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Der Duft von Safran - Holeman, L: Duft von Safran - The Saffron Gate

Der Duft von Safran - Holeman, L: Duft von Safran - The Saffron Gate

Titel: Der Duft von Safran - Holeman, L: Duft von Safran - The Saffron Gate Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Holeman
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und ich las den Zimmerpreis. Er überstieg meine Mittel bei weitem. Aber ich hatte keine Ahnung, wo ich sonst hätte übernachten sollen. » Ich … ich weiß noch nicht«, sagte ich.
    Seine Miene blieb ungerührt. » Wie Sie wünschen, Mademoiselle, wie Sie wünschen. Sie können gern so lange im Hôtel de la Palmeraie bleiben, wie Sie wollen. Ich bin Monsieur Henri. Bitte wenden Sie sich an mich, wenn Sie etwas benötigen. Wir sind bemüht, sämtliche Wünsche unserer Gäste zu erfüllen. Soll ich Ihnen einen Tisch für das Abendessen reservieren? Es wird bis neun Uhr serviert.«
    Wollte ich überhaupt zu Abend essen? Hatte ich Hunger? Oder sollte ich mich gleich ins Straßengetümmel werfen und meine Suche beginnen? Wieder einmal war ich unschlüssig und hätte am liebsten gesagt: Ich weiß es nicht, als mir bewusst wurde, dass ich ja tatsächlich etwas essen und dann schlafen musste. Um meine Kräfte beisammenzuhalten. » Danke, ja«, sagte ich. » Ich werde zu Abend essen.«
    » Um sieben? Oder acht? Welche Uhrzeit bevorzugen Sie?«
    Er hielt abwartend den Kugelschreiber über ein weiteres Reservierungsbuch.
    » Ich … um sieben Uhr«, sagte ich.
    Er nickte und schrieb die Uhrzeit auf. » Und jetzt wollen Sie bestimmt auf Ihr Zimmer gehen, um sich zu erfrischen und auszuruhen nach Ihrer strapaziösen Reise.«
    » Ja, gern.«
    Er hob die Hand und schnipste laut mit den Fingern, woraufhin sofort ein drahtiger Page in der gleichen Uniform, wie der Portier sie trug, der mir die Tür geöffnet hatte, herbeirannte und meine Koffer ergriff.
    Ich folgte dem Jungen durch die mit dicken, erlesenen Teppichen ausgelegte Hotelhalle und fühlte mich so fehl am Platz wie nie, seit ich einen Monat zuvor Albany verlassen hatte.
    Mein Zimmer mit seiner Wurzelholzwandvertäfelung und den goldgerahmten Ölgemälden, die Berglandschaften und Ansichten Marokkos zeigten, war äußerst luxuriös. Die weiße Überdecke auf dem Bett war mit Rosenblättern bestreut. Ich hob eines auf, rieb es zwischen den Fingern und roch daran.
    Ein Bett, das mit Rosenblättern bedeckt war. Nie hätte ich mir einen solchen Luxus erträumt. Ich begab mich in das angrenzende Badezimmer, wo auf dem Waschbeckenrand ein Gefäß mit weiteren Rosenblättern stand. Flauschige weiße Handtücher waren kunstvoll in Form von Blumen und Vögeln gefaltet, und ein Paar Pantoffeln aus weichem, weißem Leder sowie ein weißer Seidenbademantel lagen bereit.
    Ich würde mir rasch eine weniger kostspielige Bleibe suchen müssen, sagte ich mir. Doch in diesem Moment war ich nicht in der Lage, mir weiter darüber den Kopf zu zerbrechen; ich würde für diese Nacht hierbleiben und, so hoffte ich, am nächsten Tag klarer denken können. Ich ließ mir ein Bad ein und goss von dem süßlich duftenden Öl aus einem der Fläschchen dazu, die auf dem Glasregal über dem Spülbecken aufgereiht waren. Zum Schluss streute ich eine Handvoll Rosenblätter auf das dampfende Wasser. Das Badezimmer war ringsherum mit Spiegeln ausgekleidet.
    Ich stieg in die Wanne und lehnte mich zurück. Die Haut an meinen Händen und Handgelenken war viel dunkler als am restlichen Körper. Ich drehte den Kopf und betrachtete mich in der verspiegelten Wand neben der Wanne. Da erst bemerkte ich, dass Gesicht und Hals ebenso dunkel waren wie die Hände: Die drei Tage lange Reise unter der Sonne und im Wind hatten mir einen Teint verliehen, in dem ich mich kaum wiedererkannte.
    Wieder ließ ich den Kopf auf den Wannenrand zurücksinken und betrachtete meinen Körper. Die Hüftknochen sprangen hervor, und meine Knie waren knubbelig.
    Mein Unterleib lag flach in dem warmen, duftenden Wasser.
    Nachdem ich mir das Haar gewaschen hatte, steckte ich es noch feucht hoch. Dann zog ich mein bestes Kleid an, noch immer das einfache blassgrüne Seidenkleid mit dem weißen Zweigmuster, das ich getragen hatte, als ich vor langer Zeit zu Etienne in die Sprechstunde gefahren war. Es reichte bis zur Mitte meiner Waden und hatte weit geschnittene Ärmel. Ich schüttelte es aus und versuchte, es glatt zu streichen und die zahllosen Knitterfalten zu entfernen, was mir nur notdürftig gelang. Anschließend nahm ich mein zweites Paar Schuhe aus dem Koffer: nicht minder unelegante schwarze Lederschuhe, deren rechter Absatz höher war als der linke, doch wenigstens waren sie nicht mit rotem Staub bedeckt.
    Dann ging ich in die gedämpft beleuchtete Hotelhalle hinunter, in deren Mitte sanft ein Springbrunnen plätscherte. Es

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