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Der dunkle Grenzbezirk

Der dunkle Grenzbezirk

Titel: Der dunkle Grenzbezirk Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eric Ambler
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will?«
    Er zuckte die Schultern.
    »Das würde ich nicht unbedingt sagen, aber er befindet sich doch in einer gefährlichen Lage. Ich würde ihn nicht als idealen Kunden für eine Lebensversicherung ansehen.«
    Carruthers Gesicht kam mir in den Sinn, und eine Welle der Begeisterung durchflutete mich, aber ich tat so, als sei ich ziemlich außer mir. »Um Himmels willen, Andy, nun hören Sie doch schon auf mit der Geheimniskrämerei und sagen Sie mir endlich, was hier gespielt wird.«
    Wieder schüttelte Andrassin seinen Kopf.
    »Meine Lippen sind versiegelt, Mr. Casey. Ich habe jetzt schon viel zu viel verraten.« Nach einer Pause fügte er hinzu: »Ich weiß mehr, als für mich gut ist.«
    Ich versuchte es ein letztes Mal.
    »Aber eines können Sie mir doch verraten? Ist Professor Barstow in irgendeiner Weise in diese Verschwörung, von der Sie sprachen, verwickelt?«
    Er zögerte etwas, dann zuckte er die Achseln.
    »Ja, das ist er. Ob er es nun selber weiß oder nicht, er ist es. Deshalb will ich ihn nicht sehen. Ich gehe keine unnötigen Risiken ein. Und wenn ich Ihnen eins raten darf, mein Freund: Lassen Sie sich nicht mit ihm ein. Es kann Ihnen nur schaden.«
    Ich wußte, daß es sinnlos war, weiter in ihn zu dringen. Er wechselte das Thema abrupt und sprach von den Tagen in New York mit einem Heimweh, das mich fast angesteckt hätte. Er zitierte Goethe, Hobbes und, beim Aufstehen, Nietzsche.
    »Jede Tat ist sinnlos, denn sie kettet uns bloß ans Dasein.« Düster fügte er hinzu: »Ich habe mein Leben vertan, Mr. Casey.«
    Wir sagten einander Lebewohl, und ich schaute ihm nach, bis seine untersetzte kräftige Gestalt mit dem weißen Haarschopf von den Passanten verdeckt wurde.
    Ich habe ihn nie wiedergesehen.

11. Kapitel
    10. bis 11. Mai
     
    Am selben Nachmittag betrat ich um fünf Minuten vor drei Uhr das Hotel Europa und fragte nach Professor Barstow.
    Carruthers empfing mich überschwenglich, schloß sorgfältig die Türe hinter mir und verriegelte sie. Eifrig fragte er mich dann, ob ich die Hörer mitgebracht hätte. Ich zog sie aus meinen Manteltaschen. Er riß sie mir hochbefriedigt aus den Händen.
    »Haben Sie Ihr Messer dabei?«
    Ich gab es ihm. Er ging zu der Klingel neben seinem Bett und schnitt das Kabel nahe dem Klingelknopf ab. Dann ging er daran, etwa drei Meter davon von der Wand zu reißen und die Enden freizulegen.
    Er mußte mir das Unbehagen, das ich beim Zusehen empfand, am Gesicht abgelesen haben, denn er sagte lächelnd:
    »Keine Angst, ich bin nicht verrückt.«
    »Aber was machen Sie denn da?«
    »Wir wollen doch diese Konferenz abhören, nicht wahr? Darum habe ich Sie ja auch gebeten, einen zweiten Hörer mitzubringen. Sie sollen auch etwas davon haben.«
    »Und wo nehmen Sie ein Mikrofon her?«
    »Das zeige ich Ihnen gleich.«
    Er arbeitete weiter an der Klingelschnur, öffnete dann leise die Zimmertür und zeigte auf die gegenüberliegende Tür.
    »Das ist Grooms Zimmer. Er hat ein Telefon. Das wird uns als Mikrofon dienen.«
    Er nahm das Ende der Klingelschnur in die Hand und zeigte es mir.
    »Das Telefonkabel kommt, wie Sie sehen, dort bei der Tür heraus.«
    Ich folgte seinem ausgestreckten Finger und sah das Telefonkabel neben dem Türpfosten aus der Wand treten. »Tun Sie mir jetzt einen Gefallen und gehen Sie ans Ende des Korridors. Wenn jemand kommt, pfeifen Sie.«
    »Ja, aber …«
    »Ich erkläre es Ihnen nachher.«
    Ich ging bis ans Ende des Korridors und wartete. Als ich einen Kellner herankommen sah, pfiff ich. Carruthers, der sich gebückt hatte und mit dem Telefonkabel hantierte, stand auf und verschwand in seinem Zimmer. Als der Kellner außer Sicht war, erschien Carruthers wieder. Ich sah, wie er die Klingelschnur unter den Korridorläufer schob. Dann stand er auf und winkte mir.
    Wir gingen in sein Zimmer zurück. Er zog das Ende der Klingelschnur hinein und schloß dann die Tür und verriegelte sie.
    »Ich habe die Telefonleitung angezapft«, erklärte er. »Wir können die Unterhaltung durch den Telefonhörer belauschen.«
    »Ist der Hörer in Grooms Zimmer aufgehängt?« fragte ich rasch.
    Er nickte und lächelte. Mein Herz sank und ich seufzte verärgert.
    »Ja, wie sollen wir denn hören, was sie reden, wenn der Hörer aufliegt?«
    »Wenn der Hörer nicht aufgehängt ist, dann sieht das vielleicht jemand, und er hängt ihn auf. Der Hörer ist aber gar nicht aufgelegt. Während Groom beim Mittagessen war, habe ich ein paar Streichhölzer unter die Gabel

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