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Der dunkle Herzog

Der dunkle Herzog

Titel: Der dunkle Herzog Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Ashley
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wandte er sich um und stellte sich vor die Eingangstür, die Hände gegen die Laibung gestützt, um Eleanor den Weg nach draußen zu versperren.
    Eleanor hatte Hart schon zuvor derart derangiert und verkatert nach einer durchzechten Nacht gesehen, aber in der Vergangenheit hatte er sich auch in dieser Verfassung seinen bissigen Humor und seinen Charme bewahrt, ganz egal wie mitgenommen er sich fühlte. Sie erinnerte sich an die Leere, die sie letzte Nacht in seinen Augen gesehen hatte. Keine Spur mehr von dem zu jeder Sünde bereiten, lächelnden Hart MacKenzie, der die einundzwanzig Jahre alte Eleanor gejagt hatte.
    Nein
. Diesen Hart musste es noch geben, tief in ihm verborgen. Irgendwo.
    Lord Ramsay, der hinter seiner Tochter stand, ergriff das Wort. »Eleanor hat entschieden, dass wir nach Schottland zurückkehren sollten.«
    Der neue, kalte Hart richtete seinen Blick starr auf Eleanor. »Nach Schottland? Warum?«
    Eleanor sah ihn nur an. Das Zerschellen des Glases, das
Verschwinde!
gellten ihr noch in den Ohren. Das Wort hatte sie verletzt, nicht geängstigt.
    Hart hatte tiefen Schmerz empfunden, und der Whisky hatte seine Qual noch verstärkt.
    Bitte
, wisperte etwas in seinen Augen ihr jetzt zu.
Bitte, geh nicht.
    »Ich habe dich gefragt, warum«, wiederholte Hart.
    »Sie hat keinen Grund genannt«, antwortete Lord Ramsay an Eleanors statt. »Aber Sie wissen ja, wie Eleanor ist, wenn sie sich zu etwas entschlossen hat.«
    »Verbieten Sie es ihr«, sagte Hart schneidend.
    Lord Ramsay schmunzelte. »Es verbieten? Eleanor? Diese Worte passen nicht zusammen in einen Satz.«
    Die Situation war festgefahren. Harts Muskeln spannten sich an, während er sich weiterhin gegen den Türrahmen stützte. Eleanor blieb kerzengerade stehen und schaute in seine haselnussbraunen Augen, die jetzt rotgerändert waren und verhärmt wirkten.
    Er wird niemals bitten,
erkannte sie.
Hart MacKenzie befiehlt. Er bittet nicht. Er weiß gar nicht, wie das geht.
    Und deshalb gab und würde es immer Streit zwischen ihnen geben. Eleanor war nicht demütig und gehorsam, und Hart wollte jeden dominieren, der ihm über den Weg lief.
    »Funken«, sagte Eleanor.
    Hitze flackerte in Harts Augen. Sehnsucht und Wut.
    Sie hätten vermutlich den ganzen Tag dort gestanden – Hart und Eleanor, die sich anstarrten –, wäre nicht eine große Kutsche vor dem Haus vorgefahren. Franklin, der vor dem Haus auf seinem Posten stand, begrüßte den Besucher, der aus der Kutsche stieg. Hart rührte sich nicht.
    Er stand noch immer in der Tür und starrte Eleanor an, als sein jüngster Bruder, Ian MacKenzie, hinter ihm auftauchte.
    Hart fuhr herum, und Ian blieb ungeduldig stehen. »Hart, du versperrst die Tür. Geh aus dem Weg.«
    »Oh, hallo, Ian«, sagte Eleanor an Hart vorbei. »Wie wunderbar, dich zu sehen. Hast du Beth mitgebracht?«
    Ian stupste mit seiner großen Hand gegen Harts Schulter. »Geh zur Seite.«
    Hart stieß sich vom Türrahmen ab. »Ian, was tust du hier? Du solltest doch in Kilmorgan sein.«
    Ian trat ein, ließ den Blick über Eleanor gleiten, ignorierte Hart und richtete seine whiskyfarbenen Augen auf einen Punkt zwischen Eleanor und Lord Ramsay.
    »Beth hat mir aufgetragen, liebe Grüße zu überbringen«, sagte er in seiner raschen Sprechweise. »Du wirst sie in Camerons Haus treffen, wenn wir nach Berkshire reisen. Franklin, bringen Sie die Koffer hinauf in mein Zimmer.«
    Eleanor spürte den Zorn, der von Hart ausstrahlte, aber er würde sie nicht anherrschen, wenn Ian zwischen ihnen stand.
    Vertraue darauf, dass Ian die Situation klärt,
dachte sie. Ian mochte nicht verstehen, was vor sich ging, mochte nicht fähig sein, die emotionale Anspannung jener zu spüren, die um ihn herum waren, aber er besaß eine unheimliche Begabung dafür, jeden Raum zu beherrschen, den er betrat. Darin übertraf er sogar Hart.
    Aber auch Earl Ramsay war jemand, der Spannungen auflösen konnte. »Wie schön, Sie zu sehen, Ian. Mich würde Ihre Meinung über ein Objekt aus der Zeit der Ming-Dynastie interessieren, das ich entdeckt habe. Ich sitze ein wenig fest wegen der Schriftzeichen – ich kann sie nicht entziffern. Ich bin Botaniker, also Naturwissenschaftler, und Historiker, kein Sprachforscher.«
    »Du beherrschst dreizehn Sprachen, Vater«, sagte Eleanor, ohne den Blick von Hart abzuwenden.
    »Ja, aber ich bin eher ein Generalist. Ich habe nie etwas über die Feinheiten der alten Sprachen gelernt, besonders der asiatischen.«
    »Aber wir werden

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