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Der dunkle Herzog

Der dunkle Herzog

Titel: Der dunkle Herzog Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Ashley
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auch zu schön gewesen.
    Warum niemand die Aufnahmen gefunden oder gekauft hatte, seit sie sich hier befanden, erklärte sich durch das Chaos in diesem Zimmer. Die Fotografien in diesem Durcheinander zu entdecken, wäre so gut wie unmöglich gewesen. Und da der Ladenbesitzer sie nicht offen im Laden anbot, hätte ein Interessent schon gezielt nach ihnen fragen müssen.
    »Ich werde sie alle nehmen«, sagte Eleanor. »Diese und die drei, die ich vorne im Laden gefunden habe. Wie viel?«
    »Eine Guinea für alle.«
    Ihre Augen weiteten sich. »Eine Guinea?«
    »Ich hab doch gesagt, dass der Duke of Kilmorgan beliebt ist. Wenn ich ein paar Fotografien vom Prinzen von Wales in seinem Adamskostüm auftreiben könnte, hätte ich für mein Alter ausgesorgt.« Er kicherte.
    »Also gut. Eine Guinea.« Hart hatte ihr bereits ein erstes Gehalt gezahlt, aber er müsste ihr diesen Betrag zurückgeben.
    Der Angestellte griff nach dem Karton. »Ich werde ihn noch für Sie einpacken.«
    Widerstrebend überließ Eleanor ihm den Karton und stand wartend dabei, während er ihn in braunes Papier einschlug und mit einem Band verschnürte. Sie nahm das Paket, das er ihr überreichte, und ging zum Vorhang, aber der Angestellte stellte sich ihr in den Weg.
    »Der Laden schließt jetzt zu einer Teepause, Miss.« Sein Blick glitt über ihr züchtig geknöpftes Kleid. »Vielleicht könnten Sie bleiben und ihn mit mir einnehmen. Wir könnten uns zusammen noch weitere Aufnahmen ansehen.«
    Ganz gewiss nicht
. Eleanor schenkte ihm ein strahlendes Lächeln. »Ein freundliches Angebot, aber, nein. Ich habe noch viele Besorgungen zu machen.«
    Er streckte den Arm aus, um den Durchgang zu blockieren. »Denken Sie darüber nach, Miss.«
    Der Arm des Angestellten war dünn, aber Eleanor spürte eine drahtige Kraft in diesem jungen Mann. Sie war sich sehr bewusst, dass nur sie und Maigdlin im Laden waren, und dass sie freiwillig allein mit ihm in das Hinterzimmer gegangen war. Falls Eleanor um Hilfe rufen musste, würden die Passanten ihr wohl helfen, sie vermutlich für ihren Leichtsinn aber auch verurteilen.
    Aber Eleanor hatte seit Jahren mit den unanständigen Avancen von Gentlemen zu tun, die sie für leichte Beute hielten. Schließlich war sie mit dem berüchtigten Hart MacKenzie verlobt gewesen und hatte sich danach zurückgezogen, um sich um ihren Vater zu kümmern. Sie hatte nie geheiratet. Hatte MacKenzie sie ruiniert? Nicht wenige Leute vermuteten es. Bei Gelegenheit würde ein Gentleman sein Bestes tun, das herauszufinden.
    Eleanor lächelte den Verkäufer an und setzte ihre unschuldigste Miene auf. Er begann, sich zu ihr herunterzubeugen, die Lippen auf eine lächerliche Art gespitzt. Er schloss sogar die Augen, dieser dumme Mann.
    Eleanor duckte sich unter seinem ziemlich muffig riechenden Arm hindurch, drehte sich einmal um sich selbst, als sie den Durchgang passierte und ließ den schweren Samtvorhang gegen den Angestellten zurückfallen. Er rief etwas Unverständliches und kämpfte gegen die Stofffalten und den Staub. Als er sich aus der Portiere herausgewunden hatte, hatte Eleanor bereits den Kaufpreis auf den Tresen gelegt und befand sich auf dem Weg zur Tür.
    »Kommen Sie, Maigdlin«, sagte sie, während sie die Straße entlangeilte. »Wir werden irgendwo einen Tee trinken.«
    »Mein Name ist Mary, Mylady«, sagte das Mädchen, das ihr schnaufend folgte. »Die Hausdame müsste es Ihnen gesagt haben.«
    Eleanor ging mit raschen Schritten den Strand hinunter. »Nein, das ist nicht ihr Name, Maigdlin Harper. Ich kenne Ihre Mutter.«
    »Aber Mrs Mayhew sagt, ich soll mich Mary nennen. Damit die Engländer es aussprechen können.«
    »Völliger Unsinn. Ihr Name ist Ihr Name, und ich bin keine Engländerin. Ich werde mit Mrs Mayhew reden.«
    Der skeptische Blick des Mädchens wurde weicher. »Ja, Mylady.«
    »Und jetzt lassen Sie uns irgendwo einen Tee trinken und Sandwiches verspeisen. Und Berge von Kümmelkuchen. Seine Gnaden wird alles bezahlen, und ich habe vor, mich zu amüsieren.«
    Das Haus in High Holborn sah noch genauso aus wie in der Nacht, in der Angelina Palmer gestorben war, die Nacht, in der Hart es für immer verlassen hatte.
    Das Haus stand zur Vermietung, hatte aber auch in dieser Saison keinen Interessenten gefunden, vielleicht weil es für die Miete, die Hart verlangte, zu weit ab lag von den mondänen Stadtvierteln. Vielleicht hatte er sie aber auch so hoch angesetzt, weil er eigentlich niemanden dort wohnen haben

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