Der dunkle Kreuzzug
einer kriegerischen Situation.«
»Dies ist kein Kriegsschiff, se Gyaryu’har «, erklärte der Captain. »Sie wollten wissen, ob wir Begegnungen mit ihnen hatten … Wie ich bereits sagte, die treiben mit uns keinen Handel.«
»Es ist wohl eher anzunehmen, dass die Sie zerstören oder dominieren wollen.«
»Wenn es so sein soll, dann soll es so sein.«
»Verzeihen Sie, Captain, aber Sie scheinen die Vuhl nicht als sonderlich kriegerisch anzusehen.«
»Ich sehe sie als überhaupt nichts an, Madam. Die Vuhl sind nicht das Problem der Rxe E Mhnesr , und damit sind sie auch nicht mein Problem.«
»Das Sol-Imperium befindet sich im Krieg.«
»Hrr.« Kot E Showan streckte seine Hände auf dem Tisch aus. »Der Krieg wirkt sich zweifellos daraus auf, wie wir Handel treiben, aber er ändert nichts an unserer grundlegenden Motivation. Wir handeln, und wir reisen. Unser Volk wurde nicht aufgefordert, Schiffe oder Truppen bereitzustellen. Wir mischen uns nicht in den Ablauf dieses Krieges ein, und wir beteiligen uns nicht an ihm. Außerdem kann ein einstiger Feind ein zukünftiger Freund sein.«
Die anderen am Tisch murmelten zustimmend.
»Ich bezweifle, dass das in diesem Fall möglich ist.«
»Tatsächlich? Wieso? Ihre Spezies und die Spezies, der Sie dienen« – er deutete auf ihr gyaryu und neigte den Kopf -, »befanden sich die nicht noch vor hundert Standardjahren im Krieg miteinander?«
»Die jetzige Situation gestaltet sich ein wenig anders …«
»Die jetzige Situation gestaltet sich absolut exakt gleich!« Er schlug mit den Händen auf die Tischplatte, was die übrigen Otran prompt verstummen ließ. Captain Showan sah von einem zum anderen, zuletzt blieb sein Blick an Jackie hängen.
»Entschuldigung«, sagte er in sanfterem Tonfall. »Aber die Regierungen im menschlichen Territorium genießen es, die Vergangenheit umzuschreiben, um sie an die Gegenwart anzupassen. Sie machen das konstant . Immer wieder finden Sie einen Weg,
dort Abweichungen zu finden, wo Sie zuvor zugestimmt haben, und Parallelen zu schaffen, wo vorher keine existiert haben. Beim Unsehbaren, bitte einigen Sie sich einmal auf eine Geschichte und bleiben Sie dann auch dabei.«
Die anderen Otran nickten und schlugen leicht ihre Hände auf den Tisch, um ihre Zustimmung kundzutun. Es schien, dass Captain Showan dieses Thema schon einmal behandelt und jetzt nur etwas Grundlegendes und Tiefsinniges wiederholt hatte.
»Wieder entschuldige ich mich«, wiederholte er schließlich. »Erstens dafür, dass ich einen Gast einem ga E layun aussetze; zweitens, dass ich Sie mit der manchmal doppelzüngigen menschlichen Regierung in Verbindung bringe. Auch wenn wir die Lage der Berge nicht so sehen wie die Zor, können wir sie zumindest besser verstehen.«
Jackie wandte sich im Geiste an das gyaryu . Was soll denn ein ga E layun sein?, fragte sie.
Das ist ihr Begriff für einen Streit, antwortete Sergei. Aber natürlich ist es weitaus komplexer.
»Ich fühle mich nicht beleidigt«, erklärte Jackie an den Captain gerichtet. »Aber ich möchte gern wissen, was ein ga E layun ist.«
»Hrr«, machte Captain Showan. »Möchten Sie das?«
Sie sah zu den anderen Otran, die leicht amüsiert wirkten, aber nichts sagten.
»Einige meiner na’otran , sogar meine nächsten Verwandten hier an Bord der Rxe E Mhnesr « – er ließ einen wütenden Blick über die Anwesenden schweifen – »würden wohl behaupten, dass ich ga E layun nicht richtig verstehe. Dennoch will ich versuchen, es zu erklären. Bei wichtigen Angelegenheiten glauben wir, dass es Einvernehmen geben sollte. Alles andere führt zu Missmut und Streit. Am Ende sollte eine Meinung herrschen. Wenn zwei oder mehr verschiedener Meinung sind, dann ist das ga E layun . Am Ende werden sich alle auf eine Ansicht einigen.«
»Einer gewinnt den Streit.«
»Im Wesentlichen ja. Man ist mit ga E layun erfolgreich.«
»Und was ist, wenn die verschiedenen Meinungen fundamental sind?«
»Ich weiß nicht, ob ich verstehe, was Sie meinen, se Gyaryu’har .«
»Was ist, wenn es keine gemeinsame Grundlage gibt? Wenn die Differenzen zwischen den Gruppen so erheblich sind, dass sie nicht überwunden werden können?«
»Hrr. Dann wird das ga E layun fortgesetzt.«
»Bis eine Seite aufgibt?«
Captain Showan nickte. »Genau.«
»Wenn das ga E layun vorüber ist … hegt der Verlierer dann nicht manchmal einen Groll gegen den Gewinner?«
»Was meinen Sie damit?«, gab er zurück. »Ein ›Groll‹? Meinen
Weitere Kostenlose Bücher