Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der dunkle Herzog

Der dunkle Herzog

Titel: Der dunkle Herzog Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Ashley
Vom Netzwerk:
jene Stelle im Hyde Park oder in Holyrood mit den Augen gesucht, hatte sie noch immer Ausschau nach seinem Zeichen gehalten. Dass es ihr noch immer einen schmerzhaften Stich ins Herz gab, wenn sie keine Blume fand, hatte sie immer wieder überrascht.
    Eleanor saß eine Zeit lang stumm da, bis der Knoten verschwunden war, den sie in der Kehle gespürt hatte. Ian schrieb währenddessen weiter, unempfänglich für ihre Gedanken.
    »Ich sehe deine Kodiertafel gar nicht«, sagte Eleanor, als sie wieder sprechen konnte. »Woher weißt du, welche Ziffern du aufschreiben musst?«
    Ian zuckte mit den Schultern. »Ich erinnere mich daran.«
    Curry kicherte wieder. »Schau’n Sie nicht so erstaunt drein, Eure Ladyschaft. Er hat ein Gedächtnis wie ein Getriebe, und er kennt jedes Klicken, das es macht. Manchmal ist das erschreckend.«
    »Ich kann dich hören, Curry«, sagte Ian, den Federhalter bewegend.
    »Aye, und Sie wissen, dass ich keine Lügen über Sie erzähle. Am besten fragen Sie ihn einfach, Eure Ladyschaft. Er wird noch eine ganze Weile hier sitzen.«
    Eleanor hörte auf Currys klugen Rat. »Die Sache ist die, Ian: Ich will, dass du mir hilfst, etwas zu tun, und ich will nicht, dass du es Hart sagst. Ich muss dich bitten zu versprechen, es vor ihm geheim zu halten. Wirst du das?«
    Ian schwieg, seine Feder machte ein kratzendes Geräusch in der Stille.
    »Ich werde ihm sagen, er soll zu Ihnen kommen und Sie fragen, was Sie von ihm wollen«, schlug Curry vor. »Wenn er aus dieser Stimmung heraus ist.«
    Eleanor stand auf. »Danke, Curry. Aber bitte kein Wort zu Seiner Gnaden. Hart kann … nun, Sie wissen, wie er sein kann.«
    Curry stand vom Sofa auf und strich sein Hemd glatt. Er räusperte sich. »Eine kleine Sache noch, Eure Ladyschaft. Ich bitte um Verzeihung, und auch um Ihre, Eure Lordschaft.« Er schaute Eleanor direkt an. »Seine Gnaden ist ein unerbittlich harter Mann, und er wird jedes Jahr härter. Falls er Premierminister wird, wird ihn dieser Sieg so hart wie Stahl machen. Ich glaube, dann hört er auf niemanden mehr, nicht einmal auf Sie, Eure Ladyschaft.«
    In Currys dunklen Augen stand Besorgnis. Er war kein von einer Agentur perfekt geschulter Diener, sondern ein Taschendieb, den Cameron vor Jahren von der Straße geholt hatte. Curry hatte sich seine Robustheit und seine Unverblümtheit bewahrt in den Jahren, die er sich inzwischen um Ian kümmerte. Er tat das mit der Zärtlichkeit eines Vaters für seinen Sohn. Alle Brüder der MacKenzies waren fest davon überzeugt, dass Ian die Nervenheilanstalt nur überlebt hatte, weil Cameron ihm Curry geschickt hatte.
    Ian legte endlich seinen Federhalter aus der Hand. »Curry will keine vierzig Guineas verlieren.«
    Eleanor starrte ihn an. »Was für vierzig Guineas?«
    Curry wurde feuerrot und schwieg. Ian sagte: »Die Wette, dass Hart dich heiraten wird. Wir haben sie im Juni in Ascot geschlossen. Curry hat vierzig Guineas gewettet, dass du Nein sagen wirst. Ainsley hat zwanzig auf ein Ja gesetzt, und ich habe dreißig gesetzt. Mac hat gesagt, er wettet um fünfunddreißig, dass du Hart einen Tritt in den Hintern geben wirst. Daniel hat gesagt …«
    »Halt!« Eleanor hob die Hände. »Ian MacKenzie, sagst du mir gerade, dass eine Wette abgeschlossen worden ist, ob ich Hart heiraten werde?«
    »’tschuldigung, Eure Ladyschaft«, sagte Curry. »Das sollten Sie eigentlich gar nicht erfahren.« Er starrte Ian an.
    Eleanor ballte die Fäuste. »Weiß Hart davon?«
    »Seine Gnaden hat es abgelehnt, sich zu beteiligen«, erklärte Curry. »So wurde es mir gesagt. Ich war nicht dabei, als die Wette abgeschlossen wurde. Ich bin später eingestiegen, als sich auch das Personal daran beteiligt hat. Soweit ich weiß, hat Seine Gnaden die Möglichkeit erwähnt zu heiraten, und dabei fiel Ihr Name.«
    Eleanor reckte das Kinn, ihr Herz klopfte heftig. »Völliger Unsinn. Was zwischen mir und Hart war, liegt lange zurück. Es ist vorbei.«
    Curry sah verlegen, aber nicht beschämt aus.
Es tut ihm leid, dass er ertappt worden ist, aber nicht, dass er sich an der Wette beteiligt hat.
»Wenn Sie das sagen, Eure Ladyschaft.«
    Eleanor zwang sich, zur Tür zu gehen. »Bitte gib mir Bescheid, wenn du fertig bist, Ian, dann werden wir uns weiter unterhalten.«
    Ian hatte wieder zu schreiben begonnen. Ob er sie gehört hatte, konnte Eleanor nicht mit Sicherheit sagen.
    Curry verbeugte sich vor ihr in perfekter Butlermanier. »Ich werd’s ihm sagen, Eure Ladyschaft. Verlassen

Weitere Kostenlose Bücher