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Der dunkle Highlander

Der dunkle Highlander

Titel: Der dunkle Highlander Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Marie Moning
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gesagt? Ich tue dir nichts. Zumindest nichts, was du nicht selbst willst. Sie fand das keineswegs beruhigend, denn ihre Wünsche waren durchaus unkeusch.
    Er hatte ihr soeben eine keltische Kostbarkeit in die Hand gegeben und sie ihr vermacht.
    Sie schloss die Finger um den Griff des Dolches. Sie hätte energisch protestieren oder zumindest höflich widersprechen müssen. Und das würde sie auch - gleich.
    Sie wartete. Sofort.
    Seufzend gestand sie sich ein, dass einige Dinge schlicht nicht menschenmöglich waren. Zum Beispiel Spannbetttücher falten. Das konnte nicht einmal Martha Stewart.
    Großvater, warum hast du mir nie gesagt, dass schottische Männer so faszinierend sind ? Der hier weiß genau, wie er mich becircen kann.
    Sie glaubte fast, Evan MacGregor leise lachen zu hören. Als würde er ihr von irgendwoher antworten: Du würdest dich nicht mit weniger zufrieden geben, Chloe. Auch in deinen Adern fließt wildes Blut.
    Stimmte das? Wachte sie deshalb in letzter Zeit manchmal mitten in der Nacht auf, voller Energie, die sich irgendwie Luft machen musste? War sie deshalb so rastlos, obwohl sie Erfolg in ihrem Job hatte? Bald würde sie befördert werden. Aber seit Monaten fragte eine schwache und doch hartnäckige Stimme in ihrem Kopf: »Ist das alles?«
    Das gälische Gespenst wollte sie mit einer Art Entschädigung bestechen. Sei ein braves Mädchen und nimm das Geschenk an. Dann würde ihr ein kleiner keltischer Schatz gehören. Als Lohn für ihr Schweigen und ihre Kooperation.
    Chloe durchlebte eine moralische Krise. Zum Glück dauerte sie nicht lange. Sie bückte sich, um das Schwert aufzuheben und es zurück ins Arbeitszimmer zu bringen. »Ich könnte ein paar Klamotten brauchen, die mir wirklich passen«, meckerte sie, als sie an Dageus vorbeiging.
    Er saß mit dem Rücken zu ihr, sie konnte sein Lächeln nicht sehen. Es hätte ihr einen Schauder über den Rücken gejagt.
     
    »Dageus, Liebling, du fehlst mir. Ich brauche dich. Ich kann ohne dich nicht leben.« Pause. »Ruf mich zurück. Katherine.« Der Anrufbeantworter schaltete sich aus.
    Gleich darauf tauchte Dageus auf und drehte die Lautstärke des Geräts herunter. Ihre Blicke trafen sich.
    »Dageus, Liebling, du fehlst mir!«, äffte Chloe die Stimme nach. Sie konnte sich selbst nicht erklären, warum sie so wütend war. Sie hatte behutsam den Midhe Codex durchgeblättert, während Dageus in der Küche hantierte und für sie kochte. Alles war wunderbar, bis diese Katherine den häuslichen Frieden gestört hatte.
    Er strahlte sie an und zuckte mit den Achseln. »Ich bin ein Mann.« Damit verschwand er wieder in der Küche.
    Chloe schimpfte leise vor sich hin. Sie hatte wirklich keine Ahnung, warum sie sich so ärgerte.
    »Sind Sie in Schottland geboren?«, fragte Chloe und schob ihren Teller von sich. Wieder ein fabelhaftes Mahl: Lammsteak mit Pilzen in Weinsauce, junge rote Kartoffeln mit Schnittlauch, Salat und knuspriges Brot mit Honigbutter. Und Wein. Dageus hingegen trank Macallan, einen edlen Single-Malt-Scotch.
    »Ja. In den Highlands in der Nähe von Inverness. Und du?«
    »In Indianapolis. Meine Eltern starben, als ich vier Jahre alt war. Danach habe ich in Kansas bei meinem Großvater gelebt.«
    »Das war bestimmt schwer für dich.«
    Es war sogar grauenvoll. Man hatte ihr nicht erlaubt, ihre tödlich verunglückten Eltern noch einmal zu sehen - heute verstand sie das, aber damals hatte es alles nur noch schlimmer gemacht. Sie bildete sich ein, jemand hätte die Eltern gestohlen und würde sie nicht mehr zurückgeben. Sie konnte nicht glauben, dass es sie nicht mehr gab. Aber nach und nach verheilten die Wunden. Dieses Ereignis hatte sie jedoch auf eine Weise geprägt, die jemand, der bei seinen Eltern aufgewachsen war, niemals begreifen konnte. Aber sie hatte auch Glück gehabt. Sie hatte jemanden, der sie aus dem Elend befreite, und Chloe war für diese Gnade dankbar.
    »Und woher kommt dein schottisches Blut?«
    »Von meinem Großvater. Evan MacGregor. Haben Sie Familie?«
    Ein dunkler Schatten trübte seinen Blick, ein kurzes Aufblitzen von Qual. Aber es war so schnell verschwunden, dass Chloe sich fragte, ob es nur Einbildung gewesen war.
    »Meine Mutter und mein Vater sind tot. Ich habe einen Bruder.« Er erhob sich abrupt, nahm die Teller und brachte sie in die Küche. Chloe blieb grübelnd zurück. Hatte sie tatsächlich einen kurzen Blick auf seine Seele geworfen? Sie war fest entschlossen, dieser Sache nachzugehen. Aber als

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