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Der dunkle Kreuzzug

Der dunkle Kreuzzug

Titel: Der dunkle Kreuzzug Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: W Hunt
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Crozier-Systems brachte. Djiwara saß ihr gegenüber, den Kopf leicht vornübergebeugt. Es sah aus, als würde er schlafen, doch Jackie ließ sich von ihm nicht täuschen.
    Die Mission war eine todernste Angelegenheit gewesen: Sie hatte ihren Freund und Gefährten Ch’k’te – Ch’en’yas Vater – das Leben gekostet, und das Gleiche galt auch für das hsi von Ch’en’yas Mutter Th’an’ya. Doch das war nur die Flügelkralle, wie man im Volk zu sagen pflegte. Denn der Preis war deutlich höher gewesen, ein Preis, über den im Hohen Nest niemals gesprochen wurde.
    Dazu musste man aber auch sagen, dass diese Mission ein Schwindel gewesen war. Das Schwert, das Jackie an ihrem Gürtel trug, war zunächst den Vuhl überlassen worden, damit sie es zurückholen konnte. Das gyaryu von einem Träger an den nächsten weiterzugeben, hätte auch weitaus friedlicher ablaufen können, so wie es geschehen war, als Admiral Marais ein Jahrhundert zuvor starb und Sergei – si Sergei – die Klinge übernahm. Es war die
Entscheidung des Hohen Nests gewesen, diesmal für die Übergabe die Legende des großen Helden Qu’u nachzuspielen.
    Und selbst das war alles andere als makellos abgelaufen. Die Vuhl waren von den wahren esGa’uYal manipuliert worden, repräsentiert durch Stone und die farbigen Lichtbänder, denen er dient – oder die er womöglich befehligte. Qu’u selbst hatte vor Jahrtausenden in die Grundlagen der Zor-Kultur eingegriffen und die Legende so verändert, dass sie nicht länger den Makel der Schmach trug.
    Wenn si Sergei und si S’reth das gewusst hatten … hätten sie einen Kurs eingeschlagen, der überhaupt erst zu dieser Mission führte? si Sergei war sein halbes Leben lang der Träger des gyaryu gewesen, wie sollte er dann nicht davon gewusst haben? Als sie Qu’u deswegen fragte, antwortete er geradeheraus. Und als sie im gyaryu einen Blick in die Dunkelheit jenseits seines dortigen Gartens warf, konnte sie den Regenbogenpfad sehen.
    Wie sollte er es gewusst haben? Vor Jahren hatte sie Sergei genau diese Frage gestellt.
    »Um eine Antwort zu erhalten«, hatte er gesagt, »muss man die richtige Frage stellen.«
    Sergei hatte nie nachgefragt.
    Und als sie mit hi Sa’a nach Sharia’a ging, hatte Jackie eine Vision, die ihr die Zukunft zeigte: Ch’en’ya Seite an Seite mit dem, den sie für den Zerstörer hielt, umgeben von einem Berg Vuhl-Leichen. Da wusste sie, was sie nicht gewusst hatte, als sie von Center aus durch anGa’e’ren zum hi’esTle’e auf Zor’a gegangen war: dass sie sich selbst da noch immer auf der Gefahrvollen Stiege befand.
    Und das galt selbst jetzt noch.
    »Es ist ein shNa’es’ri, ein Scheideweg. Ein Schritt zurück oder ein Schritt nach vorn – die Entscheidung liegt bei Ihnen.« hi Sa’a hatte das an jenem Tag zu ihr gesagt, ein unheimliches Echo dessen, was Jackie von dem Abbas-Zor zu hören bekam, den sie im Zentrum von Ur’ta leHssa gesehen hatte. Beide hatten »Der Flug über Berge« zitiert.

    hi Sa’a hatte auch gesagt: »Die Feste haben Sie nicht erreicht. Und beten Sie zu esLi, dass Sie sie auch nie erreichen werden.«
    Etwas an Jackies momentaner Situation roch ganz verdächtig nach Schmach. In diesem Moment konnte sie eine Gefahr weder voraussehen noch verhindern. Und nun wollte Djiwara sie jemandem vorstellen, der weiter oben in dieser Organisation angesiedelt war. War dies das Kopfende der Gefahrvollen Stiege? War sie allein und schutzlos?
    Nein, dachte sie. Es ist nicht das Kopfende der Stiege. Ihre Hand ruhte auf dem Heft des gyaryu , während sie dasaß und wartete. Und weder allein noch schutzlos.
     
    Als der Shuttle auf einem unscheinbaren Felsbrocken andockte, auf dem man mit einfachen Mitteln eine Schiffswerft errichtet hatte, gingen Jackie und Djiwara von Bord und betrachten einen schwach beleuchteten Verbindungsgang, der so aussah, als würde eine einzige Schraube weniger zur Folge haben, dass sämtliche Luft entwich. Das wirkte nun überhaupt nicht wie die Feste der Schmach, zudem war sie sich – nach so vielen Jahren – sicher, dass sie es durch ihr gyaryu bemerkt hätte, wäre esGa’u selbst hier zugegen gewesen.
    Niemand hier ist so wie er, überlegte sie und ließ ihr gyu’u wandern, so weit es ihr möglich war. Aber irgendetwas ist dennoch hier.
    Der Verbindungsgang begann und endete mit einer Schleuse. Die, die ein Stück weit vor ihnen lag, stand bereits offen, grelles Licht aus einem dahinter liegenden Raum fiel durch die

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