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Der Duft von Tee

Der Duft von Tee

Titel: Der Duft von Tee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hannah Tunnicliffe
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vorkommen wird. Es tut mir so leid, Grace. Ich war einsam und wütend, und ich wusste nicht, was ich tun sollte. Ich war betrunken und dumm. Ich weiß nicht, ob du mir glauben kannst, aber ich weiß, dass es nicht mehr passieren wird. Ich wünschte, ich könnte dir mehr geben, aber nun sind nur noch Treue und Vertrauen übrig geblieben. Das ist nicht viel, doch vielleicht gerade genug, ich weiß es wirklich nicht.
    Ich möchte reden. Ich glaube, wir müssen über ein paar Dinge sprechen. Nein, wir müssen über viele Dinge sprechen. Wahrscheinlich über alles, worüber wir in den letzten fünf Jahren hätten reden sollen. Ist dir unser Schweigen nicht aufgefallen? Das viele Ungesagte? Ich vermisse dich, Gracie. Ich vermisse dich sehr.
    Ich bitte dich, rede mit mir,
    Pete
    Ich halte den Zettel locker in der Hand. Die Nachbarn unten feiern wohl eine Party. Ein gleichmäßiger, gedämpfter Beat dringt durch die Decke. Dann ein Kreischen, etwas lauter, Stühle werden über den Boden gezogen. Ich greife mit der Hand nach meinem Kopf. Meine Stirn pocht so heftig, als wollte sie mit dem Rhythmus mithalten. Aber es sind nicht nur Kopfschmerzen – mein ganzer Körper fühlt sich an, als stünde er in Flammen. Glühender Schweiß scheint aus jeder Pore zu strömen. Ich weiß, dass es nur eine Hitzewelle ist, nur ein Symptom der Menopause, ein grausamer Scherz meines Körpers. Ich falte den Brief wieder zusammen und fächle mir damit Luft zu.
    Treue und Vertrauen.
    Ich schüttle den Kopf.
    All unsere Weingläser sind schmutzig, genau wie die traurige Ansammlung von Tellern, Untertellern, Kochtöpfen und Müslischalen neben dem Spülbecken. Ich greife nach dem Flaschenhals und setze ihn an die Lippen. Kalter Sauvignon Blanc rinnt meine Kehle hinunter. In meinem Kopf dröhnt es noch immer. Poch, poch, poch.
    Unten ist schallendes Gelächter zu hören. Ein Chor von Männern und Frauen, leise und laut, bellendes Lachen, helles Kichern, wildes Gackern.
    Meine Faust knallt auf die Arbeitsplatte. »Ruhe, verdammt noch mal!«
    Am nächsten Tag suche ich im blassen frühmorgendlichen Licht nach den Caféschlüsseln. Mein Kopf schmerzt von dem vielen Wein gestern Abend und der schlaflosen Nacht. Pete ist gegen drei Uhr morgens nach Hause gekommen und hat sich ins Gästezimmer geschlichen. Ich hatte furchtbare Träume von Kindern, die von Autos überfahren werden, rothaarigen Hexen auf Besenstielen, dem Absturz von einem Trapez. Ich bin heute Morgen so müde, dass meine Augen schmerzen.
    Ich balanciere eine Tüte mit Mehl auf der Hüfte und stecke die Schlüssel gerade zurück in die Handtasche, als ich sehe, dass vor einem der hinteren Tische zwei Stühle auf dem Boden stehen. Ich halte inne. Wir stellen die Stühle abends immer hoch, damit wir den Boden wischen können. Ich schüttle meinen schweren Kopf und öffne die Küchentür.
    Die Tür zum Lagerraum steht halb offen.
    Die Tüte Mehl wird plötzlich sehr schwer, und meine Brust ist gespannt wie eine Trommel. Ich stelle die Tüte so leise wie möglich auf die Theke. Mein Herz rast, und ich presse die Hand auf die Brust. Sei nicht albern, sage ich mir. Warum in aller Welt sollte jemand ausgerechnet einenMacaron-Laden ausrauben?
    Ich nähere mich der Lagerraumtür, beuge mich vor, lausche auf Geräusche, Atemzüge, das Schlurfen eines Schuhs auf dem Beton, doch es ist still wie in einer Kirche. Ich spähe hinein, aber ich kann nichts erkennen; der Lagerraum ist zu dunkel. Ich blicke kurz zur Decke auf, zwinge mein Herz, sich zu beruhigen und meinen Geist, wieder klar zu denken. Vorsichtig greife ich nach der Türklinke und schiebe die Tür ein wenig auf. Stille. Ich atme einmal tief durch, dann reiße ich die Tür auf. Der Lagerraum ist jetzt taghell, und ich trete einen Schritt vor, bereit, mich todesmutig allem zu stellen, was immer mich dort erwartet.
    Zwei ineinander verschlungene Gestalten liegen auf dem Boden. Sie sind völlig reglos, doch als ich genauer hinschaue, sehe ich, dass sie im Schlaf leicht atmen. Sie haben eine Decke über sich geworfen.
    Ich erkenne Rilla und merke, wie mein Atem vor Erleichterung Purzelbäume schlägt. Rilla hat wohl das Licht bemerkt, denn sie murmelt leise vor sich hin und legt das Kinn auf den Kopf der anderen Person. Jetzt erkenne ich, dass es eine kleine Frau ist. Ihr Gesicht kann ich nicht sehen, doch es wird von langen, dunklen Haaren umrahmt. Wer ist das? Was machen sie hier?
    Meine Erleichterung verwandelt sich schnell in Ärger. Ich sehe

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