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Der dunkle Highlander

Der dunkle Highlander

Titel: Der dunkle Highlander Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Marie Moning
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zu geben.
    Das Telefon klingelte. Dageus warf müde einen Blick auf den Apparat, aber er stand nicht auf, um den Hörer abzunehmen.
    Lange Stille, dann ein Piepston und: »Dageus, hier ist Drustan.«
    Schweigen.
    »Dageus, du weißt, wie sehr ich es hasse, auf diese Maschinen zu sprechen.«
    Wieder Schweigen, dann ein tiefer Seufzer.
    Dageus ballte die Hände zu Fäusten, öffnete die Fäuste wieder, massierte sich müde die Schläfen.
    »Gwen ist im Krankenhaus ...«
    Dageus fuhr herum, erhob sich halb, hielt dann inne.
    »Die Wehen haben vorzeitig eingesetzt.«
    Die besorgte Stimme seines Zwillingsbruders bohrte sich ihm direkt ins Herz. Gwen war im siebten Monat mit Zwillingen schwanger. Dageus horchte mit angehaltenem Atem. Er hatte so große Opfer gebracht, um seinen Bruder und dessen Frau im einundzwanzigsten Jahrhundert zusammenzubringen. Es wäre entsetzlich, wenn ihr jetzt etwas zustieß.
    »Aber jetzt geht es ihr wieder gut.«
    Dageus stieß erleichtert die Luft aus und sank zurück aufs Sofa.
    »Die Arzte haben gesagt, so was kommt im letzten Drittel der Schwangerschaft hin und wieder vor, und wenn die Wehen nicht wieder einsetzen, wird Gwen morgen aus der Klinik entlassen.«
    Eine Weile war nur schwach Drustans Atem zu hören.
    »Ach Drustan ... mein Bruder ... komm doch nach Hause.« Pause. Dann ganz leise: »Bitte.«
    Klick.

5
    Dageus war gefährlich nahe dran, die Beherrschung zu verlieren.
    »Das heißt >Brücke<, nicht »angrenzender Geh- weg<«, sagte sie. Sie spähte über seine Schulter und deutete auf die Notiz, die er gerade gekritzelt hatte. Ihr Haar fiel über seine Brust. Er musste sich stark zusammennehmen, um ihren Kopf nicht an sich zu ziehen und sie zu küssen.
    Er hätte ihre Fesseln am Morgen nicht lösen dürfen. Aber eine Flucht würde ihr ohnehin nicht gelingen, und es hätte an Barbarei gegrenzt, sie weiterhin ans Bett zu binden. Außerdem würde ihn der Gedanke, dass sie in seinem Bett lag, nicht mehr loslassen. Allerdings war es um keinen Deut besser, sie um sich zu haben. Sie schwirrte überall herum, inspizierte jedes Detail und belästigte ihn unablässig mit Fragen und Kommentaren.
    Jedes Mal, wenn er sie ansah, formte sich tief in seiner Kehle ein Grollen. Er konnte sein Verlangen, sie zu berühren und zu kosten, kaum noch unterdrücken.
    »Mädchen, beug dich nicht so über meine Schulter.« Ihr Duft stieg ihm in die Nase und entfachte seine Lust. Der Geruch nach Unschuld. Himmel, spürte sie denn nicht, dass er ihr gefährlich werden konnte? Eine Maus war doch auch nach einem kurzen Blick auf die Katze klug genug, sich in einen dunklen Winkel zu verkriechen. Aber dieses Mädchen schien nichts zu merken, denn sie plapperte unaufhörlich.
    »Ich bin lediglich neugierig«, versetzte sie gereizt. »Und Sie haben den Text falsch verstanden. Da steht: >Wenn der Mann aus den Bergen, über deren Gipfel die gelben Adler gleiten, den ... unteren Pfad einschlägt oder... über die Brücke wandelt, die den Tod betrügt ...< - eigenartig. Die Brücke, die den Tod betrügt. >... Dann kehren die Draghar zurück.* Wer sind die Draghar? Ich habe noch nie von denen gehört. Was ist das für ein Buch? Der Midhe Codex. Den kenne ich auch nicht. Darf ich mir das mal genauer ansehen? Woher haben Sie das?«
    Dageus schüttelte unmutig den Kopf. Sie war nicht zu bändigen. »Setz dich hin, Mädchen, oder ich fessle dich wieder.«
    Sie funkelte ihn an. »Ich versuche doch nur zu helfen!«
    »Und warum? Ich bin ein gemeiner Dieb, schon vergessen? Ein barbarischer Westgote, wie du dich ausgedrückt hast.«
    Chloe runzelte die Stirn. »Sie haben Recht. Ich weiß auch nicht, was in mich gefahren ist.« Lange Pause. Dann: »Ich dachte nur, wenn Sie die Bücher wirklich zurückgeben wollen, dann wäre es gut, wenn Sie schnell mit dieser Sache fertig werden. Je eher Sie die Texte entschlüsselt haben, umso früher können Sie Ihr Verbrechen wieder gutmachen. Ich helfe also aus einem guten Grund.« Sie nickte keck und schien mit ihrem Argument ungeheuer zufrieden.
    Er schnaubte und bedeutete ihr, sich hinzusetzen. Es war nicht zu übersehen, dass das Mädchen auf antike Stücke ganz versessen und dazu sehr wissbegierig war. Ihre Finger zuckten, wann immer sie den Codex betrachtete; als sehnte sie sich danach, die Seiten zu berühren.
    Er hätte gern gesehen, dass sie sich genauso sehr danach sehnte, ihn zu berühren. Die erfahrenen Frauen ergriffen immer selbst die Initiative. Er hatte noch nie eine

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