Der dunkle Highlander
hervor. »Wa- wag ... es ... nicht ... mi-mich ... allein ... zu ... lassen.« Sie krallte die Finger in seine Schultern.
»Ich habe nicht vor, dich jemals wieder allein zu lassen, Süße«, beschwichtigte er sie und strich ihr übers Haar. »Ich gehe nur in die Küche und hole eine Tüte. Versuch, dich zu entspannen.«
Chloe hätte beinahe wieder geschrien. Entspannen! Wie denn? Sie musste ihn umarmen, ihn küssen, ihn fragen, was zum Teufel hier vorging. Aber sie bekam nicht genug Luft, um überhaupt etwas zu tun.
Als sie an der Tür gestanden und seine Stimme in der Dunkelheit gehört hatte, wäre sie beinahe ohnmächtig zu Boden gesunken. Das Schwert glitt ihr aus den plötzlich kraftlosen Händen, ihre Knie verwandelten sich in Butter, und ihre Lunge funktionierte nicht mehr so, wie sie sollte. Und sie hatte immer gedacht, Schluckauf wäre schlimm. Aber lieber hätte sie täglich Schluckauf statt nur ein einziges Mal diese Atemnot.
Und sie hatte Dageus verletzt! Er hatte eine dünne rote Linie am Hals. Sie versuchte, das Blut wegzutupfen, aber er fasste nach ihren Händen und drückte sie sanft auf ihren Schoß. Dann ging er in die Küche. Chloe drehte den Kopf und sah ihm nach. Wie konnte das sein? Wieso war er am Leben? O Gott ja, er lebte!
Sie konnte den Blick nicht von ihm wenden und verrenkte sich fast, um ihn nicht für eine Sekunde aus den Augen zu lassen. Er war hier. Er war wirklich hier. Sie hatte ihn berührt.
Sie erkannte an seinem kreidebleichen Gesicht, wie sehr er sich um sie ängstigte, weil sie kaum noch Luft bekam. Es machte ihr selbst auch Angst, und sie zwang sich, ruhiger zu werden.
Als Dageus mit der Papiertüte zurückkam, gelang es ihr, tiefer zu atmen, doch sie zitterte nach wie vor wie Espenlaub. Sie sah zu ihm auf, und Freudentränen liefen ihr über die Wangen.
»Wie ist das möglich?«, brachte sie weinend hervor und warf sich in seine Arme.
»O Mädchen!«, flüsterte er und drückte sie an sich. Er beugte sich zu ihr und berührte ihren Mund zart mit seinen Lippen. Einmal, zweimal, ein Dutzend Mal. »Chloe, ich dachte, ich hätte dich für immer verloren!« Er stöhnte.
»Du? Mich? Ich dachte, ich hätte dich verloren!«
Mehrere wilde, leidenschaftliche Küsse. Chloe verschränkte die Hände in seinem Nacken und war allmählich imstande, die Wärme zu genießen, die von ihm ausging. Und sie hatte geglaubt, das nie wieder spüren zu können!
Schließlich raunte Dageus dicht an ihren Lippen: »Wie bist du hergekommen, Mädchen? Wie konntest du so schnell von Schottland hierher kommen?«
»Schnell?« Chloe legte den Kopf nach hinten und sah ihn erstaunt an. »Dageus, es sind dreieinhalb Wochen vergangen, seit du verschwunden bist.« Der Gedanke an diese schrecklichen dreieinhalb Wochen trieb ihr erneut die Tränen in die Augen.
Dageus war verblüfft. »Drei Wochen und eine halbe? Also das hat die Königin gemeint!«, rief er aus.
»Die Königin? Welche Königin? Was ist geschehen? Wo warst du? Und warum hast du das Schloss an der Wohnungstür aufgebrochen? Wieso hast du nicht einfach ... oh!« Sie brach ab und sah ihm tief in die exotischen goldenen Augen.
Jawohl. Gol d en!
»Oh, Dageus«, hauchte sie. »Sie sind weg, hab ich Recht? Du bist nicht nur am Leben, sondern du bist auch frei, nicht wahr?«
Er strahlte und lachte glücklich. »Ja, Mädchen. Sie sind weg. Für immer. Nicht mehr in mir. Und ich musste das Schloss aufbrechen, weil ich mich nicht mehr an ihre Magie erinnern kann. Ich fürchte, meine besten Tage als Einbrecher sind nun vorbei. Wirst du mich auch noch lieben, wenn ich nicht sehr viel mehr bin als ein normaler Mann? Ein schlichter Keltar-Druide?«
»Dageus MacKeltar, ich werde dich lieben und nie mehr loslassen!«, beteuerte Chloe hitzig. »Ich liebe dich so, wie ich dich bekommen kann.«
Es brauchte noch etliche Küsse, bis sie sich so weit beruhigt und davon überzeugt hatte, keinen Geist vor sich zu haben. Dann endlich konnte er sie auf seinen Schoß ziehen und ihr erzählen, was sich ereignet hatte.
Als Silvan zu sich kam und sich in seinem Sessel regte, saß die Königin ihm gegenüber und beobachtete ihn aufmerksam.
»Es gibt Euch demnach wirklich«, brachte er mühsam hervor.
Sie sah ihn belustigt an. »Man hat mich erst kürzlich darauf aufmerksam gemacht, dass wir euch Keltar nicht gänzlich ohne Führung hätten zurücklassen sollen. Dass ihr besser nicht denken solltet, wir wären nicht real. Ganz überzeugt war ich damals
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