Der dunkle Herzog
verschaffen. Hart hatte nicht die Zeit, bei jeder Festlichkeit mit jeder Dame zu tanzen, und die Familien derer, die übergangen wurden, werteten dies unweigerlich als eine Geringschätzung. Hart hatte schon früh in seiner Karriere entschieden, dass es das Beste war, niemanden zu bevorzugen, wollte er die Leute am Gängelband halten. Er hatte mit Eleanor getanzt, und er hatte mit Sarah getanzt, und mit keiner sonst.
»Ich weiß, dass du das weißt«, entgegnete Isabella. »Und die Mütter wissen, dass ihre Bemühungen vergebens sind, und sie haben damit aufgehört, dir ihre Töchter in den Weg zu schubsen. Und dann gehst du gestern Abend hin und greifst dir Eleanor und schwenkst sie mit großer Hingabe in einem Walzer herum. Damit hast du den Deckel vom Pulverfass genommen. Einige spekulierten, dass du es aus Rache dafür getan hast, dass sie dir den Laufpass gegeben hat. Andere meinten, es würde bedeuten, dass du auf dem Heiratsmarkt wieder zur Verfügung stehst.«
Hart ließ die Eier Eier sein und schnitt sich ein Stück vom Würstchen ab. Es sah fettig aus. Was war heute Morgen nur mit seiner vielgerühmten Köchin los?
»Es ist meine Sache, mit wem ich tanze oder nicht tanze.«
Lord Ramsay sah von seiner Zeitung auf, legte den Finger auf die Spalte, wo er zu lesen aufgehört hatte. »Nicht, wenn Sie berühmt sind, MacKenzie. Ist man eine berühmte Persönlichkeit, wird alles, was man tut, genau registriert. Debattiert. Diskutiert. Und es werden Spekulationen angestellt.«
Hart wusste das nur zu genau, hatte er doch zur Genüge erlebt, dass sein Leben und das seiner Brüder in den Zeitungen ausgewalzt worden war, aber seine Laune war jetzt zu schlecht. Er konnte einfach nicht vernünftig sein.
»Haben denn die Leute nichts Besseres, über das sie reden können?«, knurrte er.
»Nein, das haben sie nicht.« Lord Ramsay widmete sich wieder seiner Zeitung und las an der Stelle weiter, an der er aufgehört hatte.
Isabella stützte die Arme auf den Tisch, während Mac weiterhin Marmelade auf Toastscheiben strich. Dass er über Harts Unbehagen grinste, fand jener sehr ärgerlich.
»Ich habe von einem Pulverfass gesprochen«, ergriff Isabella wieder das Wort. »Dieser eine Tanz wird zur Folge haben, dass sämtliche Mütter Londons und weit darüber hinaus anfangen werden, dich als lohnende Beute zu betrachten. Sie werden versuchen, ihre Töchter zwischen dich und Eleanor zu drängen, und behaupten, sie hätten die besser zu dir passende Ehefrau. Um dem zuvorzukommen und die Schlachten zu vermeiden, die da kommen würden, sollten wir dich möglichst schnell verheiraten, Hart.«
»Nein«, sagte Hart.
Mac mischte sich ein. »Selbst schuld, Bruderherz. Du hast letztes Jahr in Ascot Isabellas Erwartungen geweckt, indem du erklärt hast, du wolltest dir eine Frau nehmen. Sie war deswegen sehr aufgeregt. Aber bisher hat es in dieser Sache keinerlei Fortschritt gegeben.«
In der Loge in Ascot hatte Hart sehr genau gewusst, was er tat. Vermutlich hatten seine Brüder die romantische Vorstellung entwickelt, er würde sofort zu Eleanors marodem Domizil reiten und sich seinen Weg durch den verwilderten Garten freischlagen, um sie sich zu holen und davonzutragen. Ganz egal, wie sehr sie protestiert hätte – und Eleanor hätte ganz sicher protestiert.
Nein, er wollte das Vorhaben, sie zur Frau zu nehmen, so gründlich und wohlüberlegt angehen, wie er seine politischen Kampagnen anging. Dass er ihr offiziell den Hof machte, würde dann später kommen, aber es würde kommen. Für den Moment war es gut, dass sie in seinem Haus wohnte und dass sie Wilfred und Isabella dabei half, sein Leben zu organisieren. Das würde sie an die Anforderungen gewöhnen, die an ihn gestellt wurden. Er würde Isabella bitten, Eleanor zu beschwatzen, zu einer Schneiderin zu gehen und sich neu einzukleiden, damit Eleanor sich langsam mit hübschen Dingen vertraut machen konnte und es als zu schmerzlich empfinden würde, sie wieder aufzugeben. Er würde ihren Vater mit den Büchern versorgen, die er sich wünschte, er würde ihm Zutritt zu Museen verschaffen und ihm Gespräche mit Fachleuten ermöglichen, sodass Eleanor es nicht übers Herz bringen würde, ihrem Vater all das wieder zu nehmen. Nach einer gewissen Zeit würde Eleanor so tief mit Harts Leben verwurzelt sein, dass es ihr unmöglich wäre, fortzugehen.
Der Tanz gestern Abend war eine Laune gewesen –
nein, keine Laune
, sagte eine Stimme in ihm.
Ein brennendes Verlangen.
Was
Weitere Kostenlose Bücher