Der dunkle Kreuzzug
schicken, so wie eine Schachfigur.
Keine Wahl, ging es ihm durch den Kopf. Aber dann fragte er sich, warum er sich schon wieder herumschubsen ließ. Warum sollte er sich irgendwohin schleifen lassen?
»Nein«, sagte er schließlich. Das Wort wurde von der Dunkelheit erdrückt und zerschmettert. Irgendwie klang seine Stimme nicht so trotzig und wütend, wie er es erwartet hatte, aber vielleicht lag die Zeit von Wut und Trotz hinter ihm.
Nur ein kurzes Bedauern war zu spüren, als er sich von den Lichtbändern löste und sich in die Dunkelheit abstieß. Er verspürte eine aufwallende Verwunderung aus der Richtung der Farben, aber es war schnell vorüber. Er wurde in anGa’e’ren geschleudert und konnte schon bald gar nichts mehr sehen.
Eine Gestalt kam aus dem gleißenden Lichtschein in den Raum.
»Das haben Sie gut gemacht«, sagte der Mann und ging zu einem Wasserspender. »Kaltes Wasser«, befahl er und imitierte dabei perfekt die Stimme des Propheten. Ein Becher rutschte in eine Halterung, Wasser lief hinein.
»Ich hoffe, Sie sind zufrieden, Mr. Stone.«
»Verstellen Sie sich bitte nicht«, sagte Stone und wandte sich zu ihm um. »Sie wissen ganz genau, dass die Zeit dafür gekommen war. Wir sind seit KEYSTONE darauf zugesteuert. So lautete die Abmachung.«
»Ja, die Abmachung. Und jetzt übernehmen Ihre Freunde – Ihre Partner – den Körper. Es kann ein weiteres Rätsel sein – ein Beweis
für seinen Verrat an der Bewegung.« Smith stützte sich mit einer Hand auf dem Stuhl auf, auf dem Owen eben noch gesessen hatte. »So wie Sie es vorgeschlagen haben.«
»Vergessen Sie nicht, was Sie bekommen haben, damit Sie Ihren Teil der Abmachung erfüllen«, antwortete Stone. »In den letzten Monaten ist der Flammende Stern von einer kleinen Gruppe zu einer Bewegung herangewachsen, die das ganze Sol-Imperium überspannt. Die Möglichkeit, den Krieg zu beenden und die Vuhl zu vernichten, ist eine sehr verlockende Aussicht.«
Ein Pseudopodium aus dem Licht des violetten Bands dehnte sich aus und schlang sich um den Leichnam, der einige Sekunden lang leuchtete und dann verschwunden war.
»Und das alles hat mich nur den Tod eines alten Freundes gekostet.«
»Hören Sie«, sagte Stone. »Es ist ein wenig unaufrichtig, wegen eines Toten betrübt zu sein, wenn Sie gleichzeitig damit beschäftigt sind, eine komplette Spezies auszulöschen, oder finden Sie das nicht?« Er nahm einen Schluck Wasser. »Es ist keineswegs ungewöhnlich, dass ein großer Führer die Geschichte seinen Bedürfnissen anpasst, um es einmal so zu formulieren. Niemand wird den Namen Owen Garrett kennen, und niemand muss wissen, wo die Bewegung ihren Anfang nahm. Das wollen Sie doch, richtig?«
»Ja«, antwortete der Prophet. »Ja, das will ich.«
»Gut.«
Stone drehte sich zur Seite und legte den Kopf ein wenig schräg, als habe er etwas gehört. Er stellte sein Glas weg und ging zu den Lichtbändern. »Ich muss los. Etwas ist … etwas Interessantes ist geschehen.« Er lächelte auf eine Art, die dem Propheten nicht behagte. Dann machte Stone einen Schritt nach vorn in die Bänder und war verschwunden.
Nach einer kurzen wellenförmigen Bewegung verblassten die Farben und ließen den Propheten allein zurück.
21. Kapitel
Viele Bewegungen haben den Fehler begangen, Loyalität höher zu bewerten als Leistung.
Das Kriegsmanifest: Die Zukunft des Imperiums, 2424
Oktober 2424
esYen, Zor’a-System
Der Hohe Lord sah vom S’r’can’u auf, als sie das Klingeln einer fernen Glocke vernahm.
»Computer«, sagte sie in den Raum. »Den Gyaryu’har lokalisieren.«
» ha Jackie ist im Speisesaal, hi Sa’a«, erwiderte die synthetische Stimme fast sofort. »Möchten Sie ihr eine Nachricht zukommen lassen?«
»Sagen Sie ihr, dass ihre Anwesenheit dringend erforderlich ist.«
»Ja, Hoher Lord.«
Jackie benötigte nicht ganz drei Standardminuten, um von einer Tasse Tee mit Randall Boyd zum Hohen Lord zu gelangen. Sa’a rief sie in unregelmäßigen Abständen zu sich, und nur in den seltensten Fällen war keine Dringlichkeit geboten. Jackie wusste, es lag etwas in der Luft, als sie am Baum, der zum esTle’e führte, mit Byar HeShri zusammentraf.
»Irgendeine Ahnung, worum es geht?«, fragte sie. Mitglieder der Leibgarde des Hohen Lords nahmen die Flügel in die Haltung der Freundlichen Annäherung, als sie an ihnen vorbeigingen.
»Ich habe meine Vermutung. Die Schwinge …« Byar senkte seine Stimme und brachte die
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