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Der dunkle Herzog

Der dunkle Herzog

Titel: Der dunkle Herzog Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Ashley
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Mac. »Cameron wird gleich mit einer hier sein.«
    Ian ließ zu, dass sie auf die Kutsche warteten. Sie quetschten sich hinein, und Ian nahm Beth auf den Schoß. Es kümmerte sie nicht, dass ihr Mann verdreckt war und zum Himmel stank.
    Sie fuhren in Richtung Eustoner Bahnhof, daran vorbei und weiter zur Chalton Street. Kaum hatte sie gehalten, sprang Ian aus der Kutsche, öffnete ein Sielgitter in der Straße und sagte: »Er ist hier. Am Sturmwehr. Ich werde es euch zeigen.«
    Fellows trommelte seine und Harts Leute zusammen, die noch immer die Gegend absuchten, ebenso wie den Suchtrupp, der geholfen hatte, die Tunnel abzusuchen. Fellows scheuchte sie alle in den Kanal hinunter. Ian ging voran, um ihnen den Weg zu zeigen.
    Eleanor wartete auf dem Bürgersteig. Sie hatte sich geweigert, sich wieder in die Kutsche zu setzen. Wie sie es im Wohnzimmer schon getan hatte, ging sie auch hier hin und her, aber jetzt war die Hoffnung zurückgekehrt. Aber auch die Angst.
    Eine Stunde später war sie noch immer voller Hoffnung und wartete darauf, jeden Moment ein Rufen zu hören, dass man ihn gefunden hatte, gefolgt von Harts Knurren, dass er aus der Kloake gezogen werden wolle. Sie konnte es sich so bildhaft vorstellen, dass sie vollkommen überzeugt davon war, dass es so geschehen würde.
    Nachdem eine weitere Viertelstunde verstrichen war, tauchten Fellows’ Konstabler und die Kanalarbeiter einer nach dem anderen schmutzig wieder auf. Sie wirkten niedergeschlagen.
    Fellows sprach mit dem Leiter der Gruppe und ging danach zu Eleanor, Ian folgte ihm. Fellows hatte die Augenbrauen zusammengezogen, doch Ians Kinn war vor Entschlossenheit fest angespannt.
    »Er ist nicht dort unten, Ma’am«, sagte Fellows. »Ian hat uns zu der Stelle geführt, wo er von ihm getrennt worden ist, aber dort unten steht jetzt das Wasser, und er ist fort.« Er sah Eleanor mit Augen an, die Harts so ähnlich waren. »Sie werden nochmals nachschauen, wenn der Wasserpegel gefallen ist, aber sie befürchten, dass er in einen der Flüsse gespült worden ist und jetzt zur Themse treibt.« Fellows senkte die Stimme. »Diese Reise überlebt niemand, Euer Gnaden.«
    Ian schüttelte den Kopf. »Ich werde ihn finden.« Er sah Eleanor an und hielt einen Moment lang ihren Blick fest. Seine Augen waren Harts noch ähnlicher als die Fellows’. »Ich finde ihn immer.«

20
    Eleanor.
    Hart erwachte aus seinem Traum und spürte ein sanftes Schaukeln. Er öffnete die Augen. In seinem Kopf hämmerte es noch immer – der Schlaf hatte keine Linderung gebracht.
    Einige Augenblicke lang starrte er gegen die Holzdecke wenige Zentimeter über ihm, ehe er begriff, dass er auf einer Pritsche lag und man ihn mit einem Quilt zugedeckt hatte. Es war ein fadenscheiniger, schmutziger Quilt, aber immerhin ein Quilt.
    Die Kammer, in der die Pritsche sich befand, war klein und eng und voll mit Rudern, Tauen und einem verhedderten Fischernetz. Ein winziger, niedriger Raum, in der Tat, und jemand hatte entschieden, ihn dazuzupacken.
    Hart fuhr sich mit der Hand über das Gesicht und fühlte das Kratzen langer Bartstoppeln. Wie lange hatte er hier gelegen? Einen Tag? Zwei?
    Eleanor. Ian.
    Voller Angst setzte er sich auf und stieß sich den Schädel an dem niedrigen Balken über ihm. Er fiel zurück auf das dünne Kopfkissen, das Schwindelgefühl in seinem Kopf war stärker geworden.
    Hart zwang sich, still zu liegen. Er musste herausfinden, wo er sich befand, was geschehen war, wie viel Zeit vergangen war und was er tun konnte. Und vor allem musste er diese gottverfluchten Kopfschmerzen loswerden.
    Eine Bestandsaufnahme ließ Hart erkennen, dass seine Jacke fort war, ebenso seine Weste und sein Hemd. Er konnte die warmen Falten seines Kilts an den Beinen spüren, aber das Einzige, was seinen Oberkörper bedeckte, war das dünne Leinenhemd, das er unter seiner Kleidung getragen hatte. Er bewegte die Zehen und stellte fest, dass auch seine Wollsocken und seine Stiefel nicht mehr da waren.
    Wer immer ihn ausgeraubt hatte, diese Leute waren Dummköpfe. Die handgesponnene Wolle seines Kilts war wertvoller als die Kaschmirjacke und das Batisthemd zusammen. Ihre Tartans, zumindest für seinen Zweig des MacKenzie Clans, wurden in den Bergen nahe Kilmorgan von einer Familie gewebt, die niemand anderem erlaubte, Hand an ihre Wolle zu legen, nicht einmal anderen MacKenzies. Ein echter MacKenzie-Tartan war rar und kostbar.
    In diesem Augenblick jedoch, wenn die zänkische alte Tesag MacKenzie

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