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Der dunkle Herzog

Der dunkle Herzog

Titel: Der dunkle Herzog Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Ashley
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trauerte um ihn, England jedoch nicht.
Den wären wir verdammt bequem losgeworden
– das schrieb die englische Zeitung zwar nicht, hätte es aber genau so drucken können.
    Auf einer der letzten Seiten fand er die kurze Meldung, dass die Familie MacKenzie London verlassen und sich nach Schottland zurückziehen würde. Gut so, dachte Hart.
Dort wird man gut auf Eleanor achtgeben.
Eleanor war wie die wilde schottische Heide, es ging ihr gut, wenn auf den schottischen Hügeln der Wind über sie hinstrich, wenn sie nicht abgeschnitten und in eine enge Vase gepresst wurde.
    In derselben Notiz stand, dass die Herzogswürde an Lord Cameron MacKenzie fallen würde, sobald sein älterer Bruder für tot erklärt wäre.
    Hart strich mit dem Finger über Camerons Namen und unterdrückte ein Lachen. Cameron musste vor Wut kochen. Die größte Angst im Leben seines Bruders war immer gewesen, dass Hart vor der Zeit ins Gras beißen und ihm das Herzogtum hinterlassen würde. Hart stellte sich all die bunten Namen vor, mit denen Cameron ihn jetzt vermutlich belegte. Aber Hart wusste auch, dass Cameron auf jedes Mitglied der Familie gut achtgeben würde. Cams größte Stärke war seine Fähigkeit, diejenigen zu beschützen, die er liebte.
    Hart schlug die Seite um und erstarrte. Sein Blick war auf die – recht versteckt stehende – Geschichte gefallen, dass das Versteck der Fenier, die im Eustoner Bahnhof die Bombe gezündet hatten, ausgehoben worden sei. Unter dem Kommando eines Inspektors Fellows habe die Polizei ihr Haus gestürmt. Es seien viele Verhaftungen vorgenommen worden, und die Menschen freuten sich, dass die Straßen wieder sicher seien.
    Hart hatte die Morgenausgabe der Zeitung vor sich liegen, und das Ereignis hatte am Abend zuvor stattgefunden. Ein so wichtiges Vorkommnis, und Hart hatte erst durch das Lesen des Artikels davon erfahren.
    Am Fluss zu leben, löschte den Rest der Welt aus. Sie hatte sich weitergedreht.
Ohne ihn.
    Und es störte ihn nicht.
    Hart verharrte bei diesem Gefühl, prüfte es. Sein ganzes Leben lang war es sein verzweifeltes Drängen gewesen, die Welt um sich herum zu kontrollieren, sie zu formen, ebenso wie jeden, der darin lebte. Zu dem zu formen, was er wollte. Durch seine Fehler hatte er gelernt – wohl am nachdrücklichsten durch die Geschichte mit Eleanor –, dass er die Menschen nicht verbiegen konnte, die ihm am wichtigsten waren. Aber zu viele Menschen hatten ihn gewähren lassen, hatten ihn in der Illusion leben lassen, es zu können.
    Der Junge, der so sehr versucht hatte, eine Welt zu erschaffen, in der nichts von seinem Vater existierte, hatte Erfolg gehabt. Vielleicht verdammt zu viel. Hart war dem Mann, den er gehasst hatte, sehr ähnlich geworden – erwartete er doch, dass sich jeder seinem Willen beugte. Er hatte sich dazu gratuliert, nicht körperlich grausam zu sein, aber mit seinen Worten und in seinem Handeln war er ebenso grausam gewesen wie sein Vater.
    Eleanor hatte Recht damit gehabt, dass er Mrs Palmer schlecht behandelt habe. Sie hatte zu Recht befürchtet, er könne das Gleiche mit ihr tun. Er hätte es wohl auch getan, hätte sie nicht einen Kübel kaltes Wasser über ihm ausgeschüttet und ihn zur Besinnung gebracht.
    Und jetzt drehte sich die Welt, die zu kontrollieren er sich so verzweifelt bemüht hatte, fröhlich weiter und ging davon aus, dass Hart mit dem Gesicht nach unten in der Themse trieb. Er war nichts als ein weiterer Mensch auf Erden, einfach ein Mann, der wie Reeve versuchte, sich durchzuschlagen und wenn möglich das Glück zu finden.
    Hart hatte das Glück gefunden. Mit Eleanor. Aber er hatte beschlossen, weiterhin seinem obsessiven Ehrgeiz zu folgen, sie zur Seite zu schieben und anzunehmen, er hätte genug Zeit für sie, hätte er sein Ziel erst einmal erreicht.
    Ein Narr war er. Damit hatte Reeve Recht.
Knochenarbeit Tag und Nacht, eingesperrt, ohne mitzuerleben, wie dein Sohn groß wird. Freiheit, die ist mehr als all ihre Silberteller und ein schönes Haus wert.
    Eine Fabrik oder das Parlament – es war alles das Gleiche.
    Er musste Eleanor sehen. Er musste sich in ihrer Weichheit vergraben und sie um Vergebung bitten. Er wusste genau, dass er ihr die Blume auch aus einem anderen Grund geschickt hatte – er fürchtete, dass sie sich, hielte sie ihn für tot, einem anderen zuwenden könnte, David Fleming vielleicht. Um sich trösten zu lassen. Eleanor war wunderschön, sie war jung und jetzt eine sehr, sehr reiche Witwe. Die Raubtiere

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