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Der Duft

Titel: Der Duft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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hat?«
    Reeves überlegte einen Moment. Dann nickte er. »Ja, Sir. Ich glaube, das könnte man sagen.«

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    |47| 4.
    Marie öffnete die Tür zu ihrem Apartment am Prenzlauer Berg in Berlin. Sie unterdrückte den Impuls, »Hallo« zu rufen, zog
     den nassen Trenchcoat aus und stellte die Laptoptasche und den kleinen Reisekoffer ab. Der Regen prasselte gegen die schrägen
     Studiofenster, die bei besserem Wetter einen schönen Blick über die umliegenden Straßen freigaben.
    Der Anrufbeantworter blinkte nicht. Sie öffnete den Kühlschrank. Gina, das portugiesische Mädchen, das hier sauber machte,
     hatte alles besorgt, was Marie ihr aufgetragen hatte, nur hatte sie statt der bestellten halbfetten Milch wieder mal Vollmilch
     gekauft. Pummelig und lieb, wie Gina war, hatte sie es vermutlich absichtlich getan – Marie war in ihren Augen dürr wie eine
     Bohnenstange und musste dringend aufgepäppelt werden. Dabei lag sie nur knapp unter ihrem Idealgewicht.
    Sie ging in die kleine Küche und goss sich ein Glas Cola light ein. Dann betrat sie das geräumige, in eleganter Schlichtheit
     eingerichtete Wohnzimmer, das von einem Steinway-Flügel vor den bodentiefen Fenstern beherrscht wurde. Sie ignorierte das
     Instrument und setzte sich mit ein paar aus dem Internet ausgedruckten Unterlagen in den Sessel vor dem Fernseher. Er war
     in den letzten vier Wochen nicht mehr eingeschaltet worden. Vielleicht sollte sie sich mal wieder ein Fußballspiel ansehen,
     überlegte sie. Hertha spielte morgen gegen Stuttgart. Früher hatte sie sich immer für Fußball begeistern können – eine Leidenschaft,
     die sie mit ihrem Vater teilte. Doch seit geraumer Zeit war sie einfach nicht mehr dazu gekommen.
    |48| Warum nur kam ihr das Apartment plötzlich so kalt und leer vor, beinahe fremd? Sie hatte doch auch vorher schon alleine hier
     gelebt.
    Es riecht anders, fiel ihr plötzlich auf. Sie hatte es schon beim Aufschließen der Tür gemerkt. Arnes Geruch fehlte.
    Ein Stich ging durch ihre Brust, und eine Sekunde spielte sie mit dem Gedanken, ihn anzurufen. Nach dem Ärger der letzten
     Tage hätte sie seinen einfühlsamen Trost und seine Unbekümmertheit gut gebrauchen können. Aber das wäre ihm gegenüber unfair
     gewesen. Schließlich hatte sie mit ihm Schluss gemacht. In einem kleinen Café am Hackeschen Markt hatte sie ihre Beziehung
     beendet, klar und sachlich, wie man einen Mietvertrag kündigt.
    Er war natürlich aus allen Wolken gefallen, hatte versucht, sie umzustimmen, sie bekniet, ihrer Liebe noch eine Chance zu
     geben. Was denn der Grund sei, was er falsch gemacht habe, hatte er wissen wollen.
    Gar nichts hatte er falsch gemacht. Sie waren nur nicht füreinander bestimmt, das war alles. Er wünschte sich nichts mehr
     als eine Familie, Kinder, eine fürsorgliche Mutter, das hatte er oft genug angedeutet. Es war etwas, das sie ihm nicht geben
     konnte. Also hatte sie die Konsequenz gezogen. Sie wollte nicht warten, bis das Thema bei ihnen zu ernsthaften Konflikten
     führte, bis sie beide immer frustrierter wurden, immer mehr Opfer füreinander bringen mussten, nur um dann doch am Ende im
     Streit auseinanderzugehen.
    Er hatte natürlich protestiert. Er habe sie nie unter Druck gesetzt, habe immer gewartet, bis sie soweit sei. Er sei auch
     bereit, für sie auf seine Wünsche ganz zu verzichten.
    Aber genau das war es, was sie nicht wollte. Sie sollten beide auf ihre Art glücklich werden können. Wenn dafür eine Trennung
     notwendig war, dann war das schmerzhaft, |49| aber der einzig richtige Weg. Wie eine Spritze, die man sich geben ließ, um Schlimmeres zu verhüten.
    Er war über die kaltblütige Logik ihrer Argumentation zuerst verblüfft, dann verärgert gewesen. Schließlich war er aus dem
     Café gestürmt. Sie hatte mit Anrufen gerechnet, mit unangemeldeten Besuchen zu Hause oder dem Versuch, sie am Flughafen abzufangen.
     Doch nichts dergleichen war geschehen. Arne hatte seit jenem Nachmittag vor vier Wochen kein Wort mehr mit ihr gesprochen.
    Sie stand auf und wischte sich die Tränen mit einem Küchentuch ab, verärgert über sich selbst. Sie setzte sich wieder und
     versuchte, sich auf die Unterlagen zu konzentrieren.
    Nach einer Weile schreckte sie hoch, lauschte. Ehe sie sich daran hindern konnte, rief sie: »Arne?« Nur Stille und das leise
     Trommeln des Regens gegen die schrägen Dachfenster antworteten ihr.
    Ihr Herz pochte. Sie versuchte die Panik niederzukämpfen, die in ihr aufkeimte. Da

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