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Der Duke, der mich verführte

Der Duke, der mich verführte

Titel: Der Duke, der mich verführte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Delilah Marvelle
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nicht über die Lippen.
    „Niemand ruft nach einem Arzt oder schreit ‚Feuer‘“, stellte er fest. „Das ist doch schon mal beruhigend. Aber weshalb rennen alle herum wie aufgescheuchte Ratten und schreien wie die Verrückten?“
    „Euer Gnaden!“, rief jemand. „Euer Gnaden!“
    „Wo wir gerade von Verrückten sprechen.“ Bradford deutete auf den älteren, etwas schlaksigen und ungelenken Herrn, der geradewegs auf sie zuhielt. „Da kommt schon einer.“
    Justine musste sich ein Lachen verkneifen und klapste Radcliff tadelnd den Arm, als auch schon ihr Gastgeber, Lord Winfield, bei ihnen anlangte. Der Schweiß perlte ihm auf der Stirn, und er kam so abrupt vor ihnen zum Stehen, dass nicht viel gefehlt hätte und er wäre mit ihnen zusammengeprallt.
    Keuchend schnappte er nach Luft und straffte die Schultern. „Bitte entschuldigen Sie die Aufregung. So hatte ich mir den heutigen Abend wahrlich nicht vorgestellt.“
    Seine Hand noch immer beruhigend um Justines geschlossen, trat Bradford an Seine Lordschaft heran. „Was ist passiert, Mylord? Hoffentlich nichts Schlimmes.“
    Das Blut schoss Lord Winfield in die hageren Wangen. „Ein kostbares Schmuckstück, der Kettenanhänger meiner Frau, ist verschwunden. Eben hatte sie ihn noch getragen, aber niemand will ihn seitdem gesehen haben. Ist es nicht entsetzlich? Niemandem kann man heutzutage mehr trauen. Niemandem.“
    „Lady Winfield vermisst ihren Schmuck?“, vergewisserte Justine sich ungläubig. Und sie hatte schon geglaubt, es wäre jemand ermordet worden! „Deswegen diese Aufregung?“
    Lord Winfield straffte Weste und Rock, als wollte er sich für das weitere Prozedere wappnen. „Sie müssen wissen, Euer Gnaden, dass es sich um ein Erbstück handelt, welches an die fünfhundert Pfund wert ist.“
    Radcliff pfiff leise durch die Zähne. „Dann können wir uns wohl auf eine lange Nacht einstellen.“
    „Ich wüsste nicht, was es da zu pfeifen gibt. Die Lage ist äußerst ernst“, wies Seine Lordschaft ihn zurecht, ehe er sich Justine zuwandte. „Verzeihen Sie die Unannehmlichkeiten, Euer Gnaden, aber vorerst ist es nur den Damen gestattet zu gehen. Wenn Sie so freundlich wären mir zu folgen, dann begleite ich Sie zu Ihrer Kutsche. Sowie die Lage geklärt ist, wird Ihr Gatte Ihnen folgen.“
    „Moment. Was zum Teufel soll das heißen?“, mischte Radcliff sich ein und baute sich drohend vor Seiner Lordschaft auf. „Ohne mich geht sie nicht hinaus. Wissen sie eigentlich, wie spät es ist?“
    Justine versagte sich ein Lächeln, reckte das Kinn und freute sich insgeheim, dass Radcliff so um ihre Sicherheit besorgt war. „Allerdings. Entschuldigen Sie, Mylord, aber ohne meinen Mann werde ich nicht aufbrechen.“
    Lord Winfield zögerte kurz, dann räusperte er sich und beugte sich zu Bradford vor. „Die Männer sollen sich ausziehen und durchsucht werden“, raunte er. „Es wäre wirklich nicht schicklich, wäre eine Dame dabei zugegen.“
    Die Vorstellung, dass Radcliff in aller Öffentlichkeit einer Leibesvisitation unterzogen würde, erheiterte Justine. Da würden die anderen Männer aber neidisch werden! „Dann sollte ich besser gehen“, meinte sie. „Gott bewahre, dass ich meinen Mann nackt zu Gesicht bekäme.“
    Radcliff konnte kaum noch an sich halten.
    Lord Winfield wurde puterrot. Er räusperte sich erneut und ausgedehnt, zeigte dann auf die geöffnete Flügeltür am anderen Ende des Saals. „Bitte leisten Sie doch meiner Frau im Salon Gesellschaft, Euer Gnaden. Es wäre ihr gewiss eine Freude, hat sie doch ein ausgesprochenes Faible für Sie. Nur möchte ich Sie dringlichst um Rücksichtnahme bitten. Der Schreck war einfach zu viel für ihre zarte Konstitution.“
    „Gewiss, Lord Winfield. Das verstehe ich doch.“ Justine hob eine Braue, als sie Bradford, der sichtlich um Fassung rang, einen vielsagenden Blick zuwarf. Dann raffte sie ihre Röcke und schloss sich den anderen Damen an, die man eiligst aus dem Ballsaal geleitete.
    Radcliff bemühte sich, nicht gar so töricht zu grinsen, wie er es gern getan hätte. Justine war ja weitaus durchtriebener, als er es ihr zugetraut hätte.
    „Würden die Gentlemen sich bitte an der Wand aufstellen?“, rief Lord Winfield. „Ich bitte vielmals um Entschuldigung für die Umstände und weiß Ihre Hilfe sehr zu schätzen, nur leider ist der Anhänger noch nicht wieder aufgetaucht.“
    Gehorsam reihte Radcliff sich ein. Manch einer der Männer verdrehte die Augen, andere fluchten

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