Der dunkle Herzog
herauszuhalten oder um zu vermeiden, dass sie in die falschen Ohren geflüstert werden. Du und deine Brüder – ihr habt so viele Geheimnisse.«
Und Eleanor kannte jedes einzelne davon. Sie wusste Dinge, die niemand sonst auf der Welt wusste.
»Alle diese Erpresser haben eines gemeinsam«, sagte Hart. »Sie hatten keinen Erfolg.«
»Gut. Dann werden wir auch diesen loswerden, sollte es ein Erpresser sein.«
»Nicht wir«, sagte er fest.
»Sei vernünftig, Hart. Jemand schickt diese Aufnahmen an mich. Nicht an dich, nicht an deine Feinde, nicht an deine Brüder, sondern an mich. Ich denke, das hat eine Bedeutung. Und warum werden sie überhaupt geschickt, ohne dass Geld gefordert wird?«
»Um dir zu zeigen, dass sie die Aufnahmen haben und für den Rest etwas verlangen werden.«
Sie biss sich auf die Lippen. »Vielleicht.«
Hart kümmerten diese verdammten Fotografien überhaupt nicht in diesem Augenblick. Nicht wenn Eleanor sich auf die roten Lippen biss und in Hart den Wunsch weckte, sie an ihrer statt zu beißen.
»Du bist grausam, El.« Seine Stimme klang wieder ruhig.
Ihre Augenbrauen zogen sich zu einem reizenden kleinen Stirnrunzeln zusammen. »Grausam? Warum um alles in der Welt sagst du das?«
»Du hast jahrelang nicht mit mir geredet. Dann tauchst du plötzlich in London auf und erklärst mir, dass du gekommen seiest, um mich wie ein mildtätiger Engel zu retten. Hast du dich an einem Tag der vergangenen Woche umgedreht und beschlossen, dass du mir vergeben hast?« Er konnte es ja zumindest hoffen.
»Natürlich nicht. Ich habe schon vor Jahren damit begonnen, dir zu vergeben. Nachdem Sarah gestorben war. Du hast mir so schrecklich leidgetan, Hart.«
Er hielt inne, Kälte bahnte sich ihren Weg durch den Whisky. »Das ist fast acht Jahre her.«
»Ja, das weiß ich.«
»Ich habe nicht bemerkt, dass du mir verziehen hast«, sagte er, seine Stimme klang angespannt. »Keine Briefe, keine Besuche, keine Telegramme, keine Erklärung gegenüber meinen Brüdern oder Isabella.«
»Ich sagte, damals habe ich begonnen, dir zu vergeben. Es hat viel länger gedauert, all die Wut dazu zu bringen, zu verschwinden. Außerdem warst du inzwischen der Duke of Kilmorgan, gut versteckt hinter herzoglichen Barrieren, und noch dazu warst du auf dem Weg, jedem die Macht zu entreißen, der sie hatte. Und du bist zudem zu Mrs Palmer zurückgekehrt – ich mag am Ende der Welt leben, aber glaube mir, ich bin gut informiert über alles, was du tust. Und der dritte Grund, warum ich nie ein Zeichen gegeben habe, ist, dass ich nicht wusste, ob es dir etwas bedeutet, dass ich dir vergebe, oder nicht.«
»Warum sollte es mir nichts bedeuten?«
Der leere Ausdruck in seinen Augen ließ Eleanor sanfter werden. Obwohl sanfter zu werden gefährlich war bei Hart MacKenzie, doch der Whisky hatte seine harte Fassade bröckelig werden lassen und ließ sie einen Blick hinter seine Schale werfen.
Sie fand sie erschreckend leer. Was war mit ihm geschehen?
»Du hast mir den Hof gemacht, um durch die Beziehungen und Freunde meines Vaters Einfluss zu gewinnen«, sagte sie. »Ich wusste das. Es ist derselbe Grund, aus dem du Sarah geheiratet hast, und ich denke, derselbe, aus dem du dir deine nächste Frau aussuchen wirst. Ob ich dir deine Sünden der Vergangenheit vergeben habe oder nicht, dürfte für dich kaum von Interesse gewesen sein.«
Hart erhob sich aus seinem Sessel. Eleanor wich zurück. Sie hatte keine Angst vor ihm, aber er war betrunken, und sie wusste, sie brachte ihn leicht in Wut, und Hart war ein sehr großer Mann.
»Ich habe es dir gesagt«, sagte er. »Nichts, was ich dir gesagt habe, als ich dir den Hof gemacht habe, war gelogen. Ich mochte dich, ich wollte dich …«
»Ja, ich habe es ziemlich genossen, von dir verführt zu werden.« Eleanor hob die Hand, die Innenfläche ihm zugewandt, und er blieb tatsächlich stehen. »Ich habe dir vergeben, weil wir beide jung gewesen sind, sehr überheblich und ein klein wenig dumm. Aber das Leben geht weiter. Ich bin vermutlich einer dieser wenigen Menschen, die wissen, welch ein Schlag Sarahs Tod für dich war. Und der deines Sohnes. Und auch der von Mrs Palmer. Sie war ziemlich schrecklich, und ich bin sehr wütend auf sie wegen der Dinge, die sie Beth und Ian angetan hat, aber ich weiß, dass sie dir etwas bedeutet hat. Jemanden zu verlieren, der einem über eine lange Zeit etwas bedeutet hat, ist sehr schmerzlich. Es tut mir sehr leid für dich.«
»Mrs Palmer ist vor
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