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Der dunkle Grenzbezirk

Der dunkle Grenzbezirk

Titel: Der dunkle Grenzbezirk Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eric Ambler
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stieg in den Mercedes, der sogleich davonfuhr. Carruthers hörte aus der Ferne noch die Reifen kreischen, als der Wagen um eine Kurve fuhr. Ganz offensichtlich war die Gräfin in Eile.
    Er zeigte seinen Paß. Als der Beamte ihn sah, wurde das widerliche Gesicht noch widerlicher. Der Ausdruck von grenzenloser Langeweile verschwand, er befahl Carruthers zu warten und überflog dann rasch die Pässe der andern Reisenden. Hierauf winkte er zwei Soldaten herbei und erklärte, daß im Zug eine Gepäckkontrolle stattfinden würde.
    Die Reisenden drückten ihre Überraschung aus, während sie in ihre Abteile zurückgingen. Groom warf Carruthers einen amüsierten, triumphierenden Blick zu, als er ihnen folgte.
    Carruthers schaute den Beamten an.
    Der Mann sagte kein Wort, hockte sich hinter einen Tisch und begann sorgfältig die Eintragungen im Paß abzuschreiben. Als er fertig war, gab er Carruthers den Paß mit einer Verbeugung zurück und bedeutete ihm, zum Zug zurückzukehren.
    Von den beiden Soldaten begleitet ging der Zollbeamte von Abteil zu Abteil. Er nahm es sehr genau mit der Inspektion, durchsuchte selbst die Bündel der Bauern und wischte den Protestchor, der ihm aus den Abteilen entgegenschlug, mit einer Handbewegung beiseite. Die Koffer von Groom und Carruthers wurden zuletzt und am gründlichsten durchsucht.
    Zwar spielte Groom den Schlechtgelaunten, aber das half nichts, er mußte seine beiden großen Koffer öffnen, und die Soldaten kehrten das Unterste zuoberst.
    Dann war Carruthers an der Reihe. Er folgte Grooms Beispiel und protestierte auf deutsch, französisch und englisch aufs heftigste. Der Beamte beachtete ihn nicht und befahl ihm kurz, den Koffer zu öffnen. Carruthers gehorchte äußerst widerwillig und machte den Koffer auf. Der Zollbeamte machte die Kontrolle selbst, nahm jeden einzelnen Gegenstand in die Hand und gab dazu Kommentare in der Carruthers unverständlichen Landessprache ab.
    Diesen brannte der Browning in seiner Gesäßtasche, und er hoffte inständig, daß der Mann nicht auch noch eine Leibesvisitation anordnen würde. Bald wurde er aber beruhigt. Mit zufriedenem Grunzen fischte der Zollbeamte Carruthers Kamera aus dem Koffer. Hierauf folgte eine geflüsterte Unterredung mit den Soldaten. Dann wandte sich der Beamte wieder Carruthers zu und erklärte ihm in fürchterlichem Deutsch, daß es verboten sei, Kameras ins Land zu bringen, und daß er den Apparat konfiszieren müsse.
    Mit einem Seufzer – halb erleichtert, halb verärgert – händigte Carruthers dem Beamten seine Kamera aus, der eine Quittung ausstellte, kurz grüßte und das Abteil verließ.
    Als der Zug langsam aus der Grenzstation hinausdampfte, begann Groom zu lachen.
    »Nun, Professor«, bemerkte er freundlich, »was ist das denn für ein Gefühl, wenn sich eine Gräfin Schverzinsky für einen interessiert?«
    Carruthers lächelte verlegen, ganz Professor.
    »Nach all dem, was Sie mir erzählt haben, Mr. Groom«, gab er zur Antwort, »bin ich nicht ganz so überrascht. Es wäre mir allerdings lieber gewesen, wenn sich die Regierung von Ixanien mit einer Inspizierung des Fotoapparates begnügt hätte. Ich bedaure den Verlust; es war eine hübsche Kamera. Ich hätte zur Erinnerung an meinen Aufenthalt in Zovgorod gern einige Bilder geknipst. Ich hatte nämlich schon immer ein Faible für Architektur.«
    Die Antwort schien Groom zu amüsieren.
    »Nun, Professor«, sagte er feierlich und in der Absicht, seinen Reisegenossen aufzuheitern, »wir wollen sehen, was sich tun läßt. Ich muß gestehen, daß mich die Episode amüsiert hat. Es war sicher das erste Mal seit vielen Jahren, daß man an dieser Grenzstation eine Zollkontrolle durchgeführt hat. Die einzige Schmuggelware hierzulande sind Borsten für Bürsten. Und sie haben einen hohen Schutzzoll drauf. Sonst exportieren sie nichts, jetzt, wo ihre Bleibergwerke stillgelegt sind. Wahrscheinlich sind sie etwas aus der Übung gekommen. Immer nur nach Borsten suchen hat ihren Scharfsinn wohl etwas abgestumpft. Sehen Sie, was ich hier habe!«
    Er zündete ein Streichholz an und zog aus der Gesäßtasche eine Kamera von genau demselben Typ wie die eben konfiszierte.
    »Behalten Sie sie, Professor«, sagte er in nüchternem Ton. »Wer weiß, vielleicht können wir sie brauchen. Auf jeden Fall können Sie jetzt Bilder von Zovgorod machen.«
    Dann hüllte er sich wieder in seine riesige Reisedecke, schloß die Augen und schnarchte bald darauf friedlich.
    Carruthers hingegen

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