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Der dunkle Grenzbezirk

Der dunkle Grenzbezirk

Titel: Der dunkle Grenzbezirk Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eric Ambler
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einen guten Rat geben: Tötet die Wachen nicht, es sei denn, dies wäre absolut unumgänglich. So, das wäre alles. Ich gebe das Geld jetzt …«
    Ich hörte nichts mehr. Carruthers hatte die Verbindung unterbrochen und zog die Klingelschnur ins Zimmer.
    »Schnell«, sagte er, »wir gehen in ein Café, bevor sie herauskommen. Ich will nicht riskieren, daß Groom zufällig hier hereinkommt und Sie sieht.«
    Er rollte die Klingelschnur zusammen, steckte sie in die Tasche und öffnete die Tür. Aus dem Zimmer gegenüber ertönten Schritte. Ich ließ die Hörer in meinen Manteltaschen verschwinden, und wir verschwanden aus dem Hotel. Ein Taxi fuhr uns zum Kudbek, wo Carruthers darauf bestand, daß ich die Hörer in eine Telefonzelle legte, bevor wir in ein Café gingen.
    Er bestellte einen starken Kaffee und zog seine Pfeife hervor. Ich bestellte ein Bier und zündete eine Zigarette an.
    »Nun«, fragte ich, »was steht als nächstes auf dem Programm?«
    Er blickte mich amüsiert an.
    »Geben Sie jetzt zu, Mr. Casey, daß Sie voller Skepsis ins Hotel gekommen sind?«
    »O. K. Ich gebe es zu. Aber jetzt haben Sie mich überzeugt.« Ich sagte ihm allerdings nicht, daß mich nicht das Abhorchen allein überzeugt hatte, sondern auch mein Gespräch mit Andrassin.
    Er sah sehr zufrieden aus.
    »Fein, dann kann’s losgehen.«
    »Wie?«
    »Es kann meiner Ansicht nach gar kein Zweifel bestehen, daß sie auf die im Besitze der Gräfin befindliche Kopie des Herstellungsprozesses aus sind. Sie hat offenbar übersehen, daß Prantza weiß, wo ihr Safe ist. Vielleicht hat er ihnen sogar die Kombination verraten. Auf jeden Fall müssen wir ihren Plan vereiteln. Unser Hauptziel ist es, zu verhindern, daß diese Bombe hergestellt werden kann. Jede Kopie dieses Herstellungsprozesses muß zerstört werden, und solange diese Kopien in Ixanien bleiben, haben wir eine Chance, sie zu vernichten.«
    »Und was ist mit Kassen? Wenn wir ihn nicht umlegen wollen, sehe ich nicht, was Sie da tun könnten.«
    »Überlassen Sie Kassen ruhig mir«, sagte er mit einem abwesenden Blick.
    »Wenn das heißen soll, daß Sie ihn wirklich umbringen wollen, dann dürfen Sie dabei nicht mit meiner Hilfe rechnen«, sagte ich erregt.
    Er schüttelte den Kopf und sagte dann langsam: »Ich werde ihn nicht töten. Ich habe eine bessere Idee.«
    Was immer auch seine Idee war, sie gefiel mir nicht, und ich sagte ihm das auch. Er klopfte mir auf den Rücken, was ich nicht ausstehen kann, und erklärte mir fröhlich, ich solle mir keine Sorgen machen. Ich blieb aber fest.
    »Hören Sie zu, Carruthers, mir scheint, hier haben Sie sich ein wenig zuviel vorgenommen. Ich bin sehr dafür, daß wir den amerikanischen Konsul informieren, und der soll dann tun, was er für nötig hält. Es handelt sich doch hier um eine internationale Angelegenheit. Als ich herkam, war ich auf eine Revolution und auf weißgottnochwas gefaßt, aber auf so einen Schlamassel war ich nicht vorbereitet. Zudem soll ich mich überhaupt nicht in politische Angelegenheiten einmischen. Wenn wir bei dieser Geschichte auf die Nase fallen und es rauskommt, daß ich darin verwickelt war, fliege ich raus. Damit Sie mich richtig verstehen: ich würde es ohne weiteres riskieren, wenn wir auch nur die kleinste Erfolgschance hätten. Aber mir scheint, wir haben keine. Nehmen wir zum Beispiel diesen Einbruch. Wie sollen wir denn mit acht griechischen Messerstechern fertig werden?«
    »Acht? Wenn ich richtig gehört habe, waren es mindestens zehn.«
    »Acht oder zehn, wo ist da der Unterschied. Wir haben keine Chance. Ich schlage also vor und ich hoffe, daß Sie ein Einsehen haben werden, daß wir uns noch heute mit unsern Konsuln in Verbindung setzen, ihnen alles berichten und es dabei bewenden lassen. Wenn diese sich dann entscheiden, nichts zu unternehmen, kann uns keiner tadeln. Wir haben unser Möglichstes getan. Mit diesem Groom sollten Sie doch fertig werden. Halten Sie ihn hin, sagen Sie ihm, die Papiere seien nicht vollständig oder was Ihnen sonst gerade einfällt, damit unsere Leute vom Konsulat eine Chance haben, etwas zu unternehmen.«
    Hierauf lehnte ich mich zurück und trank mein Bier aus. Ich hatte mir die Sache von der Seele geredet und fühlte mich besser. Ich blickte zu Carruthers, der dabei war, sich seine Pfeife anzuzünden. Er stieß eine Rauchwolke aus, und sein Blick traf den meinen. Aus einem unerklärlichen Grund bedauerte ich plötzlich meinen Ausbruch, und mir war, als hätte ich etwas

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