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Der dunkle Fluss

Der dunkle Fluss

Titel: Der dunkle Fluss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Hart
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Hausdurchsuchung gefunden. Die ballistische Untersuchung hat bestätigt, dass es sich um die Mordwaffe handelt. Im Haftbefehl steht, dass Dolfs Fingerabdrücke darauf sind.«
    »Dolfs Fingerabdrücke?«, fragte ich.
    Nicht meine?
    »Dolfs Fingerabdrücke«, bestätigte der Anwalt. Und dann ging mir ein Licht auf. Dolf war ein gewissenhafter Mann. Er würde die Waffe gereinigt haben, bevor er sie in den Schrank zurücklegte. Er hatte meine Fingerabdrücke abgewischt und seine darauf hinterlassen.
    »Die Mordwaffe allein reicht nicht für eine Anklage«, sagte ich. »Für einen Prozess brauchen sie mehr. Motiv. Gelegenheit.«
    »Gelegenheit dürfte kein Problem sein«, sagte Parks. »Danny hat zeitweilig für Ihren Vater gearbeitet. Fünfhundertsiebzig Hektar. Dolf könnte ihn jederzeit umgebracht haben. Das Motiv ist eine andere Frage. Der Haftbefehl geht darauf nicht weiter ein.«
    »Also?«, fragte mein Vater. »Wir sitzen einfach hier herum?«
    »Ich werde telefonieren«, sagte Parks.
    Mein Vater sah mich an. »Wir warten«, sagte ich. »Und sprechen mit dem Sheriff.«
    Wir warteten stundenlang. Parks erreichte einen seiner Assistenten zu Hause und beauftragte ihn, einen Antrag auf Nichtzulassung von Beweismaterial wegen Verweigerung der anwaltlichen Beratung abzufassen. Mehr konnte er nicht tun, und es war beinahe gleichbedeutend damit, gar nichts zu tun. Um Viertel nach neun kam der Sheriff durch die Sicherheitstür, begleitet von einem bewaffneten Deputy. Er hob die Hand und fing an zu sprechen, bevor Parks seine Tirade loslassen konnte.
    »Ich bin nicht hier, um zu debattieren oder irgendwelche Diskussionen zu führen«, sagte er. »Ihre Einwendungen sind mir durchaus bekannt.«
    »Dann wissen Sie, dass Sie gegen die Verfassung verstoßen, indem Sie meinen Mandanten vernehmen, ohne dass ich dabei anwesend bin.«
    Der Sheriff lief rot an, und er starrte den Anwalt an, bis der wegschaute. »Ich habe Ihnen nichts weiter zu sagen«, erklärte er und fügte einen Lidschlag später hinzu: »Sie sind hier ohne Bedeutung.« Er wandte sich an meinen Vater. »Bevor Sie in Rage kommen, Jacob, sollten Sie sich anhören, was ich Ihnen zu sagen habe. Dolf Shepherd wird vorgeworfen, Danny Faith ermordet zu haben. Man hat ihm gesagt, er habe das Recht, einen Anwalt hinzuzuziehen, und er hat abgelehnt.« Er sah Parks an und lächelte. »Sie sind nicht sein Anwalt, Mr. Templeton. Deshalb liegt auch kein Verstoß gegen die Verfassung vor. Sie werden über diesen Vorraum nicht hinauskommen.«
    »Er will keinen Anwalt?«, platzte mein Vater heraus.
    Der Sheriff lächelte. »Im Gegensatz zu manchen anderen ist Mr. Shepherd anscheinend nicht bereit, sich hinter Rechtsanwälten und ihren Tricks zu verschanzen.« Sein Blick ging zu mir.
    Mein Magen krampfte sich zusammen. Ein vertrautes Gefühl. »Was wollen Sie damit sagen?«, fragte Parks. »Dass er gestanden hat?«
    »Ich rede nicht mit Ihnen«, antwortete der Sheriff. »Ich dachte, das hätte ich Ihnen klargemacht.«
    »Aber was wollen Sie damit sagen?», fragte mein Vater.
    Der Sheriff hielt dem Blick meines Vaters stand, bevor er sich langsam mir zuwandte. Sein Lächeln verlor sich im Nichts, und sein Gesicht war undurchdringlich. »Er will Sie sprechen.«
    »Mich?«
    »Ja.«
    Parks schaltete sich wieder ein. »Und das wollen Sie erlauben?« Der Sheriff ignorierte ihn. »Ich kann Sie nach hinten bringen, wenn Sie bereit sind.«
    »Moment, Adam«, sagte Parks. »Sie haben recht. Das ergibt alles keinen Sinn.«
    Der Sheriff zuckte die Achseln. »Wollen Sie zu ihm oder nicht?«
    Parks packte mich beim Arm und zog mich beiseite. Er sprach flüsternd. »Dolf ist jetzt wie lange in Haft? Drei, vier Stunden? Er lehnt es ab, einen Anwalt hinzuzuziehen, aber er will Sie sprechen. Ungewöhnlich, gelinde gesagt. Aber am meisten beunruhigt mich, dass der Sheriff diese Bitte bereitwillig erfüllt.« Er schwieg einen Moment, und ich sah, dass er zutiefst besorgt war. »Irgendetwas stimmt hier ganz und gar nicht.«
    »Aber was?«, fragte ich.
    Er schüttelte den Kopf. »Ich weiß es nicht.«
    »Das ändert nichts«, sagte ich. »Ich kann es nicht ablehnen.«
    »Das sollten Sie aber. Vom juristischen Standpunkt aus sehe ich nicht, was dabei zu gewinnen wäre.«
    »Es geht nicht immer nur um den juristischen Standpunkt.«
    »Ich rate ab«, erklärte Parks. »Dad?«
    »Er will dich sehen.« Mein Vater schob die Hände tief in die Taschen, und was er sagen wollte, war klar. Ablehnung kam nicht in

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