Der Duke, der mich verführte
Gentlemen schlüpften hastig in ihre Röcke und stürmten ungehalten davon, während andere ausgelassen lachten und sich über das unerwartete Amüsement zu freuen schienen.
Als Carlton an Radcliff vorbeischlenderte, wackelte er kurz mit den Brauen und schloss sich dann einer Gruppe an, die ebenfalls gerade aufbrach.
Radcliff trat zu Lord Winfield, nahm seine Hand und drückte sie. Justine zuliebe. „Leider kann mein Bruder es nicht lassen, den Hofnarren zu spielen“, sagte er. „Ich möchte mich für ihn entschuldigen.“
Lord Winfield entzog ihm seine Hand und zupfte unwohl an seinem Frack. „Ich kann dieser Art von Humor wirklich nichts abgewinnen.“
„Ich auch nicht. Weshalb ich ihn schon lange nicht mehr einlade. Gute Nacht, Mylord.“ Dann fiel Radcliff noch etwas ein. „Oh, ehe ich es vergesse …“
Lord Winfield sah argwöhnisch drein.
„Euer Gnaden hat ihr Smaragdcollier in Ihren Springbrunnen fallen lassen.“
Seine Lordschaft rang die Hände. „Zum Teufel mit den Frauen und ihrem vermaledeiten Schmuck.“ Er ließ ein erschöpftes Schnaufen vernehmen. „Warten Sie einen Moment. Ich schicke gleich einen Diener, es herauszufischen.“
Radcliff lachte. „Nein, oh nein, Sie missverstehen mich.“
Verwundert betrachtete Lord Winfield ihn. „Wie? Inwiefern missverstehe ich Sie?“
„Schenken Sie es Ihrer werten Gemahlin. Als kleinen Dank für ihr gutes Gespür meine Frau betreffend. Gute Nacht.“
12. Skandal
Männer sind allzeit bereit, Ihr Innerstes zu erobern – womit indes nicht Ihr Herz gemeint sei, meine Damen.
aus: Wie man einen Skandal vermeidet
Am selben Abend im Hause Bradford
R adcliff räusperte sich und zog die Ärmel seines Morgenrocks straff, als er sich bedächtigen Schrittes zu Justines Schlafgemach begab. Vor der Tür blieb er einen Moment stehen und begann zu zweifeln, ob seine Selbstbeherrschung ihm auch gestatten würde, ihr respektierlich beizuwohnen. Dann holte er tief Luft und klopfte.
„Du brauchst nicht anzuklopfen, Radcliff“, rief Justine mit göttlicher, honigwarmer Stimme.
Er leckte sich die Lippen, drehte den Knauf und trat ein.
Justine hatte es sich mitten auf dem großen Bett mit einem in rotes Leder gebundenen Buch gemütlich gemacht.
Belustigt über sein Zaudern, hob sie eine Braue und warf das Buch beiseite. „Ich will einen Tiger und kein Lamm“, beschied sie.
Als hätte er nur darauf gewartet, solch sinnliche Verheißungen zu hören, stieß Radcliff mit einem Fußtritt die Tür hinter sich zu und begann aufzuschnüren, was ihn einzig noch von der Erfüllung seines Sehnens trennte.
Seinen Morgenrock.
Er streifte ihn sich von den Schultern, ließ ihn an seinem nackten Körper hinabgleiten und zu seinen Füßen zu Boden fallen. So blieb er eine ganze Weile stehen, damit sie ihn gut betrachten konnte. Sein Schwanz reckte und streckte sich allein bei Vorstellung, dass er sie gleich – endlich! – in Besitz nehmen würde.
Mit offenem Mund sah sie ihn an, das Blut war ihr in die Wangen gestiegen. Sie schien etwas sagen zu wollen, doch kein Wort kam über ihre Lippen.
Mit einigen wenigen, raschen Schritten war er bei ihr, setzte sich neben sie auf die Bettdecke, unter der sie sich eingekuschelt hatte, und robbte sich unauffällig heran. Auf den Ellbogen gestützt, sah er sie an und hob fragend eine Braue. „Und, wie ist es, deine ganz private Davidsskulptur zu haben?“
Sie kicherte unruhig und zeigte, wenngleich ohne hinzusehen, auf seinen entblößten, ihr zugewandten Unterleib. „Das scheint mir dreimal so groß wie das, dessen David sich rühmen kann.“
Er grinste. „Wie schön, dass es dir aufgefallen ist.“
Er ergriff ihre Hand und bedeutete ihr, die Finger um die empfindsame Spitze zu schließen. Noch nie hatte die Berührung einer Frau – ihre Berührung – sich so gut, so richtig, so befriedigend angefühlt. Noch nie hatte er eine Frau so aufrichtig, so innig begehrt. Nicht nur mit seinen Lenden, sondern aus tiefstem Herzen.
Sie rang nach Atem. „Mein Gott. Ich hätte niemals …“
Er packte sie bei den Hüften und zog sie zu sich, hockte sich auf ihre Schenkel, dass sie sich kaum noch rühren konnte. „Wolltest du noch etwas mit mir besprechen, ehe wir anfangen?“
Ungläubig starrte sie ihn an. „Wie bitte?“
Er beugte sich über sie, strich ihr ein paar lange, seidige Haarsträhnen von den erhitzten Wangen. „Hast du irgendwelche Bedenken?“
„Ich …“ In ihren schönen haselbraunen Augen lag eine
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