Der dunkle Kreuzzug
das Muir-Limit am Rand des SIENA-Systems überall ziemlich gleich war. Die Informationen über in der Nähe gelegene Basen gaben keinen Hinweis auf die Positionen feindlicher Sprungpunkte, und der Rand eines Sonnensystems war schlichtweg zu groß, als dass man ihn hätte sichern können. Falls sie sich ihren Weg aus dem Schwerkraftfeld freikämpfen mussten, dann war die Streitmacht am besten möglichst konzentriert.
Dementsprechend waren die vierundvierzig großen Schiffe, die auf den bewohnbaren Planeten zusteuerten, in vier sich gegenseitig unterstützende Gruppen aufgeteilt: zwei von ihnen verfügten über je einen der großen Transporter – Barbados und Seychelles -, die zwei anderen über die etwas kleineren Schiffe Kenyatta II und den Zor-Transporter Dawn Warrior . Die leichten Transporter Lycias und Scylla begleiteten die mittleren Gruppen, während Scipio und Phidias mit patrouillierenden Jägern am Sprungpunkt zurückblieben. Auf dem Pilotendisplay an Bord der Emperor Ian wimmelte es von Symbolen – hauptsächlich von solchen freundlich gesinnter Schiffe. Das Schwarmschiff war von kleineren Schiffen umgeben, deren Absicht es war, das große Raumfahrzeug vor den Jägern zu schützen. Den Vuhl war klar, dass der Kampf um dieses System bis zum Tod geführt würde.
Die Sekunden verstrichen unerbittlich, während die Fühlenden sich auf ihre Aufgabe vorbereiteten. Lediglich Smith – dem zweifellos die Verstärkertechnik an Bord der Schwarmschiffe und
der kleineren Schiffe zu schaffen machte – ließ sich nichts anmerken und wirkte so unbesorgt, als handele es sich bloß um eine Übung.
Als die ersten Schiffe in der Welt-die-Ist ins Gefecht flogen, gelangten Ch’en’ya und die Am’a’an-Wächter in Sichtweite eines gekrümmten mehrfarbigen Bands, das sich über die Ebene des Schlafs zog. Ch’en’ya fühlte die Wut, die die Steinfiguren an ihrer Seite ausstrahlten.
»Die Schändlichkeit der sechs«, wiederholte La’ath. »Sie verfinsterte unseren Himmel im Zyklus ohne Licht.«
»Davon ist mir nichts bekannt«, erwiderte Ch’en’ya.
»Das ist der Grund, weshalb wir auf die Ebene des Schlafs kamen«, sagte er. »Als wir … als wir vier den Äußeren Frieden wahrten, kam eine Sonne, deren Farbbänder diesem dort sehr ähnlich waren« – seine Flügel drückten Abscheu aus, so gut das möglich war, ohne dass er sich selbst beim Fliegen behinderte -, »eine Sonne, die am Himmel auftauchte und sich vor Vater Sonne schob. Sie schien von nirgendwoher zu kommen, und sie berührte auch nicht die Welt. Aber sie verdunkelte den Himmel für einen Mond nach dem anderen. Krieger flogen zu ihr hinauf, doch keiner vom Volk konnte sie erreichen. Priester beteten, sie solle weiterziehen, aber es war esLis Wille, dass sie verharrte. Ohne die Sonne verkümmerten die Felder, und die Wärme verließ das Land. Schließlich – einen ganzen Zyklus nach ihrem Auftauchen – verschwand sie wieder. Diejenigen aus dem Volk, die die Gabe des Träumens besaßen, gelangten zu dem Schluss, dass sie von hier gekommen sein musste.« Er machte eine alles umfassende Geste. »Also wurden vier aus den Am’a’an ausgesucht, um die Ebene des Schlafs vor weiteren … Störungen zu schützen.«
»Deshalb erzürnt es Sie so sehr.«
»Das ist richtig«, sagte La’ath. »Kasi’u!«, rief er seinen Gefährten zu. »Na’u pe’Sha’kar en’u’esLi’a!« Wir kommen! Ich befehle euch zuzuschlagen – im Namen von esLi !
Die vier Wächter sprangen aus dem nebelverhangenen Himmel, ihre steinernen chya’i einsatzbereit.
»Zur Synchronisation vorbereiten«, sagte der Prophet. »Wir müssten fast dort sein.«
»Fast wo?«
»Wo wir sein müssen, Admiral.«
»Hören Sie verdammt noch mal auf, immer in Rätseln zu sprechen. Was ist los? Wieso wird Ihr Angriff dieses Mal erfolgreich sein, wenn es eben noch nicht der Fall gewesen war?«
Für einen Sekundenbruchteil sah Anderson in den Augen des Propheten etwas, das ihn erschreckte: einen Moment unverhohlener Aggression, als wollte Smith ihn genauso angreifen wie die Vuhl. Diese Wut war so direkt spürbar, dass Anderson sich an die Armlehnen seines Sessels klammerte.
»Wenn die Verbindung zwischen der Verstärkertechnik der Vuhl und der Macht getrennt wird, die sie kontrolliert, dann werden die Vuhl-Fühlenden in einen Zustand völliger Orientierungslosigkeit gestürzt. Der wird lange genug anhalten, damit unser synchronisierter Angriff ihnen ein für alle Mal ein Ende
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