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Der dunkle Highlander

Der dunkle Highlander

Titel: Der dunkle Highlander Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Marie Moning
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Morgen bringen würde, aber sie wollte es unbedingt herausfinden. Wonach suchte er? War es vielleicht doch möglich, dass er der war, als der er sich ausgab? Ein reicher Mann, der aus irgendwelchen Gründen ganz bestimmte Informationen brauchte, der die Schriften gestohlen hatte, da er sie auf legale Weise nicht bekommen konnte, und der beabsichtigte, sie den rechtmäßigen Besitzern zurückzugeben?
    »Ja, ganz bestimmt. Der verkauft mich doch für dumm!« Chloe verdrehte die Augen.
    Aber da war noch seine Spende ans The Cloisters - die kostbaren Kunstgegenstände, die er Tom als Gegenleistung für das Buch der Manannän ausgehändigt hatte. Das machte es schwer, ihn als ruchlosen Dieb anzusehen.
    Warum sollte sich das gälische Gespenst auf einen solchen Handel einlassen? All diese Einzelheiten ließen beim besten Willen nicht auf einen kaltblütigen, skrupellosen Geschäftsmann schließen. Chloe platzte fast vor Neugier. Schon seit Jahren hatte sie gefürchtet, dass ihr die Neugier eines Tages zum Verhängnis werden würde, und jetzt saß sie wirklich in der Patsche.
    Nach dem Essen hatte er ihre Fesseln gelöst und sie zum Bad geführt, das ans Schlafzimmer grenzte. Für ihren Geschmack war er ihr ein wenig zu dicht gefolgt, sie hatte beinahe schmerzhaft die zweihundert Pfund männlicher Muskeln in ihrem Rücken gespürt. Ein paar Minuten später klopfte er an die Badezimmertür und eröffnete ihr, er habe ihr ein Hemd und eine Trainigshose vor die Tür gelegt.
    Sie verbrachte eine halbe Stunde im Bad und suchte zunächst nach einem Heizungsrohr oder einem Lüftungsschacht, durch den ein Mensch passen könnte - in Filmen sah man so was häufiger. Dann überlegte sie, ob sie mit einer SOS-Message, die sie mit Lippenstift ans Fenster schreiben könnte, etwas erreichen würde. Außer dass der Dieb die Botschaft sah und wütend wurde. Sie entschied sich gegen eine solche Maßnahme. Zumindest vorerst. Sie hatte vor, bei der erstbesten Gelegenheit die Flucht zu ergreifen. Aber es war wenig angebracht, ihn darauf aufmerksam zu machen.
    Sie hatte nicht genug Mut, um sich nackt auszuziehen und zu duschen, auch wenn die Tür abgesperrt war. Also wusch sie sich ein bisschen, putzte sich die Zähne mit der Zahnbürste des Hausherrn, weil sie schließlich nicht mit ungeputzten Zähnen ins Bett gehen konnte. Es war eigenartig, seine Zahnbürste zu benutzen. Sie hatte noch nie die Zahnbürste eines Mannes benutzt. Aber sie sagte sich, dass sie immerhin auch von einer Gabel gegessen hatten, und außerdem hatte sie fast seine Zunge in ihrem Mund gehabt. Um genau zu sein: Sie hatte sich sogar gewünscht, seine Zunge im Mund zu haben - solange es eine Garantie dafür gab, dass es dabei bleiben würde. Auf gar keinen Fall würde sie die Nächste sein, deren Höschen unter dem Bett landete. Übrigens hatte sie gar keins, das sie dort hinterlassen konnte.
    Sie ertrank förmlich in seinen Kleidern; aber wenigstens brauchte sie, als er sie wieder an den Bettpfosten festband, nicht länger zu fürchten, dass ihr der Rock hochrutschte. Die Trainingshose hatte am Bund eine Schnur, die sie stramm ziehen konnte, und die Beine krempelte sie hoch. Das Hemd reichte ihr bis zu den Knien. Dass sie keinen Schlüpfer hatte, war ein wenig beunruhigend.
    Er steckte sie unter die Bettdecke, prüfte die Fesseln und verlängerte sie ein bisschen, damit Chloe bequem schlafen konnte.
    Dann stand er eine Weile am Bett und sah mit seinem unergründlichen Blick auf sie herab. Sie wich diesem Blickkontakt entnervt aus und rollte so gut es ging auf die andere Seite.
    Mann!, dachte sie noch, und dann: Ich rieche nach ihm. Sein Duft ist überall. Sie blinzelte müde.
    Und döste ein. Es war kaum zu fassen. Unter diesen scheußlichen, aufregenden Umständen schlief sie einfach ein.
    Ihr letzter Gedanke war: Ich brauche meinen Schlaf damit ich morgen klar denken kann. Morgen würde sie fliehen.
    Ihr allerletzter Gedanke war etwas wehmütig und absolut lächerlich: Er hat nicht versucht, mich noch einmal zu küssen. Dann war sie endgültig eingeschlafen.
     
    Dageus war zu ruhelos, um zu schlafen. Noch Stunden später saß er im Wohnzimmer, lauschte dem Regen, der wieder eingesetzt hatte und gegen die Fenster trommelte, und brütete über dem Midhe Codex, einer Sammlung unsinniger Sagen und vager Prophezeiungen; »ein konfuses Durcheinander von mittelalterlichen Schriften«, hatte ein anerkannter Wissenschaftler darüber geurteilt, und Dageus war geneigt, ihm Recht

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