die Hitze nachlässt, scheinen die Blumen noch stärker zu duften. Außerdem ist er von einer Mauer umgeben und somit ziemlich sicher.«
    Ich nickte. » Danke, das werde ich tun.«
    »Ich würde Ihnen ein Napoleon zum Dessert empfehlen. Es ist wunderschön geformt, das Hotel hat nämlich einen französischen Chef-Pâtissier«, sagte Mr Russell und drehte sich kaum merklich auf seinem Stuhl um, aber immerhin so viel, um mir zu bedeuten, dass für ihn die Unterhaltung beendet war. »Uns schmeckt es jedenfalls, nicht wahr, Liebling?«, sagte er zu Mrs Russell.
    Nachdem ich mein Abendessen beendet hatte, das mir trotz seiner leichten Konsistenz schwer im Magen lag, trat ich durch die Glastür in den Garten hinaus. In einem der Ballsäle, an denen ich vorbeigekommen war, tanzten Gäste, und die verlassenen Gartenwege wurden von brennenden Fackeln beleuchtet. Es gab Orangen- und Zitronenbäume und Tausende von Rosenbüschen voller leuchtend roter Rosen. Unwillkürlich kamen mir die Rosenblätter in den Sinn, mit denen mein Zimmer geschmückt war. Nachtigallen und Turteltauben nisteten in den Palmen, die die Wege säumten. Ich sah eine Fülle von süß duftenden Mimosen und, zu meinem Erstauen, Pflanzen, die ich auch in meinem eigenen Garten zog: Geranien, Salbei, Stiefmütterchen und Malven.
    Mit einem Mal waren die Erinnerungen an zu Hause und mein früheres Leben so weit entfernt. Es war, als hätte die Frau, die dieses einfache Leben führte, abgeschottet von der Welt jenseits der Juniper Road, nichts mit mir zu tun.
    Unter fernem Himmel war ich nicht mehr jene Sidonie O’Shea. Seit meiner Abreise aus Albany hatte ich vollkommen unerwartete und unvorhersehbare Dinge gesehen, gehört, gerochen und geschmeckt. Einiges davon war wunderschön gewesen, anderes furchterregend. Einiges lärmend und verstörend, anderes heiter und bewegend. All diese neuen Szenen kamen mir wie Fotografien eines Buches vor, Bilder, die ich im Geiste aufgenommen hatte. Wenn ich langsam darin blätterte, konnte ich sie betrachten.
    Vorsichtig überging ich die Fotos von meinem Hotelzimmer in Marseille. Es war zu früh, um jene Bilder anzuschauen. Viel zu früh.
    Noch lag die eigentliche Herausforderung – die, derentwegen ich diese weite Reise auf mich genommen hatte – vor mir. Der Gedanke daran, wie ich sie bestehen würde, womöglich schon am nächsten Tag, erfüllte mich mit einer solchen Beklemmung, dass ich mich auf eine Bank setzen musste.
    Nach einer Weile blickte ich in den Nachthimmel und lauschte dem leisen Rascheln der Palmwedel in der sanften nächtlichen Brise und den aus der Ferne ertönenden und doch so eindringlichen Geräuschen vom Platz der Medina.
    Die Versammlung der Toten. Plötzlich hatte ich eine düstere Vorahnung und fröstelte in der warmen Luft.
    Es drängte mich, in die Geborgenheit meines Zimmers zurückzukehren, und mit raschen Schritten ging ich auf das Hotel zu.

DREIZEHN
    E s war Anfang Februar, elf Monate nach dem Tod meines Vaters, als ich Gewissheit bekam. Zu diesem Zeitpunkt waren Etienne und ich seit fünf Monaten ein Liebespaar.
    Ich wartete noch eine Woche, ehe ich die Neuigkeit mit Etienne teilen wollte, ohne jede Ahnung, wie er reagieren würde. Er hatte durchblicken lassen, dass ich mir keine Sorgen machen bräuchte, unser Liebesverhältnis könne irgendwelche Konsequenzen nach sich ziehen. Das hatte mir eingeleuchtet. Er war Arzt, also wusste er, wie man eine Schwangerschaft verhinderte. Doch trotz seiner Versicherungen hatten seine Vorkehrungen versagt.
    Ich war aufgeregt und nervös und darauf bedacht, den richtigen Moment zu erwischen, um ihm die Nachricht zu unterbreiten. Wir lagen einander zugewandt in meinem Bett, unsere Körper noch erhitzt, während sich unser Atem wieder beruhigt hatte. Da wusste ich, dass dies der perfekte Augenblick war, ein Moment tiefer Verbundenheit. Ich lächelte und streichelte Etiennes nackte Brust, während ich sagte: »Etienne. Ich muss dir etwas sagen.«
    Er beugte sich vor und küsste mich auf die Stirn, indem er schläfrig erwiderte: » Was denn, Sido?«
    Ich befeuchtete die Lippen, und vielleicht veranlasste ihn mein Zögern, dass er sich auf den Ellbogen stützte und mich eindringlich ansah. » Was willst du mir denn sagen? Wenn ich mir deinen Ausdruck so anschaue, einerseits zufrieden, andererseits befangen, bin ich wirklich gespannt, was es ist.«
    Ich nickte und nahm seine Hand. » Es kommt vollkommen überraschend, Etienne, ich weiß,

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