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Der dunkle Herzog

Der dunkle Herzog

Titel: Der dunkle Herzog Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Ashley
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würden sich aus dem Dickicht wagen.
    Es war Zeit, nach Hause zurückzukehren.
    Hart sah von der Zeitung auf, seine Welt hatte sich verändert. Die Gäste im Pub plauderten und lachten weiter mit ihren Freunden, einige ruhig, andere laut. Der Duke of Kilmorgan und die Gesamtheit der britischen Peers waren hier ohne Bedeutung. Zum ersten Mal in seinem Leben hatte Hart keine Macht.
    Er blieb mit Reeve im Pub, saß still da, während ihm der Kopf davon schwirrte, wie er wieder nach Hause zurückkehrte – Kilmorgan würde der beste Ort sein, seine Wiederauferstehung zu zelebrieren –, bis das Wirtshaus für die Nacht schloss. Reeve sagte seinen Freunden gute Nacht, und er und Hart gingen durch die Dunkelheit auf Blackfriars Bridge zu. Reeve schwankte leicht.
    Eine Hand streckte sich aus einem dunklen Durchgang vor und legte sich auf Harts Schulter. Er fuhr herum, die Faust zu einem perfekten Haken schwingend. Der Schlag wurde mit gleichem Können von einer Hand abgefangen, die so groß wie seine eigene war. Augen von der Farbe des MacKenzie Single Malts sahen Hart im schummrigen Licht von Reeves Laterne an.
    Hart blickte zurück auf Ian MacKenzie, dessen Gesicht schmutzig und von Falten der Erschöpfung gezeichnet war. Ian legte Hart die Hände auf die Schultern, und seine Finger drückten sich durch Harts Pullover.
    »Ich habe dich gefunden«, sagte Ian. Seine Stimme klang tief. »Ich habe dich gefunden.« Er legte die Arme um Hart und für einen Moment versank Hart in der Kraft, die sein jüngster Bruder war. »Ich kann dich immer finden«, flüsterte Ian.
    »Komm mit.«
    Eleanor schaute vom Schreibtisch im großen Arbeitszimmer des Hauses am Grosvenor Square auf. Im Haus war es ruhig, seitdem alle bis auf sie, Ian und Beth und die Kinder, nach Schottland abgereist waren. Es war sehr spät, und Beth und ihre Kinder schliefen schon.
    »Grundgütiger«, sagte sie. »Bist du noch immer auf den Beinen, Ian?«
    Ian, auf seine ihm eigene Art, machte sich nicht die Mühe, auf diese Frage zu antworten. Er streckte die Hand aus. »Komm mit.«
    Er atmete schwer, seine Augen leuchteten. Ian lächelte nicht, aber Eleanor spürte seine Aufregung, sogar Freude hinter seiner unbewegten Miene.
    »Wo ist er?«, fragte Eleanor, während sie aufstand.
    »Komm mit.«
    Das genügte Eleanor. Sie nahm ihren Schal, ergriff Ians Hand und ging mit ihm mit.
    Hart wartete bei Reeves Bootshaus in der übel riechenden Dunkelheit und lauschte auf die Themse, deren Wasser nicht weit entfernt ans Ufer schlug. Zu viele Leute lungerten nahe Reeves Bootshaus ein Stück den Strand hinunter herum – einige von Reeves Freunden aus dem Pub waren zu Besuch gekommen, auch wenn es schon sehr spät war –, aber das Bootshaus war leer. Ratten und Diebe, das waren die einzigen Lebewesen, die man heute Nacht am Ufer der Themse antraf. Und Hart.
    Hart sah sie kommen. Rasch und lautlos, die hohe Gestalt seines Bruders kam über den Kiesstrand, in seiner Begleitung eine Frau, die sich in einen dunklen Schal gehüllt hatte.
    »Geh ein bisschen langsamer«, drang Eleanors Stimme an sein Ohr. »Diese Steine sind rutschig, und ich bin sicher, ich bin in irgendetwas Abscheuliches getreten. Ich verstehe ja, warum wir kein Licht machen dürfen, aber können wir nicht bitte etwas langsamer gehen?«
    Ian antwortete nicht und sah sich auch nicht nach ihr um. Er zog sie weiter mit sich mit, und Hart trat aus dem Schatten des Bootshauses hervor.
    Eleanor ließ Ians Hand los. Sie stand wie erstarrt, eine schmale Gestalt gegen das, was an Licht den Fluss hinuntertrieb, dann rannte sie auf ihn zu, mit fliegenden Röcken. Hart wusste, er hätte eigentlich im Verborgenen bleiben sollen, aber er konnte nicht anders, als ihr entgegenzulaufen – vier Schritte, fünf, sechs, sieben.
    Dann stand sie vor ihm. Hart riss sie an sich und hob sie hoch, wirbelte sie herum. Er barg das Gesicht an ihrem Nacken, atmete ihren Duft ein. Sie fühlte sich warm an.
Sicher. Ich bin sicher.
Harts Körper erbebte in einem heftigen Schluchzen.
    Eleanor weinte, ihre Hände schlossen sich um sein Gesicht. Sie streichelte seinen Bart, starrte ihn ungläubig an.
    »Was ist passiert, Hart? Was ist mit dir geschehen? Mein Gott, du siehst schrecklich aus.«
    Eleanors Herz floss über vor Glück. Er war hier, unverletzt, bei ihr. Das Veilchen hatte ihr gesagt, dass es ihm gutgehe, aber sie hatte ihn berühren müssen, um es zu glauben. Sie streichelte sein Gesicht und den seltsamen Bart. Hart sah so anders und

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