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Der dunkle Herzog

Der dunkle Herzog

Titel: Der dunkle Herzog Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Ashley
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vergewissern, dass sie wohlauf war. Dieser brennende Wunsch trieb ihn voran.
    Ian richtete sich jetzt zu seiner ganzen Körpergröße auf, und einen Schritt später konnte Hart seinem Beispiel folgen.
    Der Widerhall wurde stärker, was bedeutete, dass die Decke jetzt höher lag, und die Luft roch schon fast wieder frisch. Ein Licht, so schwach, dass es kaum so genannt werden konnte, war zur Rechten Harts zu erkennen. Nach der völligen Dunkelheit im Tunnel erschien es ihm strahlend hell.
    »Ein Straßenablauf«, sagte Ian und wies auf das Licht. »Der dort leitet das Wasser in den Fleet ab.«
    Der Fluss Fleet war während der vergangenen Jahrhunderte erst teilweise und dann ganz und gar überbaut worden und schließlich ganz unter der Erde verschwunden. Jetzt war er nur noch ein Kanal, der nach starken Regenfällen das Wasser auffing und sich in die Themse ergoss.
    »Wie kommen wir raus?«, fragte Hart. »Ich werde den Teufel tun und mich den dreckigen Fleet hinuntertreiben lassen, um an einem der Gitter hängenzubleiben.«
    »Es führen Schächte hinauf zu den Straßen«, erklärte Ian. »Aber nicht hier.«
    Natürlich nicht. »Wo dann?«
    »Eine Meile noch durch die Tunnel«, sagte Ian. »Vielleicht mehr.«
    Hart schluckte, sein Mund war trocken. Ians Gesicht war ein blasser Schemen in der Dunkelheit, mehr konnte Hart nicht erkennen. »Gib mir noch einmal den Whisky.«
    Wortlos reichte Ian ihm die Flasche, und Hart kippte sich den Single Malt in den Mund. Es war Ambrosia, auch wenn er noch lieber ein Glas Wasser getrunken hätte.
    Er gab Ian die Flasche zurück, der sie, ohne zu trinken, wieder einsteckte. »Hier entlang.«
    Hart machte zwei Schritte, um ihm zu folgen, dann gaben die Beine unter ihm nach. Er fand sich auf dem Steinboden wieder und übergab sich. In seinem Schädel schien sich unaufhörlich ein Kreisel zu drehen.
    Ian war wieder neben ihm. »Bei der Explosion hat dich etwas am Kopf getroffen«, sagte er.
    Hart rang nach Atem. »Sehr scharfsinnig von dir, Ian.«
    Ian schwieg, aber Hart kannte ihn gut genug, um zu wissen, dass sich die Gedanken mit Blitzgeschwindigkeit in Ians Bewusstsein tummelten, während er zu entscheiden versuchte, was er tun sollte.
    »Wenn wir langsam gehen, schaffe ich es«, sagte Hart.
    »Wenn wir zu langsam sind, ist das Wasser schneller als wir. Oder die Gase.«
    »Ich glaube nicht, dass wir eine verdammt andere Wahl haben.« Hart hielt sich an Ian fest, als dieser ihn hochzog. Der Schwindel ließ ihn einen Moment lang nur Schwärze sehen. »Warte.«
    Hart spürte, wie seine Füße den Boden verließen, als Ian ihn sich auf den Rücken hievte. Langsam ging Ian weiter.
    Hart wusste, dass er Ian niemals dazu überreden konnte, ihn zurückzulassen und allein weiterzugehen, um Hilfe zu holen. Wenn Ian einen Kurs festgelegt hatte, konnten keine Argumente der Welt ihn davon abbringen. Auch gut. Hart wollte nicht allein hier unten sein, auf keinen Fall.
    Der plötzliche Widerhall eines dröhnenden Rauschens war die einzige Warnung. Regenfälle im Norden der Stadt hatten den Wasserpegel ansteigen lassen, und jetzt strömte das Wasser in die Kanäle, trat über die Wehre, um durch die Gullys abzufließen und sich in die unterirdischen Flüsse zu ergießen.
    Ian schrie unzusammenhängende Worte, während er Hart hochstemmte und ihn auf einen Mauervorsprung neben dem hohen Wehr schob. Die Steine waren glitschig, und Hart kämpfte gleichzeitig darum, sich festzuhalten und bei Besinnung zu bleiben.
    Wasser wirbelte durch das Röhrensystem. Im schwachen Licht, das kurz darauf von den Fluten verschluckt wurde, sah Hart, dass Ian von den Füßen gerissen und mit halsbrecherischer Geschwindigkeit von ihm weggerissen wurde.
    »Ian!«, schrie er. »Ian!«
    Seine Worte verloren sich im Donnern der Wassermassen. Ian war in die andere Richtung fortgerissen worden, gefangen in einer Woge, die in die Tunnelgewölbe zurückgeströmt war. Und diese Tunnel waren jetzt bis zur Decke mit Wasser gefüllt.
    »Ian!«, brüllte Hart.
    Nach einer unerträglich langen Zeit sank der Wasserstand. Als er eine Höhe von nicht einmal mehr einem halben Meter hatte und wieder ein blasser Lichtschimmer zu erkennen war, ließ Hart sich von dem hoch gelegenen Mauervorsprung hinuntergleiten. Sein Kopf hämmerte, und er fiel, landete im kalten Wasser.
    Er würde hier unten sterben. Ian konnte schon tot sein.
    Das Licht verschwand. Hart wusste nicht, ob im Wasser treibender Unrat den Abfluss verstopft hatte oder ob

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