Der dunkle Kreuzzug
Flügel in eine neutrale Haltung. »Die Schwinge von esGa’u ist nahe am Hohen Nest vorbeigestrichen. Haben Sie es nicht gefühlt?«
»Bislang nicht.« Jackies Hand lag auf dem Heft des gyaryu . Irgendwas bemerkt?, fragte sie.
Nichts Spezifisches, ließ Sergeis Stimme sie wissen. Aber irgendetwas war da.
»War es jemand, den wir kennen.«
»Ich bin mir nicht sicher. Ich empfand es als sehr beunruhigend.«
Sie kamen in Sichtweite des Hohen Lords. Sa’a stand in der Mitte des esTle’e und hatte ihr hi’chya gezogen. Sie drehte sich zu ihnen um, als sie beide sich ihr näherten, und vollführte eine höfliche Geste mit den Flügeln.
»Was ist geschehen?«, wollte Jackie wissen.
»Wir müssen uns auf die Ebene des Schlafs begeben«, sagte Sa’a ohne Vorrede. »Dort ist etwas geschehen.«
»Es wäre zwecklos, den Versuch zu unternehmen, es Ihnen auszureden«, meinte Byar, dessen Flügel einen leicht amüsierten Ausdruck zeigten. »Vor allem, wenn ich auf die damit verbundenen Gefahren hinweise …«
»Wir müssen gehen«, unterbrach sie ihn. »Und zwar jetzt. Und spotten Sie nicht, Sie alter artha .«
»Ich würde mir keinen Spott erlauben, hi Sa’a«, sagte Byar, der an si S’reth denken musste. »Aber die Gefahren sind nun einmal sehr real, und deshalb muss ich davon abraten.«
»Ich war schon mal dort.«
»Das weiß ich. Schließlich begleitete ich Sie beim ersten Mal, und ich weiß auch, dass Sie mir halfen, gegen diese fremde Technik zu bestehen, indem Sie vor ein paar Monden die Ebene überquerten. Aber bei jedem Mal setzen Sie Ihr hsi aufs Spiel, ehrbarer Lord.«
»Etwas ist geschehen«, wiederholte Sa’a. »Wir müssen gehen.«
»Jetzt?«
»Ja.« Ihre Flügel deuteten einen Anflug von Angst an, doch diese Stellung war so schnell verschwunden, wie sie gekommen war. »Jetzt.«
Während die drei mit geschlossenen Augen in der Mitte des esTle’e standen, ihr hsi in die Krallen des Hohen Lords gelegt, war ein Geräusch zu hören, das wie ein Wüstenwind klang.
Der sich ihnen bietende Anblick war vertraut und doch fremdartig. Es schien sich um die Türme des Sanktuariums zu handeln, aber dahinter in der Ferne lag nicht der Grat von Shar’tu, sondern die pechschwarze Finsternis von anGa’e’ren .
Mehrere achtmal Flügelspannen entfernt standen vier Statuen, die Krieger des Volks darstellten. Sie waren überlebensgroß und hatten ihre chya’i gezogen. Völlig unpassend dazu stand in ihrer Mitte ein unbewaffneter Mensch.
»Was ist das für ein Ort?«, fragte Jackie. »Und wer sind die da?«
»Sie sind die Am’a’an-Wächter«, antwortete Sa’a. »Sie sind zurückgekehrt. Und wenn ich mich nicht irre, befindet sich se Owen Garrett bei ihnen.«
Oberon-Sternbasis, Oberon-System
Djiwara sah Rafe Rodriguez an der Andockrampe der Oberon-Sternbasis. Rafe wurde von drei Hütern bewacht, die ihn genauso wie einige andere Besatzungsmitglieder in Haft genommen hatten, während Djiwara unbehelligt von Bord gehen durfte – ohne dass er eine Erklärung für die Festnahmen bekam.
Auf den ersten Blick wirkte Rodriguez wütend, als hätte er erwartet, auch J. Michael Djiwara in Gewahrsam zu sehen. Allerdings besaß er auch nicht die Rückversicherung, die Djiwara sich geschaffen hatte. Die Hüter hatten dementsprechende Befehle erhalten, auch wenn sie die Hintergründe wohl nicht verstanden.
Djiwaras erster Impuls war gewesen, einfach weiterzugehen. Er war Rodriguez nichts schuldig, und er hatte seine Schuld gegenüber Garrett beglichen. Tatsächlich war er mit seinem Koffer in der Hand schon ein Stück weit gegangen und konzentrierte sich auf seinen nächsten Termin: ein Treffen mit dem Logistikoffizier des Flammenden Sterns, als er – sich innerlich verfluchend – stehen blieb und kehrtmachte.
»Hören Sie«, sagte er zu den Hütern. »Ich weiß zwar nicht, was Sie vorhaben, aber ich werde sehr ärgerlich reagieren, wenn meinem Freund Rodriguez etwas zustoßen sollte.«
»Sie wollen damit lieber nichts zu tun haben, Djiwara«, erwiderte Rafe. »Gehen Sie einfach weiter.«
»Klappe halten«, fuhr er den großen Mann an. »Hey, Sie da – Rudelführerin«, sprach er die Hüterin an, die rechts von Rafe stand und deren Hand auf der Pistole ruhte. »Wie heißen Sie?«
»Wynn«, antwortete sie. »Tamora Wynn.«
»Ich mache Sie persönlich dafür verantwortlich, dass meinem Freund und seiner Crew nichts passiert. Haben Sie verstanden?«
»Meine Befehle kommen von ganz oben,
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