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Der dunkle Fluss

Der dunkle Fluss

Titel: Der dunkle Fluss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Hart
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Strauß, den sie in der Hand hielt, und als sie aufstand, sah ich ein kleines, aber zufriedenes Lächeln.
    Sie hatte das Haar hochgesteckt; es schwebte über diesem Kleid, das aussah wie aus einer anderen Zeit. Ihre Bewegungen waren so fließend in der Stille hinter der Fensterscheibe, dass ich das Gefühl hatte, einen Geist zu sehen.
    Sie ging zu einem anderen Strauch, kniete wieder nieder und schnitt eine Rose, so hell und durchscheinend wie fallender Schnee.
    Als ich mich vom Fenster abwandte, hörte ich ein Geräusch von oben; es klang, als falle etwas zu Boden. Das würde Janice sein. Sie musste es sein.
    Ich hätte nicht sagen können, warum, aber ich wollte nach wie vor mit ihr sprechen. Vermutlich, weil es immer noch offene Fragen zwischen uns gab. Ich stieg die Treppe hinauf, und meine Schritte machten kein Geräusch auf dem dicken Läufer. Kaltes Licht flutete durch die hohen Fenster in den Flur des oberen Stocks. Ich sah das Farmland unter mir, die braune Zufahrt, die es durchschnitt. Ölgemälde hingen an den Wänden, und ein Teppichläufer in dunklem Weinrot erstreckte sich vor mir. Die Tür zu Miriams Zimmer war angelehnt. Ich blieb vor dem Türspalt stehen und sah Janice im Zimmer. Schubladen waren herausgezogen, und Janice stand mit den Händen in den Hüften da und ließ den Blick durch das Zimmer wandern. Schließlich ging sie zum Bett. Sie hob die Matratze hoch, und anscheinend fand sie, was sie gesucht hatte. Ein leises Geräusch kam aus ihrem Mund; sie hielt die Matratze mit der einen Hand hoch und raffte mit der anderen etwas darunter hervor. Sie ließ die Matratze fallen und betrachtete den Gegenstand auf ihrer Handfläche. Er glänzte wie eine Spiegelscherbe.
    Ich trat durch die Tür und sagte: »Hallo, Janice.«
    Sie fuhr herum, und ihre Hand schloss sich krampfhaft. Sie versteckte sie hinter dem Rücken und unterdrückte dabei einen offensichtlichen Schmerz.
    »Was machst du hier?«, fragte ich.
    »Nichts.« Eine schuldbewusste Lüge.
    »Was hast du da in der Hand?«
    »Das geht dich nichts an, Adam.« Sie richtete sich auf, und ihre Züge versteinerten. »Ich glaube, du solltest jetzt gehen.«
    Mein Blick wanderte von ihrem Gesicht hinunter zum Boden. Blut tropfte auf die Hartholzdielen hinter ihren Füßen. »Du blutest«, sagte ich.
    Etwas in ihr schien zusammenzufallen. Sie ließ die Schultern hängen und nahm die Hand hinter dem Rücken hervor. Sie war noch zur Faust geballt, obwohl es wehtat, und die Fingerknöchel waren weiß. Tatsächlich sickerte Blut zwischen ihren Fingern heraus.
    »Wie schlimm ist es?«, fragte ich.
    »Warum interessiert dich das?«
    »Wie schlimm?«
    Sie schüttelte kaum merklich den Kopf. »Ich weiß nicht.«
    »Lass sehen.«
    Sie schaute mir ins Gesicht, und in ihrem Blick lag Kraft. »Sag ihr nicht, dass du es weißt.« Sie öffnete die Faust. Auf der Handfläche lag eine zweischneidige Rasierklinge, die von ihrem Blut glänzte. Es waren zwei tiefe Schnitte, identisch aussehende Wunden zu beiden Seiten der Klinge. Ich nahm die Klinge von ihrer Hand und legte sie auf den Nachttisch. Dann griff ich nach ihrer Hand und hielt meine gewölbt darunter, um das Blut aufzufangen.
    »Ich bringe dich ins Bad«, sagte ich. »Wir waschen das ab und sehen es uns an.«
    Ich ließ kaltes Wasser über die Schnitte laufen und wickelte ein sauberes Handtuch um ihre Hand. Sie stand die ganze Zeit starr da und hielt die Augen geschlossen. »Fest zusammendrücken«, sagte ich. Sie tat es und wurde noch blasser. »Das muss vielleicht genäht werden.«
    Als sie die Augen öffnete, sah ich, dass sie kurz vor dem Zusammenbruch stand. »Sag deinem Vater nichts. Er kann es unmöglich verstehen, und sie braucht diese Belastung nicht auch noch. Er würde es nur noch schlimmer machen.«
    »Was kann er nicht verstehen? Dass seine Tochter suizidgefährdet ist?«
    »Sie ist nicht suizidgefährdet. Darum geht es nicht.«
    »Worum dann?«
    Sie schüttelte den Kopf. »Es kommt dir nicht zu, das zu hören, und ich habe es dir nicht zu erzählen. Sie bekommt Hilfe. Mehr brauchst du wirklich nicht zu wissen.«
    »Irgendwie glaube ich dir nicht. Komm. Bringen wir dich nach unten. Wir können uns dort unterhalten.« Widerstrebend willigte sie ein. Als wir an den hohen Fenstern vorbeikamen, sah ich, dass Miriam wegfuhr. »Wo will sie hin?«, fragte ich.
    Sie richtete sich auf. »Das interessiert dich doch eigentlich nicht, oder?«
    Ich betrachtete ihr Gesicht: den entschlossenen Kiefer, die neuen

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