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Der dunkle Kreuzzug

Der dunkle Kreuzzug

Titel: Der dunkle Kreuzzug Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: W Hunt
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Prophet sah ihn überrascht an, als habe der General ihn bei irgendetwas gestört, dann wandte er sich wieder dem Oval zu, in dem langsam ein Bild entstand: ein Stadtplatz, überall Zor, nur mittendrin ein Mensch. Ein Mensch, den Agropoulous erkannte – Jackie Laperriere, Gyaryu’har des Hohen Nests. In ihrer Hand hielt sie das gyaryu .
    Gyes’ru sagte kein Wort, schien aber die ganze Szene aufmerksam zu beobachten.
    Der Prophet streckte die Hand nach ihr aus – vielleicht ein Signal, ein Befehl oder eine Aufforderung. Von der Stelle, an der Jim Agropoulous stand, ließ sich das nicht eindeutig erkennen.
    So plötzlich das Oval entstanden war, so schnell verschwand es auch wieder in einem Wirbel aus vielfarbigem Licht. Der Prophet ließ seine Hand sinken.
    »Was zum Teufel war denn das?«, brachte Agropoulous schließlich heraus.

    »Ich würde nicht wagen, das beurteilen zu wollen«, antwortete der Prophet. Wieder drehte er sich zu Agropoulous um, und der General entdeckte in den Augen des Mannes einen allzu vertrauten Ausdruck: kaum beherrschte Wut, jene Eigenschaft, die dem Flammenden Stern und den Hütern die Kraft gab, um sich der Fähigkeit der Vuhl zur Domination zu widersetzen.
    Die urtümliche Gefühlsregung war eindringlich genug, dass Agropoulous Angst verspüren konnte, doch er überspielte diese Empfindung. Er war nicht bereit, den Propheten erkennen zu lassen, was in ihm vorging.
    »Ich glaube, wir sollten die Inspektion fortsetzen«, erklärte der Prophet dann.

London, Europäische Union Sol-System
    Als er aus dem Taxi stieg und die Landeplattform betrat, konnte Djiwara einfach nicht anders: Er musste sich erst einmal einen Moment lang umsehen und die Türme der Imperialen Bank betrachten – Eigentümerin der Plattform, auf der er soeben hatte landen dürfen.
    Dieses Privileg wurde nicht jedem gewährt. Von der Plattform bis ganz nach unten waren es fünfzig Stockwerke, also gut hundertfünfzig Meter. Die wenigsten Menschen dort unten würden je eine Chance bekommen, dort zu stehen, wo er stand. Aircars benötigten eine ausdrückliche Genehmigung, wenn sie hier landen wollten. Bis vor Kurzem war ihm dieses Privileg nicht vergönnt gewesen, doch jetzt...
    Er tippte auf den Computer in seiner Brusttasche und lächelte. Jetzt, dachte er, rollt man mir den roten Teppich aus …
     
    »Mr. Djiwara«, begrüßte ihn ein konservativ, aber tadellos gekleideter Mitarbeiter, als er durch die Lobby ging. Der Mann lächelte
und hielt ihm die Hand ist. »Mein Name ist Wentworth. Ich hoffe, Sie hatten eine angenehme Reise.«
    »Danke, das hatte ich.« Ihre Blicke trafen sich. »Ich habe schon so viel über London gehört …«
    »Oh, Sie waren noch nie hier?«, gab Wentworth zurück. »Na ja, man weiß gar nicht, wo man eigentlich anfangen soll. Die Jahre kommen und gehen, und diese Stadt ist immer noch der Mittelpunkt des Handels.« Mit einer flüchtigen Geste deutete er auf eine groteske Marmorstatue, die die Einförmigkeit aus Glas und Stahl in der Lobby unterbrach. »Überall findet man Belege dafür.«
    Sie gingen hinüber, um sich diese Monstrosität genauer anzusehen: Gestalten in alten Kostümen, mit verschiedenen Objekten und Symbolen – Schwertern und Schilden, Tierköpfen, Obst und etwas, das nach einem riesigen Bienenstock aussah.
    Djiwara beugte sich vor, um die Inschrift am Sockel zu lesen: »›… zum ersten Mal durch den Handel vereint und vom Krieg zur Blüte gebracht‹. Eine sehr passende Formulierung«, fügte er an und richtete sich wieder auf. »Wo haben Sie das gefunden?«
    »Es stand in der Guildhall« – Wentworth deutete in eine bestimmte Richtung -, »und zwar seit dem achtzehnten Jahrhundert. Es wurde hergebracht, nachdem das Gebäude im Akzessionskrieg zerstört wurde. Unser Mr. Pitt lebt allerdings immer noch, auch wenn er etwas mitgenommen aussieht. Aber ich vergesse ja völlig meine Umgangsformen.« Er rieb sich die Hände. »Darf ich Ihnen eine Erfrischung anbieten?«
    »Ich würde mich lieber dem Geschäftlichen widmen.«
    »Ja, natürlich.« Wentworth korrigierte minimal den Sitz seines Halstuchs, dann deutete er höflich auf die Aufzüge. »Ich entschuldige mich für die Verzögerung. Vielleicht ein anderes Mal.«
     
    Djiwara saß in einem bequemen Ledersessel vor dem Schreibtisch. Wentworth hatte auf der anderen Seite Platz genommen, sein Assistent hielt sich in seiner Nähe auf. Der Raum war mit dunklem Mahagoni getäfelt und einem dicken Teppich ausgelegt –

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