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Der dunkle Herzog

Der dunkle Herzog

Titel: Der dunkle Herzog Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Ashley
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Münze zu, und der Händler reichte ihr einen warmen, eingewickelten Kümmelkuchen. »Jetzt haben Sie mich neugierig gemacht. Machen Sie sich keine Gedanken – ich bin nicht mehr die Jüngste und nicht leicht zu schockieren.«
    »Sie führt einen sehr lockeren Lebenswandel, und das ist die Wahrheit, Miss. Und die Gentlemen, die ständig in dem Haus ein und aus gehen … einige der höchsten Männer des Landes, auch wenn man das nicht für möglich halten sollte.«
    Doch, Eleanor hielt das für möglich. Dass Mrs Whitaker eine Kurtisane war, überraschte sie nicht im Mindesten. Dass sie sehr erfolgreich in ihrem Metier war, zeigte sich an ihrem teuren Pelz, der eleganten Kutsche und den Pferden mit ihrer hohen Kadenz.
    Eleanor verbarg ihren Abscheu, indem sie den Kuchen aus seiner Verpackung wickelte und ein Stück von ihm abbiss. »Du meine Güte«, sagte sie.
    »Ich meine wirklich die allerhöchsten«, sagte der Verkäufer. »Ich kann Ihnen vielleicht Sachen erzählen! Prinzen gehen da ein und aus. Und Herzöge – wie dieser schottische Duke, der immer Kilt trägt. Warum ein Mann wohl einen Rock trägt, ich weiß es nicht. Ich würde denken, die Kälte würde ihm direkt in den Arsch kneifen, meinen Sie nicht auch? Oh, Verzeihung, Miss. Das war wohl zu derb.«
    »Ganz und gar nicht.« Eleanor lächelte ihn an und biss noch einmal vom Kuchen ab.
    Die Neugier ist der Katze Tod. Mrs Whitaker war eine Kurtisane, und Hart MacKenzie hatte ihr tausend Guineas geschickt. Für die Fotografien? Oder für den üblichen Grund, aus dem ein Gentleman eine Kurtisane bezahlt?
    Nun, Hart war ein Mann, seine langjährige Geliebte war tot, und Gentlemen hatten nun einmal körperliche Bedürfnisse. Das war eine wissenschaftlich erwiesene Tatsache. Deren hochwohlgeborene Ehefrauen konnten diese körperlichen Bedürfnisse weder verstehen noch waren sie fähig, sie zu ertragen, führten die Wissenschaftler zu diesem Thema aus, weil hochwohlgeborene Ladys nicht die gleichen Bedürfnisse hatten.
    Absoluter Unsinn
. Eleanor verwarf diese lächerliche These ebenso wie ihr Vater. Die Wahrheit war, dass Gentlemen Kurtisanen aufsuchten, weil sie ihren Spaß daran hatten. Ladys blieben zu Hause und ertrugen, dass ihre Ehemänner das taten, weil sie keine andere Wahl hatten.
    Hart war nie ein Heiliger gewesen, und im Moment war er an niemanden gebunden. Eleanor durfte ihn eigentlich nicht verdammen.
    Und dennoch. Eleanors Herz brannte, und einen Moment lang verschwamm die Straße vor ihren Augen. Ein weiteres Gefährt kam auf sie zu, während sie dastand und nicht fähig war, sich zu rühren. In ihrer verschwommenen Wahrnehmung war es nur ein dunkles Rechteck.
    Die Kutsche hielt vor dem Haus hielt. »Wenn man vom Teufel spricht«, sagte der Straßenhändler. »Das ist sein Wappen. Das von diesem schottischen Duke, von dem ich gesprochen habe.«
    Eleanors Augen blickten wieder klarer. Es war keine Zeit mehr, davonzulaufen, und es gab keine Möglichkeit, sich zu verstecken. Eleanor wich zurück gegen den nächsten Laternenmast und lehnte sich mit der Schulter dagegen, sie verbarg ihr Gesicht, indem sie noch ein Stück vom Kümmelkuchen abbiss.
    Sie sah kantige, polierte Stiefel vor sich stehen bleiben, sah den Saum von blau-grünem MacKenzie-Karo darüber. Ihr Blick glitt vom Kilt hinauf zum gestärkten Hemd unter dem offenen Paletot und weiter zu Harts wie aus Granit gemeißeltem Gesicht unter der Krempe seines Hutes.
    Hart sagte kein Wort. Er wusste genau, warum Eleanor vor dem Haus einer Kurtisane namens Mrs Whitaker herumlungerte – er musste nicht fragen. Eleanor konnte jetzt freilich behaupten, es sei Zufall, dass sie nur ein paar Meter von der Tür dieser Frau entfernt einen Kümmelkuchen gekauft hatte, aber Hart würde die Wahrheit wissen.
    Eleanor erwiderte seinen Blick und weigerte sich, Reue zu empfinden. Schließlich war nicht sie es, die eine Kurtisane aufsuchte oder ihr tausend Guineas zahlte.
    Sie hätten vielleicht noch den Rest des Tages so dagestanden, auf der kalten Straße und sich anstarrend, wäre die Tür des Hauses nicht ein weiteres Mal aufgerissen worden. Derselbe stämmige Diener wie zuvor tauchte auf, dieses Mal trug er einen Mann, den er sich über die Schulter geworfen hatte. Hart achtete kaum darauf, als der Diener direkt auf Harts Kutsche zuging und den Mann hineinverfrachtete.
    Eleanors Verwunderung stieg, als David Fleming aus dem Haus trat, zum bewölkten Himmel hinaufschaute, sich den Hut aufsetzte und ebenfalls

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