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Der dunkle Highlander

Der dunkle Highlander

Titel: Der dunkle Highlander Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Marie Moning
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Jungfrau verführt. Er ahnte, dass sie Widerstand leisten würde ... Der Gedanke amüsierte ihn und erregte ihn.
    Beleidigt ließ sie sich auf das Sofa fallen, verschränkte die Arme und blitzte ihn über den Stapel Bücher und Notizblocks, der sich auf dem Marmortisch türmte, böse an. Sie zog einen Schmollmund und tippte ungeduldig mit dem Fuß auf den Boden.
    Ein winziger, zierlicher Fuß mit rosa Nägeln. Schlanke Fesseln spitzten unter der hochgekrempelten Hose hervor. Die Ärmel seines Leinenhemds waren bis zu den Ellbogen hochgekrempelt, und die Schultern hingen weit herunter. Das Haar kräuselte sich um ihr Gesicht. Sie war wie eine Vision. Die launische Märzsonne hatte sich diesen Moment ausgesucht, um durch die Fensterwand zu strömen und ihr von hinten die kupferblonden Locken zu küssen.
    Wie gern würde er jetzt spüren, wie diese kupferfarbenen Locken seine Schenkel kitzelten, während die vollen rosigen Lippen ...
    »Iss dein Frühstück«, sagte er unfreundlich und wandte sich wieder der Schrift zu.
    Ihre Augen wurden schmal. »Ich habe bereits gefrühstückt. Und ich werde meinen Job verlieren, ist Ihnen das eigentlich klar?«
    »Was?«
    »Mein Job. Sie werden mich feuern, wenn ich nicht zur Arbeit erscheine. Und wovon soll ich dann leben? Immer vorausgesetzt, dass Sie mich tatsächlich irgendwann laufen lassen.«
    Sie bedachte ihn mit einem arroganten Blick. Dann spähte sie wohl zum hundertsten Mal Richtung Tür. Sie überlegte, ob sie die Tür erreichen konnte, ehe er sie packte. Er machte sich deswegen keine Sorgen. Selbst wenn sie durch die Tür entwischte, zum Aufzug schaffte sie es nie und nimmer. Es war ihm auch nicht entgangen, dass sie vorhin erst auf die schwere Lampe und dann auf seinen Hinterkopf geschaut hatte. Sie hatte jedoch keinen Versuch unternommen, ihn damit niederzuschlagen. Das kluge Kind. Möglicherweise wusste sie, dass er auf einen Angriff gefasst war. Aber vielleicht hatte sie auch nur befunden, dass sein Schädel zu dick war.
    Er atmete tief ein und langsam wieder aus. Wenn er sie nicht bald aus dem Zimmer schaffte, würde er über den Marmortisch springen, sie aufs Sofa drücken und sich über sie hermachen. Er beabsichtigte ohnehin, das zu tun. Aber vorher musste er mit dem Midhe Codex fertig werden. Disziplin war lebensnotwendig, wenn er das Böse bezähmen wollte. Der Vormittag war der Arbeit gewidmet, der Abend der Verführung, die frühen Morgenstunden wieder der Arbeit. Seit vielen Monaten lebte er nach diesem Muster. Es war wichtig, die Dinge fein säuberlich voneinander zu trennen; sonst lief er Gefahr, das zu tun, wonach ihm gerade zumute war. Nur wenn er seinen Stundenplan strikt einhielt und nicht von seinen Grundsätzen abwich, konnte er sich selbst beweisen, dass er alles unter Kontrolle hatte.
    Die Draghar. Er grübelte. Schon zum dritten Mal begegnete er diesem Namen. Die eigentümliche Formulierung schien seine eigenen Handlungen zu beschreiben. Der Mann aus den Bergen ... die Brücke, die den Tod betrügt. Wer oder was waren diese Draghar? Eine Gruppe, die sich von den sagenumwobenen Tuatha De Danaan abgespalten hatte? Würden sie aus ihrem Versteck kommen, um ihn zu jagen, weil er den heiligen Eid gebrochen und den Pakt verletzt hatte?
    Je mehr er sich in die Schriften vertiefte, umso klarer wurde ihm, dass viel von der Historie seines Clans in Vergessenheit geraten war. Früher hatten weder er noch Drustan an diese Schriften auch nur einen Gedanken verschwendet. Die Bibliothek der Keltar war sehr umfangreich. Dageus hatte in seinen dreiunddreißig Lebensjahren nicht einmal einen Bruchteil gelesen. Es gab Schriften, die jahrhundertelang kein Keltar angerührt hatte. Die Bibliothek beherbergte mehr Wissen, als sich ein Mann in einem Menschenleben aneignen konnte.
    Und im Laufe der Zeit waren die Keltar nachlässig und selbstzufrieden geworden - sie blickten nach vorn statt zurück. Wahrscheinlich war es sehr menschlich, die Vergangenheit ruhen zu lassen und im Hier und Jetzt zu leben. Es sei denn, die Geschichte holte einen plötzlich ein und gewann an Bedeutung.
    Wäre nicht so vieles in Vergessenheit geraten, hätte er den Steinkreis wahrscheinlich niemals betreten. Und er hätte sich erst recht nicht eingeredet, dass ihn, wenn er das Tor zu persönlichen Zwecken durchschritt, das Böse nicht zwischen den Welten erwartete. Aber damals war er fast sicher gewesen, dass die Tuatha De Danaan, von denen man nur in vagen Andeutungen sprach, nichts als ein

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