Der dunkle Herzog
zwei Jahren gestorben«, sagte er hölzern. »Und wir haben uns bis heute nicht ausgesöhnt.«
»Ich werde versuchen, es zu erklären. Warum um alles in der Welt sollte ich denken, es würde dir recht sein, wenn ich plötzlich vor deiner Tür stehe, um dir mitzuteilen, dass ich dir vergeben habe? Die Fotografie war ein Gottesgeschenk, weil sie mir einen Vorwand gegeben hat, hierherzukommen. Ich habe nicht gelogen, als ich sagte, das Geld sei ein wenig knapp. Deshalb dachte ich, ich könnte dich bei dieser Gelegenheit auch gleich um einen Job für mich bitten. Du hast mir letztes Jahr diese hundert Pfund gegeben, aber solche Beträge reichen nicht ewig, und am Haus waren viele Reparaturen nötig. Zu hungern, damit deine Lieben etwas zu essen haben, klingt romantisch, aber ich versichere dir, es wird auch sehr schnell ermüdend. Deine Köchin ist sehr fähig. Ich habe in diesen letzten paar Tagen wahrlich geschlemmt.«
»Eleanor. Hör auf.«
»Aber du hast mich gefragt …«
»Um Himmels willen, wirst du endlich aufhören!«
Eleanor blinzelte ihn an, aber als er lediglich den Mund schloss, holte sie Luft.
»Also gut«, sagte sie. »Wenn du es vorziehst, dass ich kurz und bündig bin – ich bin hier, weil ich erstens eine Stellung brauche. Zweitens bin ich ärgerlich darüber, dass jemand versuchen könnte, dich mit diesen Fotografien zu verletzen. Und drittens wäre es mir lieb, wir könnten Freunde sein, ohne böse Gefühle zwischen uns.«
Hart umklammerte das leere Glas, bis die Facetten sich in seine Finger schnitten. Eleanors Augen waren riesengroß, so blau wie Rittersporn im Sonnenschein.
Freunde, keine bösen Gefühle.
Sie hob die Hand und lächelte, bot Frieden an. Sie wusste mehr über ihn als sonst jemand auf der Welt, seine Brüder eingeschlossen, und sie hatte gerade gesagt, dass er ihr leidgetan hatte. Hier stand er also, das Biest im Turm mit der Prinzessin, die ihm den Kopf tätschelte.
»Zu den Fotografien.« Eleanors Stimme schnitt durch sein alkoholvernebeltes Bewusstsein. »Wer wusste von ihnen außer dir und Mrs Palmer? Ich denke noch immer, ich sollte in das Haus in High Holborn gehen und mich dort umsehen, oder mit einer der Ladys reden, die dort gewohnt haben –«
»Nein, du wirst dich verdammt noch mal von dem Haus fernhalten!«
Eleanor sah ihn an, ihre Lippen waren leicht geöffnet und Erstaunen spiegelte sich in ihren Augen, aber keine Angst. Eleanor hatte sich nie vor ihm gefürchtet, etwas, das den jungen Hart überrascht und fasziniert hatte. Die ganze Welt hielt ihn für gefährlich, unberechenbar, Schrecken verbreitend. Außer Eleanor Ramsay.
Jetzt riss sie die Verbände von seinen Wunden, ließ das Blut von Neuem fließen, obwohl Hart das niemals wieder hatte fühlen wollen.
»Eleanor, warum bist du hier in diesem Zimmer und willst, dass ich über all das rede? Dass ich daran denke?« Und er war zu betrunken, um die durcheinanderwirbelnden Erinnerungen aufzuhalten.
»Ach, Lieber.« Sie ging einen Schritt auf ihn zu. »Hart, es tut mir leid.«
Eleanor streckte die Hand nach ihm aus. Hart fühlte, wie die Luft zwischen ihren Fingern und seinen wärmer wurde, als berührten sie sich schon jetzt. Erwartung. Er brauchte ihre Berührung.
Eleanor hielt in der Bewegung inne. Als sie die Hand sinken ließ, schrie etwas in ihm auf.
Sein Plan, ihr wieder kühl den Hof zu machen, war verrückt. Er konnte gar nicht kühl zu ihr sein, niemals.
Eleanor sagte nichts. Eine rotgoldene Locke fiel ihr in die Stirn, die einzige Locke, die nicht fest geflochten an dem ihr zugewiesenen Platz saß.
Hart wollte mit den Händen durch ihr Haar streichen und es öffnen, er wollte spüren, wie es zwischen seinen Fingern hindurchglitt. Er würde Eleanor an sich ziehen und sie mit Küssen zum Verstummen bringen. Keine zärtlichen süßen Küsse, sondern hungrige, fordernde.
Er musste sie schmecken, um ihr Feuer zu finden, damit sie dieses Zimmer heute Nacht nicht verließ. Er wollte das züchtige Mieder öffnen und mit den Zähnen über ihre nackte Schulter streichen, er wollte sein Zeichen auf ihrer weißen Kehle hinterlassen.
Er stellte sich den salzigen Geschmack ihrer Haut vor, ihr wohliges Stöhnen, wenn er sie leckte, den dunklen Ruck in seinem Herzen, während sie die Hände hob, um zu protestieren.
Wenn er sie küsste, würde er sie zum Bleiben bewegen, er würde ihr das Mieder bis zur Taille herunterstreifen, ihr das Korsett aufschnüren. Er würde sie berühren, langsam die Hände
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