Der dunkle Highlander
so wie früher. Er führte die kleinsten Gesten mit äußerster Sorgfalt aus, als könnte er durch ständige Wachsamkeit das, was in ihm war, in Schach halten.
Ein Muskel in Dageus' Wange zuckte. »Wie dunkel sind sie geworden?«
»Sie sind nicht mehr golden, sondern haben eine eigenartige Farbe - fast wie die deines Whiskys.«
»Sie verändern sich, wenn es schlimm wird. Wenn ich zu viel Magie angewandt habe.«
»Wofür wendest du Magie an?«, fragte Drustan behutsam nach.
Dageus trank den letzten Schluck, erhob sich und stellte sich vor den Kamin. »Ich habe mir mit Magie die Schriften besorgt, die ich durcharbeiten musste, um eine Möglichkeit zu finden ... sie loszuwerden.«
»Wie ist es? Wie fühlt es sich an?«
Dageus rieb sich das Kinn und atmete hörbar aus. »Es ist, als hätte ich ein Ungeheuer in mir. Es ist die Macht in ihrer reinsten Form, und ich ertappe mich dabei, wie ich diese Macht nutze, ohne nachzudenken. - Seit wann weißt du es?«, fragte er mit einem bitteren Lächeln.
Kalte Augen, dachte Drustan. Sie waren nicht immer kalt gewesen. Früher hatten sie einen sonnengoldenen Schimmer und waren voller Fröhlichkeit. »Von Anfang an, mein Bruder.«
Langes Schweigen. Dann schnaubte Dageus und schüttelte den Kopf.
»Du hättest mich sterben lassen sollen, Dageus«, sagte Drustan sanft. »Verdammt seist du, weil du mich nicht dem Tod überlassen hast.« Aber im Stillen fügte er hinzu: Danke, dass du mich nicht hast sterben lassen. Er war innerlich zerrissen. Eine schreckliche Mischung aus Trauer, Schuldgefühl und Dankbarkeit lastete auf ihm. Hätte sein Bruder dieses enorme Opfer nicht gebracht, hätte Drustan seine Frau nie wiedergesehen. Und Gwen hätte ihre Zwillinge im einundzwanzigsten Jahrhundert allein großziehen müssen. An dem Tag, an dem er Silvans Brief gelesen und erfahren hatte, welchen Preis sein Zwillingsbruder bezahlt hatte, um ihm eine Zukunft zu ermöglichen, hätte er fast den Verstand verloren. Er hasste Dageus, weil er sich selbst aufgegeben hatte, und gleichzeitig liebte er ihn für diese großmütige Tat.
»Nein«, erwiderte Dageus. »Ich hätte sorgsamer über dich wachen und die Feuersbrunst verhindern müssen.«
»Es war nicht deine Schuld ...«
»O doch, das war es. Weißt du, wo ich an diesem Abend war? Ich war in den Lowlands und lag im Bett eines Mädchens, an dessen Namen ich mich nicht einmal erinnern kann ...«Er brach ab. »Woher weißt du es? Hat Vater dich gewarnt?«
»Ja. Er hat uns einen Brief hinterlassen, indem er schilderte, was vorgefallen ist, und uns mitteilte, dass du verschwunden bist. Unser Nachkomme Christopher und seine Frau Maggie - du wirst sie bald kennen lernen - haben mir den Brief gegeben, kurz nachdem ich aufgewacht bin. Und kurze Zeit später hast du angerufen.«
»Trotzdem hast du vorgegeben, meine Lügen hinzunehmen. Weshalb?«
Drustan zuckte die Achseln. »Christopher war zweimal in Manhattan und hat dich beobachtet. Du hast nichts getan, was mir das Gefühl gegeben hätte, dich aufhalten zu müssen.«
Drustans Gründe, nicht nach Amerika zu fliegen und seinen Bruder heimzuholen, waren nicht leicht zu erklären. Zum einen widerstrebte es ihm, die schwangere Gwen allein zu lassen, zum anderen scheute er vor einer erzwungenen Konfrontation zurück. Nach dem Telefonat mit Dageus wusste er, dass sein Bruder tatsächlich einer der schwarzen Druiden war, es aber irgendwie schaffte durchzuhalten. Er vermutete, dass Dageus zehnmal stärker war, als Silvan angenommen hatte, und niemand hätte etwas gewonnen, wenn man ihn zur Rückkehr gezwungen hätte.
Wenn es zur Anwendung von Gewalt gekommen wäre, hätte einer von ihnen sein Leben lassen müssen. Jetzt, wo Dageus bei ihm war, wusste Drustan, dass er selbst gestorben wäre. Die Macht in Dageus war immens, und Drustan fragte sich ernsthaft, wie sein Bruder so lange Widerstand leisten konnte.
Als Dageus ihm den Rücken zukehrte und eine neue Flasche Whisky öffnete, schärfte Drustan seine Druiden-Sinne und tastete sich vorsichtig vor; er wollte mehr über die Kräfte erfahren, mit denen sie es zu tun hatten.
Um ein Haar wäre er in sich zusammengesunken. Der Whisky gurgelte in seinen Eingeweiden und versuchte, sich einen Weg nach oben zu bahnen. Drustan zog sich vehement, ja abrupt zurück. Bei Amergin, wie hielt Dageus das nur aus? Eine kalte, raubgierige Bestie pulsierte unter seiner Haut, schlängelte sich durch sein Inneres, rollte sich zusammen. Noch waren ihre Bewegungen
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