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Der Duke, der mich verführte

Der Duke, der mich verführte

Titel: Der Duke, der mich verführte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Delilah Marvelle
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sehr sie ihn liebe. Jeden Tag ihrer Ehe, fünfzehn Jahre lang. Bis er einen Schlaganfall hatte und gestorben ist. Weshalb ich lange geglaubt habe, sie hätten eine perfekte, glückliche Ehe geführt. Doch letztlich hatten die Worte, mit denen sie so großzügig war, wenig Gewicht. Aus einer Laune heraus, aus Lust hatte sie sich einem anderen hingegeben – und konnte es nicht einmal eingestehen, bis es zu spät war. Sie hat meinem Vater nur deshalb gesagt, dass sie ihn liebe, weil es war, was man von ihr erwartete. Sie wusste, dass er es hören wollte. Ich erwarte nicht von dir, dass du mir deine Liebe gestehst. Und du kannst es nicht von mir erwarten. Denn es sind nur Worte. Worte, die nichts bedeuten. Zumindest mir nicht.“
    „Ich sage es auch nicht, weil es von mir erwartet wird oder weil du es hören willst, sondern weil sie ausdrücken, was ich tief in meinem Herzen fühle.“ Justine blinzelte heftig und sah beiseite. „Soll das heißen, dass du mir nie sagen wirst, ob du mich liebst? Niemals? Nicht einmal dann, wenn du Liebe für mich empfinden solltest?“
    Er seufzte schwer und schüttelte erneut den Kopf. „Ich werde es niemals sagen können. Aber ich bin jederzeit bereit, dir zu zeigen, was ich für dich empfinde, und dir meine Gefühle zu beweisen. Jeden Tag. Bedeutet das nicht viel mehr als drei nichtssagende Worte?“
    „Ich … wahrscheinlich. Ja, doch.“ Sie nickte, hielt inne und meinte: „Wie auch immer. Ich weiß, dass ich dich liebe. Und ich hoffe, dass du mich auch liebst. Oder mich eines Tages lieben wirst. Gute Nacht.“
    Damit stieß sie den Kutschenschlag auf, raffte ihre Röcke und sprang hinaus. Ihre Schritte hallten durch die Dunkelheit, als sie hinauf zum Haus eilte. Die Tür wurde geöffnet und fiel so laut hinter ihr ins Schloss, dass es ihm durch Mark und Bein ging.

19. Skandal
    Eine Dame sollte niemals die Beherrschung verlieren. Zorn macht weit mehr zunichte als den Liebreiz des Anlitzes.
    aus: Wie man einen Skandal vermeidet
    Zwei Tage später, frühmorgens, während Radcliff noch schlief
    R uhelos ging Justine in Radcliffs Arbeitszimmer auf und ab, wusste sie doch nicht, was sie sonst tun sollte. Seit besagtem Abend in der Kutsche war es, als wäre alles Leben aus ihm gewichen. Es brach ihr schier das Herz, dass sie an seinem Elend Schuld haben sollte – nur, weil sie ihm ihre Liebe gestanden hatte! So war das wahrlich nicht gedacht gewesen.
    In der Mitte des Zimmers hielt sie inne und sah hinauf zu dem großen Bildnis, das über dem marmornen Kamin hing. Das Porträt einer wunderschönen Frau mit rosigen Wangen und dunklem Haar, die ein narzissengelbes, fließendes Kleid trug und die behandschuhte Hand anmutig auf der Gartenmauer ruhen ließ. Radcliffs Mutter.
    Aus tiefdunklen Augen, die denen Radcliffs so sehr ähnelten, blickte sie auf Justine herab. Spöttisch, wie ihr schien, betrachtete sie sie, machte sich über sie lustig.
    „Du hast ihn auf dem Gewissen“, flüsterte Justine zu ihr hinauf. „Du hast ihn zerstört und damit auch jede Hoffnung, dass wir jemals das Glück finden werden, das wir beide verdient haben.“
    Unerbittlich, unergründlich blickte die letzte Duchess auf sie hinab, bot ihr weder Rat noch Halt.
    Tränen brannten Justine in den Augen, Zorn schnürte ihr die Kehle zu. Mit einem Satz war sie beim Kamin, reckte sich und packte die untere Leiste des üppig vergoldeten Bilderrahmens. Sie biss die Zähne zusammen und versuchte es herunterzureißen. Und noch einmal, mit einem kräftigen Ruck. Das Bild geriet ins Schwanken, blieb jedoch fest an der Wand verankert.
    „Keinen Tag länger bleibst du in diesem Haus“, zischte Justine und rüttelte mit aller Macht am Rahmen. „Endlich habe ich etwas gefunden, das mir wichtig ist im Leben, und ich werde nicht zulassen, dass dein Schatten darauf fällt und alles zerstört.“
    Plötzlich löste das Porträt sich von der Wand, stürzte unter großem Getöse auf den Kaminsims und von dort auf einen kleinen Beistelltisch, der mit lautem Rumms umkippte. Eine alte, gewiss wertvolle Vase rauschte zu Boden und ging splitternd zu Bruch. Polternd krachte das Bild darauf. Justine war es, als wäre es ihr Herz, das brach.
    Justine bückte sich und zerrte das gefallene Bildnis zur Tür des Arbeitszimmers. Sie würde das Ding schon loswerden. In ihrem Haus hatte es nichts mehr verloren. Weiß der Teufel, warum Radcliff es so lange behalten hatte.
    „Justine!“ Matilda lehnte in der offenen Tür des Arbeitszimmers

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