Der dunkle Highlander
leise.
Chloe blinzelte verwirrt. Seine Antwort kränkte sie ein wenig.
Dageus küsste sie zärtlich. »Ich wollte dich das schon lange fragen, aber ich musste befürchten, dass ich dir keine Zukunft versprechen kann. Aber jetzt kann ich es. Willst du mich heiraten, Chloe-Mäd- chen? Jetzt gleich, nach Art der Druiden?«
Silvan MacKeltar erlebte eine der aufregendsten Stunden seines Daseins. Er saß der Königin der Tuatha De Danaan gegenüber und handelte die Bedingungen für den Pakt neu aus. Es war faszinierend; es war enttäuschend, weil sie ihm nichts von sich erzählen wollte; es war belebend. Aoibheal war klug und ungeheuer mächtig; sie besaß zehnmal mehr Macht als die Draghar, die er in Dageus gesehen hatte.
Es war nicht nötig, die Königin darum zu bitten, dass sie die Keltar von der Pflicht entband, über die Steine zu wachen. Silvan hatte selbst gespürt, wie die Brücke kurz nach der Abreise seines Sohnes verschlossen worden war. Der uralte Steinkreis schien plötzlich tot und kraftlos, als wäre er nicht viel mehr als ein Teil der Landschaft, die ihn umgab. Als Silvan eine entsprechende Frage stellte, erklärte die Königin nur, sie hätte die Pflichten der Keltar neu bestimmt.
Sie plauderten ein wenig über Belanglosigkeiten - Silvan plauderte mit der Königin der Tuatha De Danaan! Aber er merkte genau, dass sie sich darauf nur einließ, weil sie sich wie beim Schach durch Raffinesse einen Vorteil zu sichern hoffte. Diese Denkweise lag ebenso in ihrer w ie in seiner Natur.
Die Königin verlangte Gold, wobei es ihr nicht auf die Menge ankam. Es sei nur eine Art Symbol und sollte eingeschm olzen und dem urspr ünglichen Pakt beigefügt werden. Da er nichts anderes zur Hand hatte, setzte Silvan den Ring ein, den Neil ihm an ihrem Hochzeitstag geschenkt hatte.
Die Königin weigerte sich strikt, ihm Fragen über ihr Volk zu beantworten. Aber sie teilte ihm mit, dass sie ab jetzt in jeder Generation einen Keltar persönlich betreuen würde - damit die Keltar nie wieder ihren Platz in der Welt aus dem Auge verlieren konnten.
Der Pakt wurde aufs Neue geschlossen, und Silvan verabschiedete sich dankbar von der Verantwortung für den Steinkreis. Erst an dem Tag, an dem die Menschen dieses gefährliche Geheimnis selbst lüfteten, mussten die Keltar diese Bürde wieder auf sich nehmen. Silvan hoffte inständig, dass dieser Tag noch lange, lange auf sich warten ließ.
Als alles gesagt und getan war, verschwand die Königin, und Silvan machte sich auf die Suche nach Neil.
Er hatte ihr viel zu erzählen, aber zuerst musste er sich von einer Last befreien, die sein Herz beschwerte. In dem Augenblick, als er geglaubt hatte, sterben zu müssen, war ihm klar geworden, was für ein Narr er war. Er musste es versuchen. Zumindest musste er ihr das Angebot machen. Dann sollte Neil selbst entscheiden, ob sie ihn für immer haben wollte oder nicht.
Er fand sie in ihrem Schlafzimmer. Sie schüttelte die Kissen auf und bereitete sich für die Nacht vor. In seinen Augen war sie die schönste Frau auf Erden. Und sein Herz sagte ihm, dass es keine vollkomenere für ihn gab.
»Nellie«, sagte er leise.
Sie sah auf und lächelte. Dieses Lächeln verriet, dass sie ihn liebte und dazu einlud, sich zu ihr ins Bett zu legen.
Er eilte zu ihr, nahm ihr das Kissen aus der Hand und warf es beiseite. Er brauchte ihre volle Aufmerksamkeit.
Und als er sie hatte, war er unglaublich nervös. Er räusperte sich. Er hatte sich vorbereitet und ein Dutzend Mal geprobt, wie er beginnen würde; doch jetzt, da er in ihre schönen Augen sah, schien er alles vergessen zu haben. Und er fing die Sache völlig falsch an.
»Ich werde vor dir sterben«, begann er unverblümt.
Neil lachte und tätschelte ihn beschwichtigend. »Ach, Silvan, wie kommst du jetzt...«
»Schsch.« Er legte einen Finger an ihre Lippen und ließ ihn dort. Neils Augen weiteten sich verständnislos.
»Die Tatsache, dass ich vor dir sterben werde, ist von großer Bedeutung, Nellie. Ich möchte nicht, dass du um mich trauerst. Ich habe meiner ersten Frau nie das Druiden-Gelübde angeboten, weil sie nicht meine Seelengefährtin war. Und ich wusste das.« Er machte eine Pause und suchte nach den richtigen Worten. Neils Augen wurden immer größer, und sie stand da wie angewurzelt.
»Das ist zweifellos das verworrenste Zeug, das du je von dir gegeben hast«, flüsterte sie schließlich.
»Ich konnte den Gedanken nicht ertragen, dich fest an mich zu binden und dich dann
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