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Der Duft von Safran - Holeman, L: Duft von Safran - The Saffron Gate

Der Duft von Safran - Holeman, L: Duft von Safran - The Saffron Gate

Titel: Der Duft von Safran - Holeman, L: Duft von Safran - The Saffron Gate Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Holeman
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aber …« Ich konnte es kaum aussprechen, so groß waren meine Freude und mein Staunen. » Ich erwarte ein Kind, Etienne.«
    Ich hielt den Atem an und wartete auf seine Reaktion. Aber sie war nicht, wie von mir erhofft. In den blassen Schatten, die der kalte Wintermond durch das Fenster auf sein Gesicht malte, wirkte sein Gesicht vollkommen ausdruckslos. Seine Haut hatte mit einem Mal die Farbe und Musterung eines ausgeblichenen Fossils. Er zog seine Hand weg, setzte sich aufrecht hin und sah mit leicht geöffnetem Mund zu mir herab.
    » Etienne?«, sagte ich und setzte mich ebenfalls auf, um ihn anzusehen.
    » Bist du sicher?«, fragte er.
    Zinnober, die trotz ihres Alters noch immer erstaunlich flink war, sprang auf Etiennes Seite aufs Bett, doch er fegte sie mit einer schroffen Handbewegung wieder hinunter, etwas, was ganz untypisch für ihn war. Ich hörte das dumpfe Geräusch, mit dem sie auf dem Teppich landete, und wusste, dass sie sich nun mit vor Entrüstung eingezogenem Schwanz unter das Bett schleichen würde.
    Ich nickte.
    » Aber ich habe doch immer … diese … la capote … ein Kondom benutzt«, sagte er. Er war noch immer erschreckend blass und sprach aus unerfindlichem Grund plötzlich Englisch.
    Ich war verblüfft. » Etienne?«, sagte ich schließlich, während sich eine schreckliche Ahnung meiner bemächtigte. » Etienne, bist du denn nicht …« Ich brach ab, weil ich nicht wusste, wie ich den Satz zu Ende bringen sollte.
    Er starrte über meinen Kopf hinweg zum Fenster in die Dunkelheit, als könnte er es nicht ertragen, mir ins Gesicht zu sehen. » Bist du bei einem Arzt gewesen?« Ohne meine Antwort abzuwarten, drehte er sich zur anderen Seite und griff nach einem der Pillenfläschchen, die auf dem Nachttisch standen. Er hatte mir gesagt, er leide unter Kopfschmerzen und Schlafproblemen. Ich hasste es, wenn er Schlaftabletten nahm. Nur in unseren ersten beiden gemeinsamen Nächten hatte er keine Tabletten genommen, und keiner von uns hatte tief geschlafen. Doch ich dachte, es liege daran, dass wir beide es nicht gewohnt waren, zusammen in einem Bett zu schlafen. Außerdem war ich mir viel zu sehr seiner Nähe bewusst, voller Ehrfurcht, ihn neben mir zu haben, und genoss die Berührung seines Körpers, wenn er sich in meinem schmalen Bett umdrehte oder bewegte. Nach der zweiten gemeinsamen Nacht nahm er dann die Tabletten. Von da an war sein Schlaf flach und reglos, und abgesehen von einem gelegentlichen Zucken seines Kiefers oder einem kaum hörbaren Knirschen mit den Backenzähnen lag er unbeweglich neben mir. Dieser von Medikamenten herbeigeführte Schlaf ließ mich neben ihm einsam fühlen.
    Er öffnete eine der Fläschchen und ließ drei Pillen in seine Hand gleiten. Sicherlich waren sie gegen Kopfschmerzen, sagte ich mir, er würde jetzt kein Schlafmittel nehmen, nach dem, was ich ihm soeben gesagt hatte. Er warf sie in den Mund und schluckte sie mit dem Bourbonrest hinunter, der sich noch in seinem Glas befunden hatte.
    Wie immer versetzte es mir einen Stich, ihn mit Tabletten und einem Drink beschäftigt zu sehen, aber andererseits fürchtete ich jetzt auch seinen Blick.
    » Ich dich fragen, ob du bei einem Arzt gewesen?«, sagte er in seinem plötzlich seltsam verstümmelten Englisch. Er hatte sich zwar wieder zu mir gedreht, sah aber immer noch über meinen Kopf hinweg zum Fenster.
    » Nein, aber ich bin mir trotzdem sicher, Etienne. Ich kenne meinen Körper, und die Anzeichen sind unmissverständlich.«
    Schließlich sah er mich an, und mein Magen zog sich zusammen. » Nein. C’est impossible. Vielleicht es gibt andere Gründe für die Symptome. Am Donnerstag – der Tag nach morgen – ich habe … wie heißt … Nachtschicht. Am Morgen ich dich fahre zu einer Klinik, die ich kenne … in eine andere … County … zur Untersuchung.« Seine Worte waren ein einziges Gestammel. Es war, als hätte er sein fast fehlerfreies Englisch mit der nahezu korrekten Aussprache, das er vor unseren Unterhaltungen auf Französisch mit mir gesprochen hatte, ganz und gar verlernt. » Nicht in meine Krankenhaus.«
    Seine seltsame Sprechweise in Verbindung mit seinem ausdruckslosen Blick verursachte mir Übelkeit. In den vergangenen Wochen hatte ich mir Hunderte von Malen vorgestellt, wie ich ihm die Neuigkeit eröffnen würde, und mir eine ganz andere Reaktion von ihm ausgemalt. Er war der einzige Mann, dem ich mich je hingegeben hatte. Mein Leben war mit seinem verwoben. Bis zu dem Tag, da Etienne

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