Der Dunkelheit versprochen: Guardians of Eternity 8 - Roman (German Edition)
die Hintertreppe, obwohl sie sich mit Leichtigkeit durch die hell erleuchteten Korridore hätte bewegen können, ohne die Aufmerksamkeit des medizinischen Personals auf sich zu ziehen.
Aber warum sollte sie das Schicksal herausfordern?
Indem sie fünf Stufen auf einmal nahm, erreichte sie das Obergeschoss innerhalb von Sekunden und öffnete die Tür zum geschlossenen Labor. Ebenso schnell durchsuchte sie die Kühlgeräte, die die hintere Wand säumten. Sie nahm drei Blutkonserven heraus und brachte sie zu den Hochleistungsmikroskopen, die auf dem langen Tisch mitten im Raum standen.
Sie hatte Ariyal nicht angelogen, als sie ihm erzählt hatte, dass Jägerinnen und Jäger eine ganz spezielle Ernährung benötigten.
Obwohl Vampire versuchten, ihr düsteres, unergründliches Geheimnis zu bewahren, war ihre größte Schwachstelle das Blut, das sie trinken mussten, um zu überleben.
Mit den richtigen Fähigkeiten und der Bereitschaft, den sicheren Tod zu riskieren, wenn alles andere versagte, konnte ein Dämon gerade so viel Silber in seinen Blutkreislauf injizieren, dass ein Vampir die Gefahr nicht roch, bis es zu spät war. Allerdings musste der Dämon selbst immun gegen Silber sein und einen Vampir dann dazu bringen, genügend Blut zu trinken, um sich zu vergiften.
Das war nicht so einfach, wie es den Anschein hatte.
Und dann gab es da noch die Gefahr durch die Hauptnahrungsquelle der Vampire: die Menschen.
Wenn ein Vampir das Blut eines Süchtigen zu sich nahm, bestand die Gefahr, dass er selbst süchtig wurde. Allmählich und unweigerlich wurde er dann in den Wahnsinn getrieben, da sein Gehirn durch das kontaminierte Blut verrottete.
Jaelyn war dazu ausgebildet, nie etwas zwischen ihre Fangzähne kommen zu lassen, das nicht überprüft worden war.
Diese Aufgabe wurde ihr durch die Technik beträchtlich erleichtert, wie sie selbst zugeben musste. Sie entnahm jedem Beutel einen kleinen Tropfen und untersuchte ihn unter den Hochleistungsmikroskopen. Ihre Sinne waren äußerst geschärft, aber es war möglich, dass sie sich täuschen ließen.
Die Naturwissenschaft jedoch ließ sich nicht täuschen.
Sobald Jaelyn sicher sein konnte, dass das Blut rein war, leerte sie die Blutbeutel rasch, wobei sie sich sagte, dass es gleichgültig war, wenn das Blut schal schmeckte. Nahrung war zur Selbsterhaltung da, oder nicht? Sie nahm Blut zu sich, weil das eine Notwendigkeit war. Nur Idioten verbanden Leidenschaft mit ihrem Abendessen.
Und wenn ihr Hunger nach bestimmtem, nach Kräutern duftendem Blut sie weiterhin quälen sollte, hätte sie eben Pech gehabt.
Den Tag oder besser die Nacht verfluchend, an dem oder in der sie Ariyal über den Weg gelaufen war, dem nervtötenden Prinzen der Sylvermyst, nahm sich Jaelyn viel Zeit für eine gründliche Dusche im privaten Badezimmer der Angestellten. Dann verließ sie das Krankenhaus wieder und kehrte zur Hauptstraße zurück. Dort suchte sie das erstbeste Bekleidungsgeschäft auf und wählte eine elastische schwarze Trainingshose, die ihr von den Hüften bis unter die Knie reichte und eng an ihrem Körper anlag, sowie ein dazu passendes bauchfreies Top aus, das ihre Brüste bedeckte, aber nicht viel mehr.
Sie nahm sich nicht die Zeit, darüber nachzudenken, wie sie in dieser Kleidung aussah. Sie hatte sich für diese Kleidungsstücke entschieden, weil sie ihre Bewegungsfreiheit nicht einschränkten und weil sie in ihnen mit dem Dunkel der Nacht verschmelzen konnte.
Ihre weibliche Eitelkeit war das Erste, was ihr vom Ruah genommen worden war.
Auf dem Weg aus dem Laden fiel ihr Blick auf einen Kleiderständer mit Männerbekleidung. Ganz langsam legte sich ein verschmitztes Lächeln auf ihre Lippen, als sie eins der Hemden vom Kleiderbügel nahm und dann zu dem Schlussverkaufsbehälter ging, um zusätzlich noch eine verblichene Jeanshose herauszunehmen.
Jaelyn, deren schlechte Laune sich abrupt verbessert hatte, steckte die Kleidung in eine Tüte. Dann ging sie durch die Tür nach draußen und machte noch einmal Halt, bevor sie die Stadt wieder verließ.
Ariyal hatte sich noch nie etwas darunter vorstellen können, wenn es hieß, dass jemand »vor Wut kochte«.
Kochen war für ihn eine Tätigkeit, die nichts mit seinem Leben zu tun hatte.
Eine Dreiviertelstunde nachdem Jaelyn verschwunden war, lernte er die schmerzhafte Bedeutung des Ausdrucks »vor Wut kochen« kennen.
Unruhig schritt er über die Wiese und pflückte geistesabwesend ganze Hände voller Brombeeren, die
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