Der dunkle Highlander
also nicht vorhatte, sie zu vergewaltigen. Ein Vergewaltiger würde ein wenig weiter nach rechts rücken, statt die Hüften anzuheben.
»Mädchen, ich fürchte, ich muss dich für eine Weile hier behalten. Ich werde dir kein Leid antun. Aber denk dran - ein Schrei, ein lautes Geräusch, und ich verpasse dir einen Knebel.«
Sein Blick war ohne Erbarmen. Sie begriff, dass es ihm ernst war. Sie konnte sich also aussuchen, ob sie nur gefesselt sein wollte oder gefesselt und geknebelt.
Erst schüttelte sie den Kopf, dann nickte sie - vor lauter Verwirrung wusste sie nicht mehr, ob sie ja oder nein sagen wollte. »Ich schreie nicht«, versprach sie gepresst. Und denk dran, dass dich hier oben sowieso niemand hören kann. Großer Gott, das stimmte vermutlich. Die Mauern eines Penthouse waren dick, über ihm wohnte niemand, und reiche Leute wurden in der Regel in Ruhe gelassen, es sei denn, sie äußerten einen Wunsch. Sie konnte sich die Seele aus dem Leib brüllen, ohne dass hier jemand auftauchte.
»Braves Mädchen.« Mit einer Hand hob er ihren Kopf an, um ein weiches Kissen unterzuschieben.
Dann stieß er sich geschmeidig vom Bett ab, verließ das Schlafzimmer und schloss die Tür hinter sich. Nun blieb sie allein zurück, mit Seidentüchern an das sündige Bett des gälischen Gespenstes gefesselt.
Dieses Mädchen gehörte zu der Sorte, die ein Mann bei sich behielt. Bei der Erinnerung an das, was er vorhin auf der Straße gedacht hatte, fluchte Dageus leise in fünf Sprachen. Und rieb sich grob den Penis, durch die Hose hindurch. Es half aber nicht - es machte alles nur noch schlimmer. Das gute Stück war noch froh über jede Form der Aufmerksamkeit.
Er stand vor der Glaswand und starrte blicklos auf die Stadt. Er hatte sich miserabel benommen. Hatte ihr Angst eingejagt, ohne besänftigende Worte zu finden. Aber er hatte so schnell wie möglich weggewollt, weg von ihr; sonst hätte er sich das genommen, wonach sein Blut verlangte. Zwar versuchte ersieh einzureden, dass er seine Lippen nur auf die ihren gedrückt hatte, um sie abzulenken, während er sie fesselte. Aber er hatte sie geküsst, und zwar drängend, und es war ihm unmöglich gewesen, es nicht zu tun. Es war eine kurze, süße Kostprobe ohne Zunge gewesen, denn wenn er diese Barriere überschritten hätte, wäre er verloren gewesen. Auf ihr zu liegen war die reinste Folter gewesen - er hatte gespürt, wie sich die Dunkelheit in ihm regte und sich ausdehnte. Er hätte diese Dunkelheit vertreiben können, indem er das Mädchen nahm. Er fror und war hungrig und bemühte sich verzweifelt, menschlich und freundlich zu sein.
Auf der Fahrt zum The Cloisters war er mit sich sehr zufrieden, weil er den Gedanken an das schottische Mädchen so entschlossen verdrängt hatte. Dort erfuhr er dann, dass das Päckchen bereits auf dem Weg zu ihm war. Der Kurator beteuerte mit viel Katzbuckeln und großem Überschwang , dass Chloe Zanders ihn erwarten würde. Ein Fahrer namens Bill habe sie bei seiner Adresse abgesetzt und sei allein zurückgekehrt.
Aber das Mädchen war nicht unten im Foyer, und die Kerle vom Sicherheitsdienst erzählten ihm augenzwinkernd und grinsend, in seiner Wohnung warte eine »Lieferung«.
Im Vorraum war niemand, also ging er ins Wohnzimmer. Doch dann hörte er aus dem oberen Stockwerk ein Geräusch.
Er sprang behände die Treppe hinauf, ging in sein Schlafzimmer und hatte plötzlich die hübschesten Beine vor sich, die er je gesehen hatte. Sie ragten unter seinem Bett hervor. Saftige Schenkel, die er am liebsten angeknabbert hätte, schlanke Fesseln und niedlich kleine Füße in zierlichen High Heels.
Schöne, weibliche Beine. Direkt vor seinem Bett.
Beine und Bett. Wenn sich diese beiden Objekte in seiner unmittelbaren Nähe befanden, saugten sie ihm das Blut aus dem Gehirn.
Die Beine kamen ihm erschreckend vertraut vor. Er versuchte sich einzureden, dass er sich das nur einbildete. Dann zerrte er den Eindringling ans Tageslicht, und da bestätigte sich sein Verdacht. In diesem Moment fing sein Blut an zu kochen.
Er betrachtete ihr Hinterteil, während sie vor ihm auf dem Bauch lag, und eine Million Fantasien bestürmten ihn mit solcher Macht, dass er eine Weile brauchte, um zu realisieren, was da sonst noch auf dem Boden lag.
Die »ausgeliehenen« Bücher.
Das Letzte, was er jetzt brauchen konnte, war eine Hetzjagd der Ermittlungsbehörden aus dem einundzwanzigsten Jahrhundert. Er hatte noch viel zu tun, und ihm blieb nur wenig
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