Der Duft von Tee
ihre leuchtend roten Lippen und wendet sich von mir ab.
»Hallo! Hey, warte …«, krächzt der Bäcker, seine Hände hängen schlaff an den Seiten herunter, sein Gesicht ist so eingefallen wie ein nur zur Hälfte gebackener Biskuitkuchen.
Ich werde halb die Straße hinuntergezogen, halb getragen. An dem Geschäft des Wohltätigkeitsvereins mit den halb nackten Mannequins und der Bank und der Post vorbei. Der Mann ruft Mama immer noch hinterher, dass sie stehen bleiben soll, aber er macht keine Anstalten, uns zu folgen. Ich drehe mich um, um sein Gesicht zu sehen, bevor wir zu weit weg sind; es ist weiß und traurig, und er steht da wie eine Statue. Es dauert nicht lange, und mein Doughtnut und die Bäckerei verschwinden, und wir eilen durch einen Park und um eine Ecke zum Bahnhof zurück.
Ein metallisches Klimpern weckt mich. Pete versucht aufzusperren. Der ganze Bund klirrt, als er den Schlüssel mit Gewalt ins Schloss zwingt. Ich stelle mir vor, wie er auf der anderen Seite der Tür flucht. Ich erwäge, aufzustehen und ihm zu helfen, doch der Wein in meinem Blut lässt mich wie angewurzelt sitzen bleiben. Ich habe die Beine angezogen und blinzle, um in der Dunkelheit besser sehen zu können. Es ist wohl schon spät; meine Füße sind kalt. Ich kauere mich tiefer in den warmen Sessel. Pete gelingt es, die Tür aufzuschließen, und er stößt sie auf. Wie ein betrunkener Seemann wankt er in den hellen Lichtstrahl. Von hier aus ist er nur eine Silhouette. Ich warte, dass er nach mir ruft, doch er bleibt schnaufend stehen. Als er die Tür schließt, liegt das Zimmer wieder in tiefer, samtiger Dunkelheit.
Er geht ins Bad, seine Schritte sind schwer und bedächtig. Ich kann ihn von meinem Platz aus nicht sehen, aber ich höre, wie er den Wasserhahn aufdreht und sich Wasser ins Gesicht spritzt. Höre, wie er den Gürtel aus der Hose zieht, und ein Ächzen, als die Schuhe auf den gefliesten Boden fallen. Jetzt, wo ich wach bin, strecke ich mich, drücke die Zehen durch und wölbe den Rücken wie eine Katze. Ich gehe am Badezimmer vorbei. Die Tür ist geschlossen. Ich ziehe eins von Petes alten T-Shirts an und krieche ins Bett, sinke dankbar in die weichen Laken. Mein Kopf dröhnt, vielleicht vom Wein, vielleicht, weil ich im Sessel so zusammengekauert gesessen habe. Ich lege eine Hand auf die Stirn. Die Kopfschmerzen sind nicht so schlimm, da ich weiß, dass ich ohnehin gleich einschlafen werde, einen Fuß noch in der Welt meiner Vergangenheit.
Jemand kommt ins Zimmer, und ich brauche ein oder zwei Sekunden, um mich zu erinnern, dass es Pete ist. Als ich ein Auge öffne, sehe ich ihn am Ende des Betts stehen, halb im Schatten, halb im Licht, das durch eines der Fenster fällt. Er ist nackt und starrt mich an. Er schwankt leicht. Der saure Geruch nach Alkohol dringt durch die kalte Nachtluft in meine Nase. Kurz bevor ich einschlafe, merke ich, dass er in der Dunkelheit nach meinen Gesicht sucht.
Am Sonntag bietet Pete an, mir im Café zu helfen. Ich bin überrascht; schließlich hat er der ganzen Idee von Anfang an ziemlich skeptisch gegenübergestanden. Vielleicht ist er nur neugierig. Er hilft beim Saubermachen und wirft verstohlen einen Blick in die Küche, auf Wände, Lampen und Fensterrahmen. Schon bald ist er von Kopf bis Fuß mit Gipsstaub bedeckt; er liegt auf seinem dicken Haar wie Schnee und färbt es in einem schmutzigen Grau. Pete beugt sich vor und versucht, ihn abzuschütteln.
»Das Zeug ist unglaublich«, murrt er.
Ich zucke mit den Schultern und reiche ihm einen schweren Karton mit Teetassen.
»Wo sollen die hin?«
»Stell sie einfach irgendwo hinten ab; ich sortiere sie später ein. Es bringt nichts, sie jetzt auszupacken bei all dem …«
»Staub«, beendet er den Satz für mich, die Hände in die Hüften gestemmt. Sein Mund ist ein dünner, finsterer Strich.
»Ja.« Als ich mich von ihm abwende, muss ich unwillkürlich lächeln.
Ich lehne mich gegen einen Stuhl; mir tut alles weh. Es fühlt sich an, als würden meine Muskeln unter Strom stehen. Ich verlagere das Gewicht von einem Bein auf das andere, lasse den Blick über den vorderen Raum wandern und überlege, was als Nächstes zu tun ist.
Pete stellt sich hinter mich und legt mir sanft eine Hand auf die Schulter. »Der Ofen da hinten sieht ganz gut aus.«
»Ja, ein richtiges Monstrum.«
Draußen bleibt eine alte Dame mit einem krummen Rücken stehen und späht durch den Staubfilm auf dem Vorderfenster. Ich frage mich, wie alt sie wohl
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