Der dunkle Herzog
Buffalo Bill Cody und eine Reihe von Tänzerinnen und Lassowerfern. In einem anderen Karton befanden sich Bilder amerikanischer Indianer verschiedener Stämme in exotischen Trachten.
Auf einem Tisch an der hinteren Wand des Ladens stieß Eleanor auf Fotografien bekannter Engländer – eine alte Aufnahme des Duke of Wellington mit seiner charakteristischen Nase, eine ganze Reihe von Mr Gladstone und dem inzwischen verstorbenen Benjamin Disraeli. Fotos von Königin Victoria und dem Prinzgemahl waren sehr beliebt, ebenso wie die der Kronprinzessin, des Prinzen von Wales und weiteren Mitgliedern der weitläufigen Verwandtschaft der Königin. Ein weiterer Karton war gefüllt mit Aufnahmen der Weltausstellung.
Eleanor fand auch Fotografien von Hart MacKenzie, Duke of Kilmorgan, aber es waren offizielle Porträts. Eines stammte aus jüngster Zeit – Hart in schottischer Tracht, der alte Ben zu seinen Füßen. Ein Bild zeigte ihn von der Brust aufwärts, seine breiten Schultern füllten das ganze Bild. Letzteres zeigte Hart in majestätischer Haltung auf einem Stuhl sitzend, den Arm auf den Tisch gelegt, der danebenstand. Hart richtete seinen adlergleichen Blick in die Kamera, und die Augen verfolgten jeden, der ihn ansah.
»Der Duke of Kilmorgan, Miss? Er ist sehr beliebt bei unseren Kunden.«
Eleanor zuckte zusammen, als ein sehr großer, sehr dünner junger Mann mit spitzem Gesicht und dunklen Augen auf die Fotografien in ihrer Hand schaute. Sie konnte nicht umhin festzustellen, dass der Winkel seines Blickes die Rundung ihres Busens erfasste und dort verweilte.
Eleanor machte einen Schritt zur Seite. »Sie haben nicht viele von ihm.«
»Weil seine Aufnahmen sich so schnell verkaufen, wie wir sie hereinbekommen. Die jungen Ladys finden ihn attraktiv.«
Natürlich taten sie das. Wie könnten sie nicht? Selbst die starren Posen taten der Attraktivität Hart MacKenzies keinen Abbruch.
»Ich habe noch andere, falls Sie sie sehen wollen.« Der Mann zwinkerte ihr zu. »Privatere Fotografien, wie man so sagt. Im französischen Stil.«
Eleanors Herz schlug schneller. Sie empfand den Mann als abstoßend, aber sie konnte es sich nicht leisten, nicht anzuschauen, was er anzubieten hatte. Sie zog den Schleier ihres Hutes über die Augen und versuchte, schüchtern zu wirken. »Vielleicht sollte ich sie mir ansehen.«
»Dort im Hinterzimmer.« Der Verkäufer wies auf einen von einem Vorhang bedeckten Durchgang. »Hier entlang, Miss.«
Eleanor schaute auf die schweren Samtportieren, die jegliche Sicht in das Hinterzimmer verhinderten. »Können Sie die Aufnahmen nicht zu mir herausbringen?«
»Tut mir leid, Miss. Der Ladenbesitzer würde mir den Kopf abreißen. Er verkauft diese Objekte zwar, aber sie bleiben im Hinterzimmer verwahrt.«
Er streckte den Arm aus und wies auf den Vorhang. Eleanor holte tief Luft. Sie musste herausfinden, was für Aufnahmen es waren. »Also gut. Nach Ihnen.«
Der Verkäufer grinste, führte sie zum Durchgang und hielt den Vorhang zur Seite. Eleanor bedeutete der Zofe mit einer Geste zu bleiben, wo sie war, und betrat das Zimmer. Sie versuchte, nicht zu niesen, als der Mann den Vorhang wieder fallenließ und dabei jede Menge Staub aufwirbelte.
Der dämmrige Raum wirkte unverfänglich – man sah nichts als einige Tische mit Kartons darauf und viel Staub. Eleanor versuchte, ein weiteres Niesen zu unterdrücken, was ihr misslang.
»Tut mir leid, Miss. Hier sind wir schon.«
Der Angestellte zog eine Pappschachtel hervor – die unterste eines unordentlichen Stapels, und nahm deren Deckel ab. Drinnen lag ein Packen Fotografien, alle von Hart, und auf allen zeigte er viel Haut. Eleanor schüttelte den Karton leicht, damit die Fotos sich verschoben, und überschlug deren Zahl. Es waren ungefähr ein Dutzend.
Sie sah hoch. Der Angestellte stand nur zwei Zentimeter von ihr entfernt. Er atmete schwer, sein Gesicht war von Schweiß bedeckt.
»Gibt es noch mehr?«, fragte sie ihn in geschäftsmäßigem Ton.
»Nein, Miss, das sind alle.«
»Hatten Sie schon einmal mehr davon? Ich meine, hat jemand die anderen gekauft?«
Der Angestellte zuckte mit den Schultern. »Ich glaube, nicht. Der Besitzer hat diese Aufnahmen vor einer Weile erworben.«
»Wer hat sie ihm verkauft?« Eleanor versuchte, die Aufregung aus ihrer Stimme fernzuhalten, sie wollte keinesfalls den Argwohn des Mannes erregen. Oder gar etwas anderes.
»Das weiß ich nicht. Ich war damals nicht hier.«
Natürlich nicht. Das wäre
Weitere Kostenlose Bücher