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Der Duft

Titel: Der Duft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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Kisten – Waffen? Links und rechts neben dem Zelteingang saßen auf dem Boden zwei Männer, deren Köpfe mit hellen
     Tüchern verhüllt waren. Der rechte erhob sich, als Marie hinaustrat, doch er sagte nichts und machte auch keine Anstalten,
     sie aufzuhalten. Sie ging auf den offenen Platz hinaus. Der Mann folgte ihr, |224| hielt jedoch einen Abstand von vier oder fünf Schritten, als wolle er nicht zu aufdringlich sein.
    Sie beschloss, einen Erkundungsrundgang durch das Lager zu machen. Es war weitläufiger, als es auf den ersten Blick ausgesehen
     hatte. Mindestens hundert Zelte waren über ein großes Areal verstreut und boten schätzungsweise fünfhundert Menschen Platz.
     Dazwischen standen unter Tarnnetzen Jeeps, Laster, gepanzerte Fahrzeuge und zwei Helikopter. Ondomar hatte hier eine kleine
     Armee versammelt.
    Das Lager wirkte auf den ersten Blick wie eine chaotische Ansammlung, ohne System und Ordnung. Doch Marie erkannte, dass dies
     nur der Tarnung diente. Die Zelte duckten sich in den Schatten von Akazien oder schmiegten sich an Buschwerk. Auch die getarnten
     Fahrzeuge standen in kleinen, scheinbar zufällig verteilten Gruppen. Aus der Luft leicht erkennbare gerade Linien oder symmetrische
     Strukturen waren bewusst vermieden worden.
    Um das Lager herum erstreckte sich in alle Richtungen eine ausgedehnte, offenbar unbewohnte Savanne. Zähes, fast hüfthohes
     Gras wurde gelegentlich von Büschen und Bäumen unterbrochen. In der Ferne erkannte Marie eine große Herde Weidetiere. Ob es
     wild lebende oder domestizierte Tiere waren, konnte sie nicht sagen. Am Himmel, über den vereinzelte Wolken zogen, kreisten
     über einer Stelle große Vögel, Geier vermutlich.
    Plötzlich ertönte ein durchdringender Alarmton. Ihr Bewacher packte sie am Arm. »Come«, rief er. »Go in tent! Now!« Er zerrte
     sie zurück zu ihrem Zelt, während die Männer den frisch beladenen LKW rasch in den Schatten eines Baums fuhren, ein Tarnnetz
     darüber warfen und dann in ihren Zelten verschwanden.
    Es wurde still im Lager. Nur der durchdringende Alarmton war zu hören. Ihre beiden Bewacher verschlossen den |225| Zelteingang von innen und machten ihnen wortlos, aber unmissverständlich klar, dass sie das Zelt nicht verlassen durften.
    »Was ist denn los?«, fragte Rafael, der auf seinem Feldbett gelegen hatte. »Werden wir angegriffen?«
    »Keine Ahnung«, sagte Marie. Ihre Bewacher wirkten nicht sonderlich beunruhigt. Was immer den Alarmton auslöste, schien keine
     unmittelbare Gefahr darzustellen. Die Reaktion der Männer auf die Sirene hatte irgendwie routiniert gewirkt, wie etwas, das
     sie täglich erlebten.
    Nach ein paar Minuten verstummte die Sirene wieder. Die beiden Araber öffneten wortlos die Zelttür und traten nach draußen,
     ohne sich noch einmal nach Marie und Rafael umzusehen. Marie sah auf ihre Armbanduhr. Es war elf Uhr fünfzehn.
    Draußen kehrte das Lager zu seiner normalen Betriebsamkeit zurück, als sei nichts gewesen. Der LKW wurde weiter beladen und
     fuhr kurz darauf mit vier Männern davon.
    Der Tag verging nur langsam. Es war drückend heiß in ihrem Zelt, aber immer noch besser als in der prallen Sonne. Marie und
     Rafael trauten sich nicht, sich zu unterhalten, aus Angst vor unbedachten Worten. Sie vertrieben sich die Zeit damit, mit
     Steinen und einem in den Sand gezeichneten Spielfeld Mühle und Dame zu spielen. Marie war in beiden Spielen schon als Kind
     sehr gut gewesen und schlug Rafael ohne Mühe, sodass sie beide bald den Spaß daran verloren.
    Aber das Spiel hatte Marie auf eine Idee gebracht. Wenn sie Worte in den Sand ritzten, konnten sie unauffällig miteinander
     kommunizieren.
    »Was jetzt?«, schrieb sie.
    »Käsekästchen«, kritzelte Rafael.
    Marie verzog das Gesicht. »Meinte ich nicht« schrieb sie.
    |226| Rafael sah sie an. »Flucht?«, schrieb er und wischte das Wort wieder aus.
    Marie schüttelte den Kopf. »No Chance«, schrieb sie, während sie gleichzeitig laut sagte: »Es ist wirklich schön hier. Um
     uns herum nur endlos weite Steppe. Unter anderen Umständen könnte man sagen, wir sind auf einer Safari.«
    »Ehrlich gesagt, fand ich solche Urlaube schon immer langweilig«, sagte Rafael. Er schrieb: »Jeep stehlen?«
    Marie schüttelte den Kopf noch heftiger. »Sie würden uns töten«, schrieb sie in den Sand, während sie laut sagte: »Andere
     Leute bezahlen viel Geld für einen solchen Abenteuerurlaub.«
    »Andere Leute vielleicht«, kam es abfällig von

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