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Der dunkle Grenzbezirk

Der dunkle Grenzbezirk

Titel: Der dunkle Grenzbezirk Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eric Ambler
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die offensichtlich nicht mehr benutzt wurden, seit die leeren Häuser das Lagerhaus vom Verkehr abschnitten. Carruthers trat in den Schatten des einen Bogens und wartete.
    Eine Viertelstunde lang hörte er nichts, außer den Schritten auf dem Kopfsteinpflaster, wenn jemand die Seitengasse hinunterkam. Doch dann vernahm er schwaches Stimmengemurmel, und hinter den Läden eines hochgelegenen Fensters des letzten Hauses sah er für einen Augenblick Licht. Er ließ seinen Koffer stehen und versteckte sich unter dem anderen Steinbogen. Wer immer hier herauskam, mußte ganz nahe an ihm vorbei. Er drückte sich eng ans Mauerwerk und lauschte angespannt.
    Die Stimmen waren verstummt. Er hörte jetzt ein leises Klopfen. Er spitzte die Ohren und vernahm das Geräusch von Schuhen auf Holz. Jemand kam die Treppe herunter. Nun konnte er zweierlei Schritte unterscheiden. Sie wurden lauter, doch dann waren sie plötzlich nicht mehr zu hören. Offensichtlich gingen sie jetzt durch einen Steingang. Dann öffnete sich die Vordertür und zwei Männer traten heraus und kamen die Sackgasse herab.
    Als sie sich Carruthers näherten, trat er in den Schatten des Steinbogens zurück. Einer von ihnen war Groom, das hatte er gleich gesehen. Der andere war etwas schlanker. Jetzt waren sie fast auf seiner Höhe. Sie unterhielten sich in gedämpftem Ton. Als sie vorübergingen, fiel das schwache Licht der Lampe über der Passage auf das Gesicht von Grooms Begleiter. Es war der Vertreter Ixaniens.
    Carruthers erhaschte einen Teil des auf französisch geführten Gesprächs. Groom sagte eben:
    »Ist das klar? Der Rest wird Ihnen von der Banque Suisse in Paris ausbezahlt, sobald unser technischer Berater die Information auf ihren Wert hin überprüft hat.«
    Der andere murmelte etwas, das nach widerwilliger Zustimmung klang, dann waren die beiden außer Hörweite.
    So war das also – Bestechung. Ganz offensichtlich hatte Groom jetzt schon seine »Kenntnisse der Mentalität der Beamtenschaft Ixaniens« praktisch verwertet. Die Gräfin Schverzinsky wurde ganz schön hintergangen.
    Plötzlich fuhr Carruthers zusammen und drückte sich eng an das Tor. Die Tür des Hauses, das Groom und sein Begleiter soeben verlassen hatten, wurde langsam aufgemacht. Ein Mann trat heraus und schloß sie geräuschlos wieder. Obwohl sein Gesicht im Schatten war, war ihm anzumerken, daß er sich fürchtete, denn er blickte sich vorsichtig nach allen Seiten um. Dann folgte er schnell und verstohlen den beiden andern. Als der Mann durch die Sackgasse an ihm vorbeihuschte, sah Carruthers für einen Moment ein aufgedunsenes Kaninchengesicht. Nach der Passage wandte sich der Mann nach rechts, während Groom und sein Begleiter nach links gegangen waren. Carruthers hörte, wie sich seine Schritte in der Ferne verloren.
    Er machte sich nicht die Mühe, das Haus zu durchsuchen. Er hatte gefunden, was er suchte. Fünf Minuten später nahm er an, daß die Luft rein sei, nahm seinen Koffer und suchte sich ein Taxi.
    Groom war schon im Zug, als Carruthers einstieg. Er händigte Carruthers das versprochene Schreiben mit der Miene einer wohlwollenden Hoheit, die einen Orden verleiht, aus. Der Auslandsvertreter von Cator & Bliss schien sehr mit sich zufrieden zu sein.

6. Kapitel
    21. bis 23. April
     
    In den nächsten 38 Stunden ereignete sich wenig. Aus dem Fenster von Grooms Abteil betrachtete Carruthers die langsam vorüberziehenden Alpen der Schweiz und Österreichs. Dann raste der Zug einige Stunden durch windige Ebenen. In der zweiten Nacht sah er wieder Lichter von Häusern, als sie langsam durch die Transsylvanischen Berge fuhren. Sie hielten an Stationen, deren Namen er nie gehört hatte, aber dann kamen wieder bekannte Orte – Budapest, Clui, Sinaia, Ploesti. Die Städte unterschieden sich aber nur in den Namen und der Sprache der Plakate. Er litt unter der Langeweile, der mitunter auch die versiertesten Reisenden nicht entgehen.
    Manchmal sah er im Speisewagen die Gräfin Schverzinsky mit dem Ixanischen Vertreter, dessen Namen Rovzidski war, wie ihm der Schlafwagenschaffner verraten hatte. Mit dem Amerikaner tauschte er ein reserviertes Nicken. Er versuchte, sich die Zeit mit der Lektüre von Butlers Erewhon , das er in einer Tauchnitzausgabe rasch an einem Zeitungsstand irgend einer Station erstanden hatte, zu vertreiben, aber seine Gedanken wanderten immer wieder von den köstlichen Einfällen Butlers zu der dringenderen Aufgabe, die auf ihn wartete.
    Wenn alles nach

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