Der dunkle Highlander
aufregend es für mich ist, in einem mittelalterlichen Schloss zu sein? Von diesem Moment habe ich bisher nur geträumt.«
Er lächelte schwach. »Ja, das Schloss ist prächtig.«
Wenn er es selbst gebaut hätte, könnte er kaum stolzer sein, dachte Chloe. »Bist du hier aufgewachsen?«
»In gewisser Weise.«
»Ich könnte diese Antwort ganz bald satt haben«, versetzte sie mürrisch und kniff die Augen zusammen. »Es ist ja nicht so, dass man mit mir nicht reden kann. Du solltest es einfach mal versuchen.« Er hatte ihr erzählt, dass er und sein Bruder Vorjahren eine Art Auseinandersetzung gehabt hatten. So konnte sie seine Schweigsamkeit immerhin ein wenig besser verstehen. Aber falls er glaubte, das würde sie davon abhalten, Fragen zu stellen, hatte er sich getäuscht.
»Immer unstillbar neugierig?«
»Wenn ich warte, bis du mir Informationen lieferst, erfahre ich nie etwas. Und da wir schon dabei sind - wir müssen uns noch einmal eingehend über diesen Fluch unterhalten. Ich kann dir nicht helfen, wenn ich nicht genau weiß, wonach wir suchen.«
Sein Blick wurde wachsam. »Ja, da hast du Recht. Das tun wir. Bald, mein Mädchen. Jetzt muss ich erst einmal den Zorn meines Bruders heil überste...« Er verstummte mitten im Wort und starrte zur Treppe.
Chloe folgte seinem Blick und schnappte nach Luft. Dort, wo die Treppen sich vereinigten, stand ein Mann, der haargenau wie Dageus aussah, und blickte ihn an. Chloe schaute ungläubig von einem zum anderen.
»O Gott, ihr seid Zwillinge«, flüsterte sie matt. Matt, weil der Mann auf der Treppe nur ein Handtuch um seine Taille geschlungen hatte.
»Bleibt, wo ihr seid!«, donnerte er. »Ich ziehe mir nur eine Hose an. Ich bitte um Verzeihung, Mädchen. Aber ich musste ihn erst mit eigenen Augen sehen.« Damit fuhr er herum und lief die Treppe hinauf, wobei er mit jedem Schritt drei Stufen auf einmal nahm.
Dageus murmelte etwas wie: Wenn er das Handtuch fallen lässt, bringe ich ihn um. Oder bildete sich das Chloe nur ein?
Der andere bremste auf dem oberen Treppenabsatz abrupt und richtete einen scharfen Blick auf Chloe. »Lassen Sie ihn nicht gehen, Mädchen!«, brüllte er.
»Wow!« - Mehr brachte Chloe nicht heraus. Sie spürte, wie bei Dageus die Anspannung wuchs. Für einen Moment schien es in der Halle um einige Grade kälter.
»Die Mädchen haben oft behauptet, ich wäre von uns beiden der Hübschere«, bemerkte Dageus eisig. »Und der bessere Liebhaber.« Chloe blinzelte ihn an. »Also mach ihm keine schönen Augen. Er ist verheiratet.«
»Ich habe ihm keinen schönen Augen gemacht!«, protestierte sie. Dabei war ihr durchaus bewusst, dass sie Drustan regelrecht angestarrt hatte. »Und wenn ich ihn angesehen habe, dann nur weil du mir vorher nicht erzählt hast, dass ihr Zwillinge seid.« Er funkelte sie an. »Außerdem hatte er nur ein Handtuch um die Hüften«, rechtfertigte sie sich.
»Und wenn er gar nichts angehabt hätte - es ist unanständig, dem Mann einer anderen Frau verliebte Blicke zuzuwerfen.«
Chloe hielt den Atem an. Dageus' Züge waren vor Wut entstellt. Er machte den Eindruck, als wäre er... eifersüchtig! Ihretwegen!? Weil sie seinen Bruder angesehen hatte? Sie spähte verstohlen zu ihm hin und konnte es kaum fassen.
Sein Blick huschte wieder zur Treppe, und Chloe drehte sich ebenfalls um. Wieder schaute sie zwischen Drustan und Dageus hin und her. Und fragte sich, wieso sich Dageus auch nur einen Moment Sorgen gemacht hatte, dass Drustan ihn nicht mit offenen Armen willkommen heißen würde. Der Ausdruck in Drustans Gesicht raubte ihr den Atem. In seinen Augen leuchtete Liebe, und obwohl sie das aus dieser Entfernung nicht genau erkennen konnte, glaubte sie, glitzernde Tränen zu sehen.
»Drustan«, sagte Dageus und nickte knapp.
Drustans Blick trübte sich, und er presste die Lippen zusammen.
»Drustan?«, wiederholte er. »Ist das alles? Einfach nur >Drustan Kein >Guten Tag, Bruder, tut mir Leid, dass ich ein solcher Esel war und nicht früher nach Hause gekommen bin« Seine Stimme wurde mit jedem Wort lauter, weil er währenddessen die Treppe heruntergekommen war.
O Gott, sie bewegten sich sogar auf dieselbe Art! Chloe staunte. Wie große, geschmeidige Katzen - kraftvoll und muskulös. Drustan hatte zwar eine Hose angezogen, aber er hatte sich nicht die Mühe gemacht, ein Hemd überzustreifen, und sein nasses Haar hing ihm auf die Schultern. Bei jeder Bewegung spielten seine Muskeln unter der glitzernden Haut.
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