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Der dunkle Herzog

Der dunkle Herzog

Titel: Der dunkle Herzog Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Ashley
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und Reeve mehr Schlaf bekamen. Allmählich begann Reeve, Hart nach seiner Meinung zu fragen, und dann, als Harts Ideen ihnen mehr Treibgut und über Bord geworfene Ladung einbrachten, begann Reeve darauf zu warten, dass er gesagt bekam, was er tun sollte. Hart war der geborene Anführer, und Reeve, obwohl kein stumpfsinniger Gefolgsmann, begann Harts lässiges Kommando anzuerkennen.
    Hart beschloss, dass er Reeve nicht als seinen Boten einsetzen würde, um Eleanor ein Zeichen zu geben. Reeve würde für Geld alles tun, und er würde womöglich auf die Idee kommen, dass es ihm mehr einbrächte als das, was er von Hart bekam, wenn er die Information verkaufen würde, dass ein reicher Fremder an einem ungewöhnlichen Ort eine Botschaft deponieren ließ. Mrs Reeve war ihrem Mann unerschütterlich ergeben, auch wenn sie mit ihrer Meinung nicht hinter dem Berg hielt, wenn sie nicht mit ihm übereinstimmte. Lautstark.
    Also blieb nur der Junge. Hart hatte Lewis’ Respekt gewonnen, indem er ihm beim Absuchen der Netze geholfen und sich von Lewis hatte zeigen lassen, wonach er suchen musste. Hart hatte viel darüber gelernt, welcher Unrat noch zu Geld gemacht werden konnte und was wertlos war. Lewis war seinem Vater gegenüber loyal, war aber auch sein eigener Herr, so jung er noch war. Am Fluss wurden die Jungen schnell erwachsen.
    »Lewis«, sagte Hart zu ihm, als er glaubte, die Zeit dafür sei reif. »Ich brauche deine Hilfe; du musst einen Botengang für mich machen.«
    Lewis schaute zu ihm hoch, weder interessiert noch desinteressiert. Hart rieb sich das Gesicht und fühlte, dass sein Bart weicher geworden war, aus kratzigen Stoppeln war drahtiges Haar geworden.
    »Du musst für mich nach Mayfair gehen. Und du darfst es deinem Vater nicht sagen. Es ist eine einfache Sache, ungefährlich für dich, und ich verspreche, dass ich nicht versuche, deinen Vater um das zu betrügen, was ich ihm schulde.«
    »Wie viel?«, fragte Lewis.
    Er war der Sohn seines Vaters. »Wie viel willst du?«
    Lewis dachte nach. »Zwanzig Schillinge. Zehn für den Weg und zehn dafür, dass ich meinem Vater nichts verrate.«
    Der Junge war ein Schlitzohr. »Abgemacht.« Hart streckte ihm die Hand hin, und Lewis ergriff sie und schüttelte sie fest. »Nun denn, mein Junge, wie gut kannst du über Zäune klettern?«
    Eleanor öffnete das Tor und betrat den kleinen Park des Grosvenor Square. Für Mayfairer Verhältnisse war es noch früh am Tag, obwohl die Uhr bereits elf Uhr vormittags zeigte. Nannys in Grau mit weißen gestärkten Schürzen schoben Kinderwagen vor sich her oder hielten kleine Kinder an der Hand oder saßen auf Bänken, während ihre Schutzbefohlenen im Gras spielten. Sie beobachteten Eleanor, auch wenn sie sich inzwischen daran gewöhnt hatten, die Frau des berühmten Duke bei ihrem Morgenspaziergang zu sehen. Eine wirklich tapfere Frau, die versuchte, durchzuhalten.
    Wie gewöhnlich ging Eleanor ohne Eile an ihnen vorbei. Es war nicht ratsam, die Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen, indem sie zeigte, dass sie es eilig hatte. Also schlenderte sie den Weg entlang, den Sonnenschirm aufgespannt gegen den Sonnenschein. Gestern war es ein Regenschirm gegen den Regen gewesen. Sie kam jeden Tag hierher, ob es regnete oder die Sonne schien.
    Eleanor zählte ihre Schritte, das Mantra ließ sie gleichmäßig einen Fuß vor den anderen setzen. Vielleicht heute. Vielleicht heute …
zweiundvierzig, dreiundvierzig, vierundvierzig …
    Nachdem sie die Parkmitte erreicht hatte, folgte sie dem Weg noch ein kleines Stück, bis sie ihn verließ. Noch siebzehn Schritte über den Rasen, dann um den dicken Stamm des Baumes herum …
    Eleanor blieb stehen. Ein Veilchen, von der Art, wie Gentlemen es Blumenmädchen abkauften, um es am Revers zu tragen, lag am Fuß des Baumes. Keine Treibhausrose, nein, aber die Art von Ding, die ein Mann, der sich versteckt hielt, weil er um sein Leben fürchten musste, vielleicht erwerben und für sie zurücklassen würde.
    Sie schloss die Augen. Jemand musste die Blume verloren haben. Sie wünschte sich so sehr, dass Hart ihr ein Zeichen geben würde, dass sie jetzt vermutlich anfing, sich Dinge zurechtzufantasieren. Eleanor öffnete die Augen wieder. Das Veilchen lag noch immer dort. Es lag genau an der Stelle, an der Hart vor Jahren andere Blumen für sie zurückgelassen hatte.
    Die Blume bedeutet, dass ich nicht wie versprochen kommen kann; aber ich werde kommen, sobald es mir möglich ist,
hatte er zu ihr gesagt, als

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